Nur ein paar Rohre: An dieser Schnittstelle kommt der grüne Wasserstoff im Marler Chemiepark an.

© Jürgen Wolter

Mammutprojekt: Haltern wird Teil der Wasserstoffregion Emscher-Lippe

rnGrüner Wasserstoff

Grüner Wasserstoff kann klimaneutraler Energieträger der Zukunft werden. Viele Akteure fördern jetzt ein Mammutprojekt, von dem auch Haltern profitiert.

Haltern

, 16.08.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein Mammutprojekt, das von einem breiten Bündnis getragen wird: Anderthalb Jahre wurde am Konzept gearbeitet, über 40 Projekte sind entwickelt worden. Jetzt stellte ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einen konkreten Fahrplan für die Wasserstoffregion Emscher Lippe (H2EL) vor.

Auch Haltern wird davon profitieren. Der geplante neue Wirtschaftscampus auf dem ehemaligen Wasag-Gelände soll komplett mit grünem Wasserstoff - also CO2-neutral - versorgt werden. Der Energie- und Umweltcampus auf dem Halterner Gelände wird dank der Umwandlung und Speicherung des Überschussstroms aus Windkraft und des PV-Stroms, den die Quarzwerke am Wochenende nicht benötigen, klimaneutral in Bezug auf die Wärme- und Stromversorgung.

Energiecampus auf dem ehemaligen WASAG-Gelände

Bis es soweit ist, sind noch erhebliche Anstrengungen notwendig und diese wollen viele Partner jetzt gemeinsam angehen, um die gesamte Emscher-Lippe-Region zur Vorreiterregion zu machen. Wasserstoff gilt als zukunftsträchtiger, umweltverträglicher Energieträger - wenn er mit Hilfe von Strom aus regenerativen Energien erzeugt wird, also durch von Wind- oder Solartenergie. Dann steht er für eine komplett klimaneutrale Energieversorgung.

Das ehemalige Wasag-Gelände soll ein Energie- und Umweltcampus werden.

Das ehemalige Wasag-Gelände soll ein Energie- und Umweltcampus werden. © Jürgen Wolter

Mit der Roadmap H2EL, die jetzt vorgestellt wurde, ist der Weg vorgezeichnet, den die Projektpartner gehen wollen: Ziel ist es, die industrielle Basis der Region zu sichern und neue Arbeitsplätze in zukunfts­sicheren Branchen zu schaffen. „Nach dem blauen Himmel an der Ruhr kommt jetzt die grüne Industrie an Emscher und Lippe“, sagte Landrat Bodo Klimpel, gleichzeitig Präsidiumsvorsitzender der WiN Emscher-Lippe GmbH.

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Bis 2030 wollen private und öffentliche Partner rund eine Milliarde Euro in das Projekt investieren. Die Region verfolgt dabei einen pragmatischen Ansatz: „Wir nutzen die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen, um so schneller und kostengünstiger eine Wasserstoffwirtschaft aufzubauen als andere Regionen“, sagte Bodo Klimpel.

Wasserstoff-Pipeline ins Emsland

Einige Voraussetzungen dazu sind bereits vorhanden bzw. werden geschaffen, so etwa das Wasserstoffkompetenzzentrum in Herten. Der zentrale Baustein auf dem Weg zur grünen Industrieregion sei außerdem die Nutzung und der Ausbau der Infrastruktur, erklärte dazu Regierungspräsidentin Dorothee Feller. Schon jetzt gehe von der Emscher-Lippe-Region die längste Wasserstoff-Pipeline Deutschlands aus.

Breites Bündnis für Wasserstoffregion Emscher-Lippe (v.l.): Dorothee Feller, Regierungspräsidentin Münster, Dr. Jochen Grütters, stellv. Hauptgeschäftsführer IHK Nord Westfalen, Bodo Klimpel, Landrat Kreis Recklinghausen, Karin Welge; Oberbürgermeisterin Gelsenkirchen, Bernd Tischler, Oberbürgermeister Bottrop, Lars Baumgürtel, Vizepräsident IHK Nord Westfalen, Thomas Harten, Geschäftsführer Handwerkskammer Münster, und Mark Rosendahl, Geschäftsführer DGB Region Emscher-Lippe.

Breites Bündnis für Wasserstoffregion Emscher-Lippe (v.l.): Dorothee Feller, Regierungspräsidentin Münster, Dr. Jochen Grütters, stellv. Hauptgeschäftsführer IHK Nord Westfalen, Bodo Klimpel, Landrat Kreis Recklinghausen, Karin Welge; Oberbürgermeisterin Gelsenkirchen, Bernd Tischler, Oberbürgermeister Bottrop, Lars Baumgürtel, Vizepräsident IHK Nord Westfalen, Thomas Harten, Geschäftsführer Handwerkskammer Münster, und Mark Rosendahl, Geschäftsführer DGB Region Emscher-Lippe. © WiN Emscher-Lippe GmbH WiN

Das vom Bund geförderte Projekt GET H2 werde ein öffentlich zugängliches Netz schaffen, das die Wirtschaft mit grünem Wasserstoff aus dem Emsland versorgt und perspektivisch die Wasserstoffregion Emscher-Lippe mit den Nordseehäfen Rotterdam, Antwerpen und Wilhelmshaven und dem Rheinland verbindet. Der Chemiepark Marl wird bereits an diese Pipeline angeschlossen.

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Auch in Sachen Mobilität verfolgt das Projekt große Ziele: Im Jahr 2030 sollen 1000 Lkw, 120 Busse und 100 Müllfahrzeuge von Brennstoffzellen angetrieben werden und in jeder Stadt mindestens eine Wasserstofftankstelle vorhanden sein. Ihr Antrieb erfolgt durch eine Reaktion des Wasserstoffs mit Sauerstoff, aus dem Auspuff kommt nur: Wasserdampf. In einer Roadshow werden erste Projekte in den nächsten Monaten der Öffentlichkeit vorgestellt.