Panik vor Feuerwerk Hunde-Experten geben Tipps für Silvester

Panik vor Feuerwerk: Hunde-Experten geben Tipps für Silvester
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Ein Mythos: Eierlikör soll den Hunden an Silvester die Angst vor den lauten Geräuschen nehmen. Doktor Volker Beyer von der gleichnamigen Kleintierpraxis in Haltern sagt dazu: „Empfehlen kann ich das nicht, weil ein Hund keinen Alkohol bekommen sollte.“

Der Alkohol dämpft das Zentrale Nervensystem. Bei kleinen Mengen fühlt man sich entspannt und ruhig. „Genau diese Wirkung spürt der Hund auch“, sagt Beyer, „die Schwierigkeit ist aber zu sagen, wie viel Alkohol man dem Hund geben kann.“ Die Verträglichkeit von Alkohol ist nämlich, wie bei uns Menschen, ganz unterschiedlich. Gewicht und Verträglichkeit spielen eine Rolle.

Es gibt keine allgemeingültige Dosierung. „Das kann schief gehen und der Hund bekommt eine Alkoholvergiftung.“ Empfehlen kann der Tierarzt hingegen zugelassene Medikamente zur Beruhigung für den Hund. Hier gibt es ebenfalls Möglichkeiten aus dem homöopathischen oder cannabidiolen Bereich.

Hundetrainerin Angelika Steiner kennt ebenfalls einige Tipps, mit denen man seinen Hund schon im Vorfeld auf die Silvesterknallerei vorbereiten kann.

Angelika Steiner, warum haben Hunde Angst vor der Silvesterknallerei?

Im Gegensatz zum Menschen wird der Hund nicht von seinem Verstand, sondern von seinem Instinkt geleitet. Der Mensch weiß, es ist Silvester und mit diesem Wissen kann er die damit einhergehenden lauten Geräusche und intensiven Gerüche als ungefährlich einordnen.

Der Hund jedoch nimmt die Umwelt in erster Linie über seine Sinnesorgane wahr und diese sind bei ihm wesentlich ausgeprägter als beim Menschen.

Wie zeigen Hunde ihre Angst?

Anzeichen dafür, dass der Hund Angst hat, können sein:

  • starkes Hecheln
  • zittern
  • zurückgelegte Ohren
  • geduckte Körperhaltung
  • geweitete Pupillen
  • Futterverweigerung
  • panisches Hin- und Herlaufen
  • Rückzug unter oder hinter Möbel
  • eingeklemmte Rute
  • bellen oder jaulen

Nicht so auffällige Angst-Anzeichen können sein, wenn der Hund vermehrt die Nähe seines Menschen sucht oder sich an einen für ihn sicheren Ort zurückzieht. Auch das Belecken der Lefzen oder häufiges Gähnen können erste Anzeichen für Stress sein.

Warum hat nicht jeder Hund Angst vor der Silvester-Böllerei?

Weil Hunde die intensiven Geräusche und Gerüche unterschiedlich bewerten: Während der eine sich in helle Panik versetzt, weil er die Böllerei als lebensbedrohlich bewertet, bleibt ein anderer Hund tiefenentspannt, nach dem Motto „viel Lärm um Nichts“.

Eine weitere große Rolle spielt aus meiner Sicht auch das Verhältnis des Hundes zu seinem Besitzer: Folgt der Hund im Alltag seinem Besitzer und sieht er diesen als Anführer an, fühlt er sich in seiner Nähe automatisch sicherer, als wenn er glaubt, selber die Führungsrolle und damit die Verantwortung zu haben.

Was können Besitzer tun, um ihren Hund zu beruhigen?

In erster Linie Ruhe bewahren. Je entspannter und ruhiger sich der Besitzer verhält, umso besser kann er seinen Hund unterstützen. Der Mensch sollte für den Hund eine sichere Anlaufstelle sein, in dessen Nähe der Hund Schutz und Sicherheit findet. Übertriebenes Trösten oder auf den Hund einreden führen beim Hund eher zu Verunsicherung als zu Entspannung.

Möchte der Hund sich zurückziehen oder verstecken, kann ihm bereits im Vorfeld ein solch sicherer Ort vorbereitet werden. Sucht der Hund die Nähe zum Menschen, sollte ihm diese unbedingt gewährt werden. Ist der Hund bereits in Panik verfallen, hilft nur noch abwarten, bis der Spuk vorbei ist.

Hilfreich können geschlossene Fenster und Rollläden in Kombination mit ruhiger, klassischer Musik sein. Für manche Hunde hat sich ein sogenanntes „Thunder Shirt“ bewährt, das sind spezielle enganliegende Hunde T-Shirts, die durch sanfte Kompression des Hundekörpers beruhigend auf dessen Nervensystem wirken sollen.

Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit einer „Geräusch-Desensibilisierung“ gemacht. Dem Hund wird in für ihn angenehmen Situationen, zum Beispiel während der Fütterung, sehr leise ein Youtube-Video mit Böllergeräuschen vorgespielt. Reagiert der Hund nicht oder nicht mehr auf die leise Böllerei, wird sie von Mal zu Mal lauter gestellt.

Was sollten Besitzer möglichst vermeiden?

Keinesfalls sollte der Hund in eine Box eingesperrt oder alleine gelassen werden. Auch unbedingt sollte es unterlassen werden, den Hund irgendwo anzubinden. Auf diese Art und Weise sind schon schreckliche Unfälle passiert, die bis zum Tod des geliebten Vierbeiners geführt haben.

Last-Minute-Tipps für Silvester?

  • Kauen und Lecken beruhigt. Ein leckerer Knochen oder ein mit Frischkäse gefüllter Kong, können den Hund vielleicht beruhigen und ablenken.
  • Manche Hunde tolerieren auch etwas Watte in den Ohren, so dass die Geräusche etwas abgemildert werden.
  • Den Hund tagsüber müde machen und körperlich auslasten.

Hinweis: Dieser Artikel ist erstmals im Dezember 2020 erschienen.