Die beiden Mädchen waren drei und zehn Jahre alt, als die Mama sie vor die Handy-Kamera stellte. Entstanden sind minutenlange Kinderporno-Videos und ganze Serien von Nacktfotos. Seit Montag steht die 35-Jährige aus Haltern vor Gericht – und kann offenbar selbst nicht fassen, was passiert ist.
Es war Ende 2019, als sie die ersten Bilder und Filme aufgenommen hat. Die Angeklagte wohnte damals noch in Oer-Erkenschwick. „Ich habe nicht viel nachgedacht“, sagte sie zum Prozessauftakt am Essener Landgericht. „Heute weiß ich, dass ich den Kindern unwahrscheinliches Leid angetan habe.“

Die kinderpornografischen Dateien soll ihr damaliger Geliebter eingefordert haben. Die Angeklagte hatte von einer gemeinsamen Zukunft geträumt, von einer richtigen Familie. Doch der Mann, der ihr in schwierigen Lebensphasen immer zur Seite gestanden hatte, war offenbar nur an ihren Töchtern interessiert.
„Anfangs habe ich das gar nicht gemerkt“, sagte die 35-Jährige den Richtern. „Das war ein schleichender Prozess.“ Selbst als ihr Partner gesagt habe, dass er gerne mehr Zeit mit den Mädchen verbringen würde, habe sie noch keinen Verdacht geschöpft. Doch dann sollen immer deutlichere Anweisungen erfolgt sein, was sie mit den Kindern machen solle. Auch sie selbst ist auf vielen Filmen und Fotos zu sehen.
„War nicht standhaft genug“
Warum sie nicht irgendwann die Not-Bremse gezogen hat? „Ich bin die ganze Zeit mit einer rosaroten Brille durch die Gegend gelaufen“, sagte die 35-Jährige im Prozess. Ihr sei zwar klar gewesen, dass sie Grenzen überschreite. Ihr Partner habe es aber immer wieder geschafft, ihre Bedenken beiseite zu wischen. „Ich war einfach nicht standhaft genug.“ Außerdem sollen auch diese Worte gefallen sein: „Stell dich nicht so an. Das ist für unsere gemeinsame Zukunft.“
Die Filme und Foto-Serien zeigen die beiden kleinen Mädchen in der Badewanne, im Wald oder im Garten. Auch Sexspielzeug ist zu sehen. Im Hintergrund gibt die Angeklagte Anweisungen. Einmal ruft eines der Kinder laut „aua“. Die Dateien hat sie später ihrem Partner geschickt – und dafür auch Geld erhalten. In der Anklage ist von Zuwendungen in Höhe von rund 1.600 Euro die Rede.
„Eine dankbare Abhängigkeit“
Die 35-Jährige hatte den etwas älteren Mann auf der Arbeit kennengelernt. Er war ihr Chef und noch verheiratet, sprach aber angeblich immer davon, dass er sich von seiner Ehefrau trennen wolle. Außerdem machte er teure Geschenke. Winterkleidung zum Beispiel. Auch für die Kinder. „Für mich war das eine dankbare Abhängigkeit“, so die Angeklagte. „Außerdem hatte ich einfach Angst davor, wieder allein zu sein.“
Als die Ermittler ihrem Partner schließlich auf die Spur kamen, wurde auch die Wohnung der 35-Jährigen durchsucht. Sie wohnte inzwischen wieder in Haltern. Auch das Jugendamt hatte sich damals eingeschaltet. Dabei wurde die Angeklagte offenbar eindeutig vor ihrem Partner gewarnt. Im vergangenen Sommer folgte schließlich ihre eigene Festnahme. Seitdem sitzt die zweifache Mutter in Untersuchungshaft. Die Kinder sind bei Pflegeeltern.
Rote Linie gezogen
Erzählt haben die Mädchen damals nichts. „Die haben das einfach mitgemacht“, sagte die Angeklagte den Richtern. „Ich habe aber versucht, die Aufnahmen so weit wie möglich heimlich zu machen.“ Eine rote Linie gab es für sie angeblich trotzdem. „Er war nie mit den Mädchen alleine. Obwohl er das wollte.“
Das Strafverfahren gegen ihren damaligen Partner liegt bei der Staatsanwaltschaft Münster. Wie am Rande des Prozesses bekannt wurde, soll er zu mehreren Müttern Kontakt aufgenommen haben, um an Kinderpornos zu kommen. „Für mich war das unvorstellbar, mal in solche Kreise zu geraten“, so die 35-Jährige. Da sie in diesem Fall aber sogar selbst Täterin war, droht ihr eine hohe Haftstrafe. Der Prozess wird fortgesetzt.