Leerstände in der Halterner Innenstadt Wohin entwickleln sich Gantepoth und Mühlenstraße?

Leerstände: Wohin entwickleln sich Gantepoth und Mühlenstraße?
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Leerstände von Geschäften gab es in der Vergangenheit in der Halterner Innenstadt nur vereinzelt. Im Augenblick häufen sie sich aber am Gantepoth (Sport Angersbach, Schmuckdesignerin, Kosmetikstudio, demnächst Sanitätsgeschäft Lückenotto) und auch im hinteren Teil der Mühlenstraße. Wo liegen die Ursachen? Kann man gegensteuern?

Dazu nimmt Christoph Kleinefeld vom Vorstand der Werbegemeinschaft „Haltern am See tut gut“ Stellung. Er sieht eine der Ursachen in den vergangenen beiden schwierigen Geschäftsjahren mit Corona-Pandemie und Inflation. „Die letzten zwei Jahre bleiben manchen Branchen ja nicht einfach in der Jacke hängen“, so Kleinefeld. „Da ging es vielen Unternehmen extrem schlecht. Gleich zwei Krisen hintereinander zu bestehen ist für niemanden einfach.“

Christoph Kleinefeld von der Werbegemeinschaft
Christoph Kleinefeld von der Werbegemeinschaft nimmt zu den Leerständen in der Innenstadt Stellung. © Jürgen Wolter (Archiv)

Leerstandstausch in Haltern

„Geschäfte funktionieren immer da, wo die Menschen sind. Ein Leerstand zieht schnell den nächsten nach“, so Christoph Kleinefeld. „Das ist auch keine neue Weisheit.“ Allerdings sei die Situation in der Halterner Innenstadt etwas komplexer. „Wir haben es tatsächlich auch mit einigem Leerstandtausch zu tun. Vom Gantepoth zieht ein Sanitätsgeschäft in die Mühlenstraße, dann haben wir dort fast gar keinen Leerstand mehr – und das ist gut so.“

„Lage am Gantepoth ist ideal“

Die IHK-Frequenzmessung werde zwar immer an der Rekumer- und Merschstraße vorgenommen, ein Frequenzproblem solle man aber in der Mühlenstraße nicht herbeireden. „Die Rückzüge kamen ja nicht alle unerwartet, sondern waren angekündigt. Ich habe die Hoffnung, dass sich doch wieder Einzelhandel, Ladenhandwerk oder Dienstleister für den Gantepoth finden. Die Lage ist ideal, weil sie zu drei großen Parkplätzen und zum ÖPNV führt. Also sind die Menschen da“, findet Christoph Kleinefeld.

Auch das Kosmetikinstitut Becker am Gantepoth schließt.
Auch das Kosmetikinstitut Becker am Gantepoth schließt. © Jürgen Wolter

„Ideen gab es reichlich“, sagt Christoph Kleinefeld unter Bezug auf die Immobilien-Standortgemeinschaft. „Diesen Verein haben wir gerade aufgelöst. Und irgendwann ist eine gute Gelegenheit einfach auch mal vertan. Wir werden jetzt nicht wieder von vorne anfangen. Außerdem sind die finanziellen Mehrbelastungen bedingt durch inzwischen extrem hohe Grundsteuerbeiträge in Haltern am See für Immobilien-Eigentümer nicht mehr zusätzlich zu finanzieren“.

Zuallererst seien jetzt die Hauseigentümer selbst gefragt. „Am teuersten ist immer ein Leerstand, nicht eine niedrigere Mietpreisforderung. Manchmal hilft auch die Arrondierung von Flächen zu einer größeren – passend für einen Mietsuchenden oder eine Branche.“

Die Stadt Haltern könnte und müsste eigentlich von Seiten ihrer Wirtschaftsförderung unterstützend eingreifen, findet Kleinefeld. Aber es gebe zeitgleich eine enorme Dynamik in der Handelslandschaft: „Große Kaufhäuser sterben, Filialisten ziehen sich zurück, Einkaufscenter kleben geschickt Leerstände zu, Nischenanbieter verschwinden vom Markt, Inhaber-Nachfolger fehlen, Fachkräfte fehlen, Kreditzinsen steigen, Energiekosten explodieren, und, und, und. Wo soll Wirtschaftsförderung denn bitte anfangen? Branchen kann man eigentlich kaum noch steuern, es scheitert oft an ganz anderen Dingen als am geeigneten Mietobjekt.“

Einzelhandelskonzept der Stadt

Die Stadt Haltern verweist auf Nachfrage auf ihr Einzelhandelskonzept. Sie hat das Planungsbüro „Junker+Kruse, Stadtforschung Planung“ im September 2019 mit der Fortschreibung beauftragt. Das Einzelhandelskonzept soll als Beurteilungs- und Abwägungsgrundlage für die Bauleitplanung dienen und somit Planungs- und Entscheidungssicherheit für Politik, Verwaltung, Einzelhandel und Investoren bieten. Die letzte Fortschreibung wurde im Oktober 2021 vom Rat der Stadt beschlossen.

An der Mühlenstraße werden leerstehende Ladenlokale derzeit renoviert.
An der Mühlenstraße werden leerstehende Ladenlokale derzeit renoviert. © Jürgen Wolter

Die Überprüfung des gesamten Einzelhandelsbestandes in der Stadt sowie der ergänzenden Funktionen gehört zu den Fragen, mit denen sich das Planungsbüro beschäftigt, teilt Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier mit. „Die Überprüfung - also auch der Leerstände und Veränderungen - erfolgt diesen Monat“, so Hoffmeier. „Sobald uns die Ergebnisse vorliegen, werden wir sie öffentlich kommunizieren. Aus den Ergebnissen sollen gegebenenfalls entsprechende Handlungsschritte abgeleitet werden, um die Innenstadt attraktiv zu halten.“

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