Latifa Saljuki kommen immer wieder die Tränen, wenn sie von ihrem Heimatland und den Menschen dort spricht. Kinder danken für Mahlzeiten mit Hühnchen, Reis und Bohnen, die ihnen die 70-Jährige dank Spenden aus Haltern reichen kann. „Bist Du Gott?“, fragte ein kleines Mädchen. „Nein“, antwortete Latifa Saljuki, „nur eine Freundin von Gott.“ Schon vielfach ist Latifa Saljuki nach Afghanistan gereist, um armen Familien, kranken Menschen und Schulkindern zu helfen. Gerade erst ist sie nach einem dreimonatigen Aufenthalt in Kabul und Herat wieder in Haltern eingetroffen. Sie kehrte mit einem besonderen Anliegen heim.

Latifa Saljuki unterstützt seit einigen Jahren eine Dorfschule nahe Herat, einer Provinzstadt westlich von Kabul. „Auch ärmere Familien versuchen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Zumindest so lange, bis diese lesen und schreiben können“, erzählt Latifa Saljuki.
Mädchen müssen allerdings nach der 6. Klasse die Schule verlassen, ihnen bleibt weitere Bildung verwehrt. Bekanntlich haben die Taliban seit ihrer Machtübernahme am 15. August 2021 die Rechte von Frauen und Mädchen auf Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit im öffentlichen Raum extrem eingeschränkt.

500 Kinder besuchen die kleine Schule, drei Lehrer und zwei Lehrerinnen unterrichten Jungen und Mädchen im Schichtdienst getrennt voneinander in spartanisch ausgestatteten Klassen mit Fenstern, die keine Scheiben haben. Erst im letzten Jahr hat Latifa Saljuki, die nach der Flucht aus Afghanistan seit über 30 Jahren mit ihrer Familie in Haltern lebt, für Mobiliar gesorgt. Aber es fehlt trotzdem an allen Ecken und Enden.
Keine staatliche Unterstützung
Latifa Saljuki besucht die Kinder immer wieder, sie sorgt für kleine Glücksmomente. Jetzt schenkte sie den Jungen und Mädchen Bücher, Hefte und Stifte für den Unterricht. Viel Hilfe sei dort noch nötig. Deshalb ist es der größte Herzenswunsch von Latifa Saljuki, dass sich in Haltern oder in der Region eine Schule findet, die die Patenschaft über die Grundschule übernehmen könnte.
Staatliche Unterstützung gibt es nicht. Afghanistan ist wirtschaftlich am Ende, die Infrastruktur ist durch die Kriege weitgehend zerstört. „Die finanzielle Lage der Familien ist schlecht“, erzählt Latifa Saljuki. Es sei eine Katastrophe für das Land, dass Frauen unterdrückt würden und nicht arbeiten dürften. „Sie werden einfach weggeschaltet.“ Die Zahl der Analphabeten sei hoch, umso wichtiger sieht Latifa Saljuki eine Unterstützung für die Schule. Deshalb wäre eine Patenschaft ihr Herzenswunsch.
Latifa Saljuki hat diesmal rund 5.000 Euro an Spenden mit nach Afghanistan genommen. Mit dem Geld half sie der Schule ebenso wie Ärzten, die sich in einer kleinen Klinik (zwei Zimmer) vor allem um an Diabetes erkrankten Menschen kümmern. Latifa Saljuki ermöglicht den Kranken einen Besuch beim Arzt und den Kauf von dringend benötigten Medikamenten. Außerdem hat sie Waisenkindern in einem Haus, das ihrer Schwester gehört, ein Zuhause gegeben. „Ich wünsche mir zu sehr Frieden für dieses Land. Ich möchte Ruhe haben und keinen Krieg“, sagt sie.

Die Lage sei für sie nicht besonders gefährlich gewesen. Aber die 70-Jährige musste sich wie alle Frauen tief bedecken und durfte nie allein auf die Straße. „Ich hatte schon das eine oder andere Mal Herzklopfen.“ In Kabul sei das Leben auf jeden Fall leichter als auf dem Land, wo Geld und Essen knapp sind.
„Die Schulkinder haben sich über ein bisschen Essen gefreut“, erzählt sie. Pro Kind kostete die Mahlzeit 100 Afghani, das sind etwa 1,20 Euro. Geld, dass sich Familien in der Regel nicht leisten können. Aber trotz des schwierigen Alltags lächeln die Menschen, sagt Latifa Saljuki, während die Menschen in Deutschland sich zu viel einer negativen Stimmung hingäben.
Afghanisches Essen
Latifa Saljuki will auch in Zukunft in ihr Heimatland reisen. Sie sei keine Politikerin, aber eine Helfende, die nicht wegschauen mag. Um Spenden zu generieren, bittet sie mit Freunden wieder zu Tisch.
Am 4. Dezember öffnete die Begegnungsstätte Vitus an der Mühlenstraße wieder ihre Türen, um Köstlichkeiten aus der Heimat von Latifa Saljuki anzubieten. Der Erlös geht wie immer zu hundert Prozent nach Afghanistan, dort wo die Not am Größten ist. Gäste sind herzlich willkommen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag erschien ursprünglich am 29. November 2024.