Monitor-Chef Georg Restle im Interview „Bevölkerung erkennt, wie gefährlich AfD-Ideen sind“

„Die Bevölkerung erkennt, wie gefährlich AfD-Vorstellungen sind“
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Dreimal wurde das für seine investigativen Recherchen bekannte Polit-Magazin „Monitor“ (WDR) bereits mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet - zuletzt für seine kontinuierlichen, haltungsstarken Berichte über Rechtsextremismus. Leiter Georg Restle, der nach einem Kommentar in einem Schreiben aus dem rechtsextremen Spektrum mit Mord bedroht wurde, macht weiter deutlich, dass die AfD Werte unserer Demokratie infrage stellt.

Nun ist seine Redaktion für zwei weitere Preise nominiert - unter anderem für herausragende Recherchen zum Thema Migration. Zuletzt porträtierte sie Städte, in denen Geflüchtete gut integriert werden, sogar schnell reguläre Arbeitsverträge abschlossen. Im Interview verriet Georg Restle, wie es dazu kam.

Ist eine Kleinstadt wie Hebertshausen ein Modell für Deutschland?
Uns ist wichtig, klarzumachen, dass das Gerede, dass Deutschland überfordert ist, nicht die ganze Wahrheit ist. Dass es Kommunen gibt, die mit Migration sehr gut klarkommen. Wir haben ja nicht nur Herbertshausen gezeigt, sondern noch einen Film über andere Kommunen gemacht...

Wir freuen uns, dass unsere Nachbarstadt Haltern am See dabei ist. Auch Rüsselheim und Marburg. Wie kam Ihr Team auf diese Städte?

Nach dem ersten Bericht hatten wir viele Rückmeldungen bekommen von Kommunen, die gesagt haben „wir schaffen das eigentlich auch ganz gut“. Und dann sind wir einfach hingefahren, weil uns interessiert hat, warum. Nach 2015 haben viele Kommunen dazugelernt. Wir hatten das Gefühl, das kommt in der Berichterstattung gar nicht mehr vor. Migration wird nur noch als Problem, aber nicht mehr als Chance begriffen. Deswegen haben wir diese Filme gemacht.

Was machen diese vier Städte gemeinsam richtig?

Das Wichtigste ist, einer guten Zivilgesellschaft, die sehr engagiert ist, eine Chance zu geben. Der zweite Punkt ist, das Thema Migration nachhaltig und langfristig planerisch anzugehen, zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken.

Wie bekommen andere Städte das besser hin?

Es ist wichtig, dass die Kommunalverwaltungen Migration nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance begreifen. Wir wissen, dass wir in vielen Bereichen in Deutschland ohne Migration nicht mehr klarkommen, in Pflege- und Handwerksberufen. Wenn man alle zusammenbringt - Unternehmer, Zivilgesellschaft und Stadtverwaltung -, dann gelingt das in der Regel ganz gut. Zumindest haben wir das bei den Kommunen beobachtet, über die wir berichtet haben.

Wahlforscher sehen in der Migrationspolitik den Grund für den Ruck nach rechts. Jetzt demonstrieren Hunderttausende gegen Rechtsradikalismus. Gibt es den Ruck zurück? Eine Gegenbewegung?

Das muss man beobachten. Aber sicher ist es richtig, dass dies nicht nur Demonstrationen gegen die AfD und Rechtsextremismus sind, sondern auch gegen die Vorstellung einer Deportation von Millionen Menschen. Herr Krah, der europapolitische Spitzenkandidat für die AfD, redet von bis zu 25 Millionen. Höcke redet von 30 Prozent der deutschen Bevölkerung und ich glaube, dass die deutsche Bevölkerung zunehmend erkennt, wie gefährlich und wie schädlich das ist. Nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft in diesem Land.

Dreimal hat Monitor den Grimme-Preis bekommen, jetzt sind Sie mit Ihrem Team wieder nominiert. Welchen Stellenwert hat für Sie ein Grimme-Preis für journalistische Leistungen?

Wir sind sogar doppelt nominiert in diesem Jahr. Der Grimme-Preis ist sehr wichtig für uns, weil er deutlich macht, dass es da draußen eine Zivilgesellschaft gibt, die sagt: Es braucht diese Art von Journalismus, der mit speziellem Blick auf Dinge schaut, die sonst in der Berichterstattung eher seltener vorkommen. Diese Wertschätzung freut uns, weil wir das stellvertretend für die Wertschätzung der Gesellschaft wahrnehmen.

In vielen Städten protestieren Tausende gegen Deportations-Vorstellungen und Rechtsextremismus. Hier sorgten die Marler für ein Fahnenmeer vor dem Theater.
In vielen Städten protestieren Tausende gegen Deportations-Vorstellungen und Rechtsextremismus. Hier sorgten die Marler für ein Fahnenmeer vor dem Theater. © Patrick Köllner

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