„Ihr Weg ist unser Ziel“, ist auf der Startseite der „Fischer Bustouristik“ in Haltern zu lesen. Dass das Reiseunternehmen am 1. Mai rund 100 Rechtsextremisten in zwei Bussen zu Versammlungen und Demonstrationen von Dortmund nach Recklinghausen, Lünen und zurück beförderte, hat für den Inhaber üble Folgen.
Auf die Nachricht, die zunächst in den Sozialen Medien verbreitet worden war, reagierten viele Menschen am Tag danach mit heftiger Kritik. Zig Mails erreichten den Unternehmer Thomas Fischer „im Minutentakt“ über das Kontaktformular auf seiner Webseite. Schlimme Beschimpfungen und scharfe Kritik, ja sogar Drohungen habe es gehagelt, sagt der Halterner im Gespräch mit unserer Zeitung.
Eine Möglichkeit, sich zu erklären, sei ihm allerdings nicht eingeräumt worden. „Die angegebenen Mail-Adressen waren alle gefälscht“, berichtet er. Sämtliche Versuche, Kontakt mit den Kritikern aufzunehmen, seien ins Leere gelaufen.
„Das geht uns nichts an“
Nach seinen Angaben hatte eine Privatperson die Busse bestellt. Es sei nicht ersichtlich gewesen, ob es sich dabei um einen Halterner gehandelt habe und welchem Zweck die Reise dienen sollte. „Uns steht gar nicht zu, danach zu fragen, wer die Busse warum bestellt“, meint der Inhaber des Busunternehmens. „Das geht uns nichts an.“
Und so stiegen die rund 100 Neonazis am 1. Mai dann auch in Dortmund in die Busse ein. Von der Polizei wurden sie zu den einzelnen Zielorten eskortiert.

Unter den kritischen Mails ist auch ein Schreiben, das angeblich Bürgermeister Andreas Stegemann aufgesetzt haben soll. „Ich als Bürgermeister versichere Ihnen, dass das Transportieren von Nazis durch den Ruhrpott ein Nachspiel haben wird“, liest Fischer aus der Mail vor. Nach einem Telefonat mit Stegemann habe sich schnell herausgestellt: eine Fälschung.
Schlechte Bewertungen
Die Bewertung seines Reiseunternehmens im Internet habe bereits stark gelitten, erzählt Fischer weiter. Bei den Google-Rezensionen hat es drei von fünf Sternen. Kritische Kommentare auch hier: „Nicht zu empfehlen, fährt sehr weit rechts“, erklärt zum Beispiel Sebastian A.
„Habe nichts damit zu tun“
Thomas Fischer betont ausdrücklich mit Blick auf rechte und rechtsextremistische Strömungen in der Gesellschaft: „Ich habe mit diesen Leuten nichts zu tun.“
Fischer ist besorgt, Stammkunden zu verlieren. Aktuell telefoniert der Halterner mit vielen von ihnen. „Ich muss den Sachverhalt ja schließlich richtigstellen.“
Der Geschäftsinhaber befördert nach eigenen Angaben regelmäßig Mitglieder des islamischen Kulturvereins. Auch für den Verein „Denk dran“, der Gedenkstättenfahrten nach Berlin, Israel und Polen organisiert und durchführt, sei er schon häufig gefahren. „Was sollen die denn jetzt denken?“

Die Angriffe auf den Halterner Unternehmer gipfeln in einer Drohung der Antifa (Antifaschistische Aktion). Diese kündigt an, die Busse des Unternehmens gewaltsam zu beschädigen.
Thomas Fischer hofft, dass ihm so etwas wie am 1. Mai nicht noch einmal passiert. Falls zu erkennen sei, dass es sich bei künftigen Kunden um Personen aus dem rechten oder rechtsextremistischen Spektrum handele, werde er seine Dienste verweigern, sagt er.
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