Alle fünf Jahre prüft das Eisenbahn-Bundesamt den Lärm an Bahnstrecken. Das Gesetz schreibt die „Lärmaktionsplanung“ vor. Ziel ist eine Bestandsaufnahme der Lärmbelastung, die „langfristig“ gesenkt werden soll, erklärt die Behörde.
Viele Halterner, die in der Nähe des von Bahnschienen begrenzten Westuferparks wohnen, müssen besonders viel Geduld aufbringen. Die Schließung zweier klaffender Lücken in der dortigen Lärmschutzwand ist so bald nicht geplant.
„Uns wurde immer versprochen, dass Lärmschutz hier nachträglich eingebaut und die Wand geschlossen wird“, hatte der Halterner Künstler Ulrich Schriewer kürzlich gegenüber der Halterner Zeitung erklärt. Sein Grundstück kommt der Wand recht nahe. Beim Blick aus dem Fenster kann er auch eines der gut 30 Meter langen Löcher sehen.
Die andere Lücke befindet sich nur wenige hundert Meter entfernt an der Fußgängerunterführung am Westuferpark in Höhe Johannesstraße. „Das ist ein Schildbürgerstreich“, hatte sich Schriewer geärgert.

Die Halterner Bahnstrecke sei 2005 mit Schallschutzwänden mit einer Gesamtlänge von rund 2500 Metern ausgestattet worden, kontert die Deutsche Bahn. Auch passive Lärmsanierungsmaßnahmen wie der Bau von Schallschutzfenstern und -lüftern seien durchgeführt worden.
„Viele Besserungen“
„Darüber hinaus wurde das Wohngebäudealter zur Bestimmung der Förderfähigkeit geändert“, erläutert der Sprecher. Insofern habe es in den vergangenen Jahren seitens des Bundes mehrfach Verbesserungen gegeben.
Damals, beim Bau der Wand, führte noch ein Bahnübergang von der Seestraße auf die Straße Zu den Mühlen. „Wir konnten also dort keine Wand bauen“, argumentiert der Sprecher.
2014 wurde der Bahnübergang zurück gebaut. Seitdem wächst dort dichtes Gestrüpp. Den Schall hält das nicht zurück.
Weil die Fußgängerunterführung 2012 gebaut worden sei, hätten 2005 an der Stelle ebenfalls „auf einigen Metern“ keine Lärmschutzwände errichtet werden können, führt er Bahn-Sprecher weiter aus. Auch an der Johannesstraße ist seitdem der Blick auf die Schienen frei.

„Diese Lücken wirken wie Trichter“, sagt Ulrich Schriewer. Besonders wenn Güterzüge vorbeirollen, sei der Lärm „sehr belastend“.
„Kein Einfluss“
Der Halterner Streckenabschnitt sei erneut als sanierungsbedürftig eingestuft worden, räumt der Bahn-Sprecher ein. Lärmsanierungsgrenzwerte müssten kontrolliert werden. „Inzwischen liegen die für die Lärmsanierung relevanten Pegel für allgemeine Wohngebiete tagsüber bei 64 Dezibel, nachts bei 54 Dezibel.“ Natürlich werde auch geprüft, ob die beiden Lücken geschlossen werden, hieß es.
Allerdings habe die DB keinen Einfluss darauf, welche Maßnahmen den Vorzug bekommen. Zuständig sei das Bundesministerium für Digitales und Verkehr.

Die Krux an der Sache: Der Sanierungsabschnitt „Dorsten – Haltern – Ahaus“ weist nach Angaben der Bahn im Vergleich zu anderen Abschnitten eine geringere Priorisierung auf. „Daher können wir aktuell noch nicht sagen, wann der Abschnitt in Haltern bearbeitet wird“, sagte der Bahn-Sprecher. Im Klartext: Der Lückenschluss der Bahnstrecke am Westuferpark wird auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben.
Rund 200 Fern- und Güterverkehrszüge sowie rund 150 Regionalverkehrszüge passieren jeden Tag den Halterner Bahnhof.
Nach dem aktuellen Lärmaktionsplan fühlen sich in Haltern 993 Menschen von Schienenlärm mit Pegeln höher als 55 Dezibel (24-Stunden-Mittelwert) belastet. 138 Fälle starker Schlafstörung wurden geschätzt. Zwischen 22 und 6 Uhr leiden sogar 3574 Personen unter Bahnlärm mit Pegelklassen zwischen 45 und 96 Dezibel.
Das Eisenbahn-Bundesamt hat den Entwurf zum Lärmaktionsplan an Schienenwegen des Bundes veröffentlicht. Bis zum 2. Januar 2024 kann die Öffentlichkeit den Entwurf bewerten und eine Rückmeldung zu dem Verfahren geben. www.laermaktionsplanung-schiene.de
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