Gegen die Online-Angst Seniorenbeirat Haltern startet neue Digitalisierungsoffensive

Gegen die Online-Angst von Senioren: Neue Digitalgiserugsoffensive
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Die Argumente sind immer wieder ähnlich, wenn ältere Menschen begründen, warum sie kein Internet nutzen: „Kein Interesse, zu kompliziert, kein Vorteil, machen Familie und Freunde für mich.“

Das möchte der Seniorenbeirat Haltern ändern. „Wer sich der Digitalisierung verschließt, wird Schritt für Schritt von immer mehr Bereichen des Lebens ausgeschlossen“, sagt Vorsitzender Rüdiger Haake.

Beim Thema Online-Banking gibt es noch ein weiteres Argument: „Das ist mir zu unsicher“. Mit diesem Vorurteil möchte der Seniorenbeirat aufräumen und lädt deshalb zusammen mit der Volksbank Westmünsterland zu einem Vortag ins Alte Rathaus ein: „Online-Banking für Anfänger“ steht am 11. März (Dienstag) um 15 Uhr auf der Tagesordnung. Sebastian Stierle und Mathis Verwold von der Volksbank Westmünsterland eG stehen mit Rat und Tat zur Verfügung.

Praktische Übungen

„Wir veranstalten diese Schulung im Rahmen unserer Jahreszeitencafés“, sagt Rüdiger Haake, der das Programm zusammen mit Otto Rafalski vorstellte. „Ein Computer-Arbeitsraum würde eher vorhandene Ängste noch verstärken, die Einführung soll in gemütlicher Atmosphäre über die Bühne gehen. Wir wollen Schwellenängste abbauen.“

Die Volksbank Mitarbeiter bieten einen Einführungsvortrag an. Der Impulsvortrag erfolgt anhand einer Power Point Präsentation. Nach der Präsentation können sich interessierte Kunden direkt freischalten lassen.

Sebastian Stierle von der Volksbank Westmünsterland informiert zum Thema Online-Banking.
Sebastian Stierle von der Volksbank Westmünsterland informiert zum Thema Online-Banking. © privat

Bisher nutzen 50 Prozent der Volksbank-Kunden das Online-Banking, grade unter älteren Mitbürgern sei der Anteil deutlich geringer, so Stierle. „Auch wir als Bank haben ein Interesse daran, das zu ändern, weil das Online-Banking viele Vorteile bietet.“ Die Veranstaltung im Alten Rathaus ist natürlich grundsätzlich auch für Nicht-Volksbank-Kunden geeignet.

Mit dem Vorurteil des unsicheren Online-Bankings möchte auch Otto Rafalski aufräumen. „Überweisungen auf Papier sind keineswegs sicherer“, sagt er. „Und man muss unterscheiden zwischen Betrugsmaschen, denen vor allem Senioren zum Opfer fallen und solchen Geschäftsvorgängen wie dem Online-Banking, das ja auch viele Wege erspart, die man dann nicht mehr machen muss.“

10 bis 15 Prozent „Offliner“

Online-Banking ist aber nur ein Aspekt der Digitalisierung, in dem der Seniorenbeirat Vorurteile und Ängste abbauen will. „Ob es das Einkaufen an der Scanner-Kasse im Supermarkt ist, das Parken in Parkhäusern, das zunehmend nur noch digital erfasst wird oder die elektronische Patientenakte: In allen Lebensbereichen hält die Digitalisierung Einzug, der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Und wenn ich jetzt die ersten Schritte verpasse, dann schaffe ich die zweiten und dritten ganz sicher nicht mehr“, sagt Rüdiger Haake.

Digitalisierung bietet auch für ältere Mitbürger viele Vorteile, findet der Seniorenbeirat Haltern.
Digitalisierung bietet auch für ältere Mitbürger viele Vorteile, findet der Seniorenbeirat Haltern. © picture alliance/dpa

10 bis 15 Prozent der älteren Generationen seien sogenannte „Offliner“, sagt Rüdiger Haake, auch in Haltern. Der größte Anteil findet sich in der Generation, die vor 1945 geboren ist, gefolgt von der Nachkriegsgeneration (68 bis 77) und den sogenannten Babyboomern (58 bis 67 Jahre). Diese Zahlen nennt der Digital-Index Deutschland (eine jährlich herausgegebene Studie, die untersucht, wie die Gesellschaft mit Veränderungen umgeht, die mit der Digitalisierung einhergehen).

Digitaltreff in Haltern

Eine weitere Initiative des Halterner Seniorenbeirats zielt deshalb in die Richtung, einen regelmäßigen Digitaltreff in Haltern einzurichten, der möglichst wöchentlich Raum für individuelle Fragen zu allen Anwendungsbereichen rund ums Internet bietet.

„Ähnliches gibt es bereits beim Seniorenbeirat in Recklinghausen oder auch in Kooperation mit der VHS in Waltrop“, sagt Rüdiger Haake. „Mit dieser Zielrichtung haben wir auch einen Antrag an die Mitgliederversammlung der Landesseniorenvertretung NRW gestellt. Wir wollen Brücken bauen, damit ältere Mitbürger nicht von der technologischen Entwicklung abgehängt werden.“