Mal erfasst sie in ihren Fotos soziale Brennpunkte, mal fängt sie intime Momente ihrer Protagonisten aus nächster Nähe ein: Lena Maria Loose stellt ab dem 22. März zusammen mit Jay Ritchie Fotos im Halterner Könzgenhaus aus. Ihr Thema sind hier Familienformen jenseits gesellschaftlicher Normen und Konventionen unter dem Titel „Genogramm.“
Lena Maria Loose lebt heute in Berlin, stammt aber aus Haltern. Die 39-Jährige hat 2004 in der Seestadt ihr Abitur und danach ein Praktikum bei der Halterner Zeitung gemacht. „Ich hatte angefangen, in Dortmund Kulturwissenschaften zu studieren, dazu brauchte ich das Praktikum“, erzählt sie.
Die Erfahrung bei der Zeitung sei „durchaus okay“ gewesen, aber Lena Maria Loose zog es doch mehr in die Ferne und weg aus der Kleinstadt Haltern. „Das Studium in Dortmund habe ich geändert in Kunst und Deutsch für Lehramt“, sagt sie. Nach dem Bachelor war aber hier zunächst Schluss. Lena Maria Loose ging erstmal auf Reisen.
Traum von der Fotografie
2009 nahm sie in Potsdam ein Masterstudium der Medienwissenschaften auf und arbeitete danach und bis heute an der Hochschule der Künste in Berlin auf einer halben Stelle in einem Stipendienprogramm für internationale Künstlerinnen und Künstler.
„Das hat mich in die Lage versetzt, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, mir aber trotzdem zeitlich die Möglichkeit gelassen, noch ein Studium der Fotografie an der Ostkreuzschule in Berlin dranzuhängen“, sagt Lena Maria Loose. Die renommierte private Akademie wurde von Fotografinnen und Fotografen aus der ehemaligen DDR gegründet. „Sie verfolgt den Ansatz, die soziale Realität in den Mittelpunkt der Fotografie zu stellen und widmet sich nicht der Hochglanz- oder Werbefotografie“, so Lena Maria Loose.

„Fotografie tauchte immer wieder mal in meinem Leben auf“, sagt sie. „Zum Beispiel habe ich im Kunststudium in Dortmund auch schon viel fotografisch gearbeitet. Aber erst hier in Berlin konnte ich mir den Traum erfüllen und mich intensiver der Fotografie widmen.“
Soziale Kontraste
Den sozial-dokumentarischen Ansatz sieht man vielen Fotos von Lena Maria Loose an. In ihrer Abschlussarbeit für die Ostkreuzschule „Bucht“ kommt er deutlich zum Tragen. Sie zeigt Bilder aus der Rummelsburger Bucht, die sich zum Luxuswohnviertel entwickelt. Im Kontrast lebten dazu am See Obdachlose und freie Lebensgemeinschaften zum Teil in Zelten und unter freiem Himmel.
Diesen Kontrast und die Menschen hat Lena Maria Loose über einen längeren Zeitraum fotografisch eingefangen. „Die alternativen Siedlungen gibt es heute aber dort nicht mehr“, sagt sie.

Die Arbeiten, die in der Ausstellung in Haltern gezeigt werden, beschäftigen sich mit neuen und alternativen Familienformen. Lena Maria Loose wirft die Frage nach dem Selbstverständnis der Familie auf, Jay Ritchie stellt das Bild der perfekten Familie infrage und ersetzt es durch das Projekt von Wahlverwandtschaften.
Queere Community
„Wir dokumentieren Formen des Zusammenlebens aus der queeren Community, aus Gruppen von Menschen, die sich nicht an das klassische Kleinfamilienbild halten“, sagt Lena Maria Loose. Dass dieses Thema im Könzgenhaus aufgegriffen wird, also in einer Einrichtung, die sich in der Trägerschaft der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) befindet, ist auch für Lena Maria Loose ein spannender Kontrast.

Lena Maria Loose und Jay Ritchie haben sich erst bei der Konzeption der Ausstellung persönlich kennengelernt und sind durch die ähnlichen Thematiken ihrer Arbeiten in Kontakt gekommen. Lena Maria Loose möchte in Zukunft häufiger auch in kleineren Städten ausstellen. „Dort ist das Thema der alternativen Familienformen sicher weniger präsent als in der Großstadt Berlin“, sagt sie.
Die Gemeinschaftsausstellung „Genogramm“ von Lena Maria Loose und Jay Ritchie wird am Freitag, 22. März um 19 Uhr in Könzgenhaus auf dem Annaberg eröffnet. Die Fotos sind bis zum 19. April montags bis samstags von 10 bis 16 Uhr sowie sonntags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.