Seit gut einem Jahr tragen die Menschen Mundschutz. Sollte die Pandemie eingedämmt sein, können sich viele laut einer Studie vorstellen, auch weiter eine Maske zu tragen. Die Halterner auch?
Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Augsburger Allgemeinen haben sich 44,7 Prozent der Teilnehmer dafür ausgesprochen, auch nach der Corona-Pandemie weiter Maske zum Schutz vor Krankheiten tragen zu wollen.
41,9 Prozent der Befragten würden dagegen die Maske sofort an die Seite legen. Die restlichen Teilnehmer sind unentschieden.
Nur 519 Grippe-Fälle in ganz Deutschland durch Corona-Maßnahmen
Fakt ist: Durch die geltenden Corona-Maßnahmen mit Mindestabständen, Hygiene, Empfehlungen zum Lüften von Räumen, Homeoffice-Regelungen, zeitweisen Schulschließungen und eben Masken ist beispielsweise eine Grippewelle komplett ausgeblieben. Im April teilte das Robert-Koch-Institut mit, dass es „die wohl schwächste Grippe-Saison seit Jahrzehnten in Deutschland “ war. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland nur 519 im Labor bestätigte Fälle.
Dieses Beispiel könnte ein guter Grund sein, um auch in Zukunft weiter Masken zu tragen. Wie werden es die Halterner in Zukunft halten? Eine entsprechende Nachfrage auf unseren Social-Media-Kanälen erreichte eine große Resonanz.
„Der Maulkorb stört mich am meisten von allem!“
Auf die Frage, ob sie auch nach der Pandemie eine Maske tragen würden, sagten viele Halterner: „Ich bin froh wenn ich den Schnutenpulli nicht mehr brauche“ oder „Ich bin froh, wenn ich den Lappen nicht mehr tragen muss und wieder frei atmen kann“ sowie „Nein, definitiv nicht! Der Maulkorb stört mich am meisten von allem!“
Auch Felix Niehoff sieht das so, er distanziert sich aber klar vom Begriff „Maulkorb“: „Sobald die Gefahr für die Gesellschaft vorüber ist, sollten wir zur Normalität vollständig - also ohne Maske - zurückkehren.“ Er sagt aber auch: „Aber klar ist es jedem freigestellt, dann noch Masken (z. B. zum Selbstschutz FFP-Masken mit Ventil ) zu tragen.“
Den Menschen wieder ins Gesicht schauen können
Für Manuela Albers ist noch ein anderer Aspekt beim Ende der Maskenpflicht wichtig: „Ich freue mich darauf, endlich wieder Menschen zu sehen, mit einem Lächeln im Gesicht.“ Unterstützung bekommt sie von einer anderen Frau. Auch sie möchte den Menschen wieder ins Gesicht schauen können und ein Lächeln sehen statt nur Masken.
Für eine andere Halternerin ist es „belastend“, eine Maske zu tragen: „Ich kämpfe jedes Mal mit Schwindel und dadurch ausgelösten Migränen.“ Abgesehen davon möchte sie wieder die Emotionen im Gesicht der anderen sehen können „und nicht das Gefühl haben, dass alle vermummt sind. Nicht umsonst haben wir dieses Verbot, es hat seine Berechtigung.“
Maskenpflicht in Lebensmittelläden, Arztpraxen oder Krankenhäusern
Fabio Zadrozny betrachtet das Thema etwas differenzierter: „Ich bin der Meinung, dass es an einigen Orten wie zum Beispiel Lebensmittelläden, Arztpraxen oder Krankenhäusern weiterhin sogar Pflicht sein sollte, Maske zu tragen aus hygienischen Gründen. Ansonsten bin ich gerne bald wieder ohne Maske unterwegs.“

Einige könnten sich vorstellen, auch nach der Pandemie Masken zum Beispiel in Arztpraxen zu tragen. © picture alliance/dpa
Eine andere Halternerin ist dagegen weiter für eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen: „Ich finde, das Tragen einer Maske ist ein einfaches und doch wirksames Instrument, um sich und andere zu schützen. Wenigstens in geschlossenen Räumen mit Publikumsverkehr sollte dies weiterhin verpflichtet sein.“
Maske nur zu bestimmten Zeiten tragen
Andere denken darüber nach, zumindest zeitweise eine Maske zu tragen: „Ich denke, zumindest in den Wintermonaten. Hatte in diesem Jahr keinerlei Erkältung.“ Oder: „Wenn die Grippewelle kommt: ja!“.
