Firmengründer Lisa Bromenne und Jonas Bergmann In Kanada entdeckten sie ihren Lebenstraum

Lisa Bromenne und Jonas Bergmann: In Kanada den Lebenstraum entdeckt
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Mitten in der Prärie von Kanada, in der Provinz Saskatchewan, zwölf Kilometer vom nächsten Nachbarn entfernt und nur umgeben von Getreidefeldern verbrachten Architektin Lisa Bromenne aus Lippramsdorf und Bauingenieur sowie Zimmerer Jonas Bergmann aus Herzlake (Emsland) die bislang aufregendste Zeit ihres Lebens. Gut ein Jahr lebten und arbeiteten sie in Kanada, mal in ihren Berufsfächern, mal als Helfer bei der Getreideernte. Mit einem gemeinsamen Lebensplan kehrten sie zurück.

Sie gründeten eine eigene Firma. Unter dem Namen „lj buildings“ bieten sie Leistungen in Architektur, Handwerk und Energieberatung an. Firmensitz ist auf dem elterlichen Hof von Lisa Bromenne an der Dorstener Straße 808. Privat wohnen sie auf der Schwelle zwischen Haltern und Dorsten.

Das etwas abgeschieden gelegene Haus ist „das meiste Kanada, das wir hier kriegen konnten“, beschreibt Jonas Bergmann den Standort, der in seiner Großzügigkeit viel Freiheit und auch ein wenig gewollte Einsamkeit gewährt.

Die Auszeit in Kanada prägt Lisa Bromenne (31) und Jonas Bergmann (29) bis heute. Die beiden sind sicher, dass sie in dem unermesslich weiten Land Erfahrungen fürs Leben gesammelt haben. Nach dem Studium der Architektur beziehungsweise der Zimmererlehre und dem Studium des Bauingenieurswesens arbeiteten beide zunächst in ihren Berufen, vornehmlich in Büros.

„Wir wollten aber einfach mal handwerklich und woanders arbeiten“, erzählt Lisa Bromenne. Sie reisten im Juli 2022 nach Kanada, kauften sich „Bulli Theo“, bauten das Fahrzeug vor Ort zum Wohnmobil um und fuhren mit einem Work-and-Travel-Visum Richtung Saskatchewan. Ziel war eine Farm, auf der ein Freund von Lisas Bruder Jan seit elf Jahren lebt.

Mähdrescher auf einem Getreidefeld.
Dimensionen, wie man sie in Deutschland nicht kennt, lernten Lisa Bromenne und Jonas Bergmann auf einer Farm in Kanada kennen. Auch ohne entsprechenden Führerschein darf man die schweren Maschinen fahren, Lisa und Jonas taten es auch. © Privat

„Wir haben auf der Farm bei der Getreideernte geholfen. Es war eine Super-Chance, um einen Job zu haben und in Kanada anzukommen“, sagt Lisa Bromenne. Tolle Menschen hätten sie im Laufe der Zeit kennengelernt. Auf der Freitag-Farm lebt eine Familie, deren Vorfahren einst von Deutschland nach Kanada ausgewandert sind. „Flaches Land, ewige Weite und nichts“, so beschreibt Lisa Bromenne die Gegebenheiten vor Ort. Nachdem die Ernte eingefahren war, konnten sie sich hier ihrer Leidenschaft zum Handwerk hingeben.

Zunächst bauten sie eine Farmhalle zu einem Warenlager für Ersatzteile und einer Werkstatt aus. Das sei eine Herausforderung gewesen, da in Kanada beispielsweise die Maße in anderen Einheiten berechnet werden als in Deutschland. Sie bauten Bäder für den Farmer und eine neue Küche und dann restaurierten sie eine Scheune aus den 60er-Jahren.

„Andere Farmer reißen alte Scheunen ab, unsere Gastfamilie aber wollte das Erbe bewahren und konnte sich das auch leisten“, erzählt Jonas Bergmann. „Wochenlang haben wir täglich von 7 bis abends 21 Uhr gearbeitet, selbst am Tag unserer Abreise haben wir noch bis 22 Uhr letzten Schliff angelegt.“ Aus der Scheune ist ein außergewöhnliches Schmuckstück geworden.

Ein perfektes Team

Die Baukultur in Kanada, sagen beide, sei grundsätzlich sehr einfach. Nachhaltigkeit und Energieeffizienz spielten überhaupt keine Rolle. „Das ist in Deutschland viel spannender und herausfordernder, Baukultur steht hier für etwas“, findet Lisa Bromenne. „Ohne die Arbeit auf der Farm wären wir niemals auf die Idee gekommen, uns selbständig zu machen.“ Jonas sei Handwerker durch und durch, sie habe Vorstellungen, wie etwas schön werden könne. Dass ihnen das Hand in Hand gut gelingt, wurde ihnen in Kanada klar.

Alte Scheune wird nach Restaurierung wieder schön.
Die alte Scheune brachten Lisa Bromenne und Jonas Bergmann alleine wieder zu altem Glanz zurück. Das erforderte wochenlange Arbeit zwölf Stunden am Tag. © Privat

Ende Juli kehrten sie nach ihren Arbeitseinsätzen, Urlaubsreisen und tausenden gefahrenen Kilometern zurück nach Deutschland, schon wenige Tage danach gründeten sie ihre Firma. Sie hätten in Kanada bleiben können, aber „Deutschland ist unser Zuhause und wir wollen da sein, wo unsere Familien sind.“ Sie haben auch gemerkt, dass in Deutschland vieles gut läuft, das Gesundheitssystem, das Bildungswesen, das Bemühen um Nachhaltigkeit zum Beispiel.

So feiern sie Weihnachten 2023 traditionell bei ihren Familien und nicht wie vor einem Jahr jenseits des Atlantiks in gewählter Einsamkeit und in einer tief eingeschneiten Holzhütte ohne Strom.

Auto vor einem kanadischen Holzhaus
Bulli Theo vor einem typischen kanadischen Holzhaus. Nichts halte hier dem deutschen Standard stand, sagt Architektin Lisa Bromenne, die Holz als Baustoff liebt. © privat

Lisa Bromenne und Jonas Bergmann haben als „lj buildings“ erste Aufträge in Münster, Haltern und Dorsten. Besonders spannend finden sie, bestehende Bausubstanz neu und effizient zu entwickeln. Wenn sie selbst neu bauen würden, dann ohne Beton, aber mit viel Holz. Wie in Kanada, nur nachhaltiger.

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