Die Organisatorinnen Maike Thomas, Ulrike Doebler und Marlies Wesseler, seit vielen Jahren politisch aktiv, zeigten sich überwältigt vom regen Zulauf. „Mit dem Gedanken, auch in Haltern eine Ortsgruppe zu gründen, haben wir uns schon lange getragen“, erklärte Maaike Thomas.
Ihre aktive Teilnahme an Demos gegen Rechtspopulismus und die hohen Umfragewerte der AfD hätten zu ihrem Entschluss beigetragen, sich allen Formen von Ausgrenzung der Menschen mit Migrationshintergrund, Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Verschwörungsideologien, Stigmatisierung, Hass, Hetze und Gewalt sowie Anti-Feminismus entgegenzusetzen.
„Die ‚Omas gegen Rechts‘ erleben in den letzten Wochen enormen Zulauf in ganz Deutschland, geradezu wie ein Lauffeuer. Das war für uns wie eine Initialzündung“, ergänzte Ulrike Doebler, die wie ihre Kolleginnen die Überparteilichkeit ihrer Initiative betont, „natürlich sind bei uns nicht nur Omas willkommen, sondern Menschen jeden Alters und jeden Geschlechts.“
Einst Propaganda, heute Fakenews
Was die ältere Generation eine, sei der zeitlich geringere Abstand zu den Schrecken des Faschismus. Maaike Thomas: „Wir leisten schon seit ewigen Zeiten Erinnerungsarbeit. Wir haben immer gedacht, das kommt nie wieder. Deswegen ist es uns wichtig, Menschen einen Rahmen zu geben, sich an Demos und Aktionen zu beteiligen.“ Aufklärung tue Not. Was früher die Propaganda gewesen sei, übernähmen heute die Sozialen Medien mit der Verbreitung von Fakenews.
Weit über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter nicht nur Halterner, drängten sich am Donnerstagabend (30. Januar) im Saal des Café Zentral. Längst nicht alle passten in den Raum, viele standen vor dem Eingang. Nicht nur Seniorinnen, sondern Frauen und Männer jeden Alters zeigten mit ihrer Anwesenheit ihr großes Interesse, sich gegen rechte Strömungen aktiv einzusetzen.

Stein in der Brandmauer
Marlies Wesseler gab zu Beginn einen kurzen Überblick in die Entstehung der Omas-gegen-Rechts-Initiative, der sich – 2017 in Österreich gegründet und seit 2018 deutschlandweit aktiv – nun auch im Umkreis von Haltern immer mehr Orte mit eigenen Ortsgruppen anschließen.
„Die Shoah begann nicht mit Ausschwitz. Sie begann mit dem Schweigen und Wegschauen der Gesellschaft“, zitierte sie die Holocaust-Überlebende Eva Szepesi, „wir möchten Menschen erreichen, die sich nicht in einer Partei organisieren wollen, um sich gegen den Rechtspopulismus zu wehren. Ich glaube, gemeinsam schaffen wir das. Jeder einzelne ist ein Stein in der Brandmauer!“

Der enorme Andrang am Gründungsabend gab den drei Initiatorinnen recht. Viele Besucherinnen und Besucher beteiligten sich rege, um Ideen für kommende Aktivitäten und Aktionen zu sammeln: wie Bollerwagen- oder Kofferdemos zur Erinnerung und Mahnung an Deportationen, das Verschicken von Brandbriefen und Mahnwachen.
Mehr als 100 Ortsgruppen
Mehr als 100 lose organisierte Ortsgruppen mit über 15.000 Mitgliedern zählt die Initiative derzeit – nun ist auch Haltern dabei. Ihre erste gemeinsame Aktion plant die Halterner Gruppe bereits für den 14. Februar (Freitag), wo sich die Mitglieder mit eigenen Plakaten an der Demonstration „Zusammen Halte(r)n für Demokratie“ beteiligen will. Treffen ist um 16.45 vor dem Alten Rathaus. Die Demo beginnt um 17 Uhr.