Andere halten andere Maßnahmen für effektiver: „Abstand halten macht für mich mehr Sinn als Maske tragen“, sagt beispielsweise Matthias Kraft.
Insgesamt muss man sagen, dass die Mehrheit der Menschen, die an unserer nicht repräsentativen Umfrage teilgenommen haben, nach der Pandemie sofort auf Masken verzichten wird. Doch wann könnte es überhaupt soweit sein, dass die Maskenpflicht abgeschafft wird?
Niedersachsen macht Rückzieher
Angesichts sinkender Inzidenzwerte wird hier und da über ein Ende der Maske nachgedacht. Die Reaktionen auf das Vorhaben des Bundeslandes Niedersachsen, die Maskenpflicht im Einzelhandel in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 fallenzulassen, zeigen aber: So schnell wird das wohl nichts. Nach Kritik auch aus der Bundesregierung machte das Land einen Rückzieher. Und aus Expertensicht ist das auch gut so.

Einige halten Maßnahmen wie Abstand halten in Zukunft für effektiver als Masken zu tragen. © Pia Stenner (A)
„Frühestens, wenn wir Impfquoten von 70 bis 80 Prozent erreicht haben, könnte man darüber nachdenken“, sagt der Virologe Friedemann Weber von der Uni Gießen der Deutschen Presse-Agentur. Er meint vollständig Geimpfte. Der eingeschlagene Weg sollte aus seiner Sicht beibehalten werden. „Eine Aufhebung der Maskenpflicht im Einzelhandel wäre gerade das völlig falsche Signal und sehr kurzsichtig gedacht.“ Zumal der Aufwand, Maske zu tragen, gering sei - der Gewinn für die Pandemie-Bekämpfung hingegen groß.
Höhere Infektionsgefahr in Innenräumen
Die Infektionsgefahr in Innenräumen ist nach Einschätzung von Aerosolforschern deutlich höher als an der frischen Luft. Daher sollte die Maskenpflicht nach Meinung von Gerhard Scheuch, dem früheren Präsidenten der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, auch zuerst bei Outdoor-Aktivitäten wie etwa Zoobesuchen aufgehoben werden, bevor man den Einzelhandel angeht.
Dass korrekt getragene Masken die Verbreitung der Coronaviren deutlich bremsen können, zeigt eine Studie eines internationalen Teams um Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz: Um die Reproduktionszahl - die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt - von etwa drei auf unter eins zu reduzieren, müssten demnach mindestens 60 bis 70 Prozent der Menschen chirurgische Masken korrekt anwenden. Bei FFP2-Masken wären es etwa 40 Prozent. „Bei infektiöseren Varianten von Sars-CoV-2 müssten die Raten entsprechend höher sein“, heißt es.
„Masken werden eine wichtige Schutzmaßnahme bleiben“
Daher sollten wir uns darauf einstellen, dass solche Masken uns noch lange begleiten werden. Christian Witt, Leiter des Forschungsbereichs Pneumologie an der Charité Berlin, prognostiziert: „Masken werden eine wichtige Schutzmaßnahme gegen Sars-CoV-2-Infektionen bleiben - sogar für geimpfte Personen, speziell wenn der Impfschutz mit der Zeit nachlässt.“
Mit Material von dpa.
Benjamin Glöckner hat Germanistik und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen studiert. Für Lensing Media arbeitet er seit 2001. Er schrieb und fotografierte schon für die Lokalredaktionen Dortmund, Münster, Selm, Dorsten und Haltern.
