Diese Tat hat schlimme Spuren hinterlassen. Vor etwas mehr als anderthalb Jahren sollen drei 16-jährige Mädchen auf dem Schützenfest in Haltern plötzlich in ein nahes Wäldchen gezerrt und massiv sexuell bedrängt worden sein. Jetzt steht einer der mutmaßlichen Täter vor Gericht.
Es war der 9. Juni 2023, als die Schülerinnen am Autoscooter auf drei junge Männer trafen. Laut Anklage wurden sie kurz darauf gepackt und weggezogen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie sich nach Kräften gewehrt und dabei auf Englisch gerufen haben: „Nein! Stopp! Ich will das nicht!“ Doch sie waren nicht stark genug. Die ihnen bis dahin völlig unbekannten Männer sollen sie im Wald zu Boden gerissen, am ganzen Körper begrabscht und gegen ihren Willen geküsst haben. Mit dramatischen Folgen.
„Danach war unser Leben anders“, sagte eine der Mütter den Richtern am Mittwoch mit leiser Stimme. Dann kämpfte sie mit den Tränen, konnte erst nach einer langen Pause weitersprechen. „Alles, was meine Tochter an Leichtigkeit und Selbstbewusstsein hatte, ist ihr in dieser Nacht genommen worden.“
Die angehende Abiturientin habe niemanden mehr an sich herangelassen. „Sie kam manchmal kaum noch aus dem Bett, hat aufgehört zu essen.“ Sogar die Schule musste schließlich abgebrochen werden, weil nicht absehbar gewesen sei, ob und wann sich ihre Tochter wieder stabilisiere. Auch von Suizidgedanken war vor Gericht die Rede.
Bei der Festnahme geschmunzelt
Der Angeklagte war damals sofort festgenommen worden und verbrachte eine Nacht im Polizeigewahrsam. Schuldgefühle hatte er nicht. „Er und seine Bekannten haben die ganze Zeit geschmunzelt und sich in einer anderen Sprache unterhalten – auch, als wir ihnen Handschellen angelegt haben“, erinnerte sich eine Polizistin. „Die haben die ganze Situation überhaupt nicht ernst genommen.“
Von sexuellen Übergriffen will der 25-jährige Syrer auch im Prozess nichts wissen. Nach seiner Schilderung war es die 16-Jährige, die ihn zuerst geküsst und in das nahe Wäldchen gelockt habe. „Da habe ich sie umarmt.“ Außerdem habe man sich weiter geküsst. „Kann sein, dass meine Hand da auf ihren Bauch gerutscht ist.“ Mehr aber nicht.
Mädchen zu Boden gerissen
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass seine Begleiter die beiden anderen Mädchen ebenfalls zu Boden gerissen und massiv sexuell bedrängt haben. Einer der beiden mutmaßlichen Mittäter ist untergetaucht, von dem anderen ist nicht einmal der Name bekannt.
Dass der Fall erst jetzt verhandelt wird, liegt an den langen Ermittlungen. Erst als die DNA-Auswertung vorlag, kam der 25-Jährige in U-Haft. Das war Ende November 2024. Weil er nicht geständig ist, müssen auch die Mädchen vor Gericht als Zeuginnen aussagen.

Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag ist ursprünglich am 5. Februar 2025 erschienen.