Es ist jetzt knapp ein Jahr her: Das Hochwasser zum Jahreswechsel 2023/2024 war in den Keller der Kunsthalle Burkamp gelaufen und hatte große Teile der dort gelagerten Kunstwerke teilweise zerstört. „Als ich den Schaden begutachtet habe, habe ich einfach nur noch funktioniert“, erinnert sich Frank Burkamp heute. „Wir haben reihenweise die Bilder rausgetragen und auf dem Boden des Ateliers zum Trocknen ausgebreitet.“
Auch der Start der Kunsthalle in Haltern, die in den Räumen der ehemaligen Glashütte angesiedelt ist, verlief unter schwierigen Bedingungen. „Wir sind im Dezember 2020 hier eingezogen und haben Anfang 2021 den Betrieb aufgenommen, zunächst aber nur online, denn wir waren mitten in der Corona-Pandemie und Präsenz-Veranstaltungen waren nicht möglich“, erinnert sich Assistentin Maike Prause.
Die Kunsthalle war vom Gelände der Zeche Zollverein in Essen nach Haltern umgezogen. „Ich habe nur ein kleines Foto der Räume in der Glashütte gesehen und wusste sofort, dass es hier ein sehr gutes Licht für ein Atelier gibt“, so Frank Burkamp.
Mit dem Vermieter wurde er sich schnell einig. „Auf Zollverein waren wir am Ende des Geländes und kaum sichtbar. Das ist in Haltern besser, könnte aber auch noch optimiert werden“, findet er.
Vielfältiges Programm
Ein halbes Jahr nach dem Start in Haltern konnten auch erstmals wieder Besucher in die Kunsthalle kommen. “Wir hatten hier Abstände abgeklebt, haben Masken verteilt und konnten nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern einlassen“, erinnert sich Maike Prause.
„Und obwohl viele das inzwischen fast vergessen haben, müssen wir leider feststellen: So wie der Betrieb vor der Pandemie war, ist er bisher nie wieder geworden. Das gilt nicht nur für uns, sondern leider für große Teile des Kulturbetriebs insgesamt“, sagt Frank Burkamp.

Frank Burkamp und Maike Prause organisieren inzwischen ein vielfältiges Programm in Haltern, aber sie haben auch Ideen und Konzepte, die sich bisher noch nicht realisieren ließen. „Wir haben mehrere Ausstellungen hier präsentiert, wir veranstalten Live-Malevents, der regelmäßige Betrieb besteht vor allem aus Malkursen oder Workshops“, sagt Frank Burkamp.
Die Künstlerinnen und Künstler, die das Atelier nutzen, werden von Frank Burkamp gecoacht. „Es geht darum, dass jede und jeder seine eigene Handschrift findet“, sagt Burkamp. Die individuellen Ausdrucksformen sollen erhalten bleiben. „In einigen Kursen machen wir thematische Vorgaben und ich finde es immer wieder verblüffend, wie unterschiedlich die Darstellungen am Ende sind, wenn beispielsweise zehn Leute denselben Blumenstrauß malen“, so Maike Prause.

Mit der Kunsthalle folgt Frank Burkamp dem beruflichen Weg, der eigentlich immer seine Leidenschaft war, den er aber erst auf Umwegen eingeschlagen hat. Burkamp stammt aus Bochum und studierte ein Jahr lang an der Düsseldorfer Kunstakademie., „Aber ich fand dort nicht, was ich suchte“, sagt er. „Ich hatte gehofft, dass ich dort lerne, wie mal malt.“
Theatermalerei in Bochum
Also folgte er zunächst seiner zweiten Begabung, studierte Wirtschaft und wusste aber eigentlich immer, dass er in diesem Beruf nicht glücklich werden würde. „Ein Besuch in der Werkstatt des Theatermalers am Schauspielhaus Bochum veränderte alles: Ich wusste, das ist es, was ich machen will“, sagt Burkamp.
Anschließend ging Frank Burkamp für sechs Jahre nach Rom, arbeitete dort in einem international tätigen Institut für Theatermalerei. „Dort habe ich von Professor Sergio Matthei und später in Deutschland von Kuno Gonschior ungeheuer profitiert“, sagt er. Aus der eigenen Ateliertätigkeit in Deutschland entwickelte sich in den Folgejahren das Konzept der Kunsthalle als Kombination aus Unterricht, Atelier und Ausstellungsraum.
2005 stieß Maike Prause zunächst als Schülerin und später als Assistentin dazu. Sie steht kurz vor dem Abschluss ihres Masterstudiums in Kunstgeschichte und bringt kunsthistorische Aspekte in de Atelierarbeit ein. Sie kümmert sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit.

Die Corona-Pandemie und der Hochwasserschaden in Haltern waren nicht die einzigen Rückschläge, die Frank Burkamp überstehen musste. Schon zuvor war einmal sein Atelier abgebrannt und fast alle Werke vernichtet worden. „Jemand hatte dort Feuer gelegt“, sagt Burkamp. „Insofern kann ich sagen, dass ich katastrophenerprobt bin.“
Talente fördern
In Zukunft möchten Burkamp und Prause die 420 Quadratmeter großen Räumlichkeiten noch stärker als kulturellen Treffpunkt nutzen. „Uns schwebt eine Kombination aus Malerei, Lesungen, Musik und anderen Veranstaltungen vor“, sagt Frank Burkamp.
Und noch einen weiteren neuen Schwerpunkt wollen die beiden 2025 setzen: „Wir würden gerne junge Talente fördern, und zwar über ein Sponsorenmodell Stipendiaten betreuen“, sagt Frank Burkamp. „Die ersten Gespräche dazu sind sehr vielversprechend verlaufen.“
Adventsmarkt und Mal-Event
Am 30. November veranstaltet die Kunsthalle Burkamp ein Live-Malevent zur fotorealistischen Maltechnik Gerhard Richters, dessen Ausstellung in Düsseldorf mehrfach besucht wurde. Am 1. Advent (1. 12.) gibt es außerdem von 12 bis 17 Uhr einen Adventsmarkt in der Kunsthalle. Dort werden auch noch einige der beschädigten Hochwasserbilder angeboten, außerdem Kunsthandwerk und einige Antiquitäten.