Wildkräuter neu geschätzt Unkraut gibt es für Kräuterexpertin Reinhild Wieschus (59) nicht

Kräuterexpertin Reinhild Wieschus will das alte Wissen bewahren
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Der Selbstversuch, das Wildkraut Giersch für die eigene Küche zu nutzen, endete für Karsten Kauf mit Schwindel und einem Taubheitsgefühl der Zunge. Wie konnte das passieren?

Die Lippramsdorfer Kräuterexpertin Reinhild Wieschus weiß Rat. Sie bestätigt, dass der Halterner wohl einer Verwechslung aufgesessen ist. Statt des wohlschmeckenden Wildgemüses Giersch hat er das Dickmännchen verwendet.

Der wuchernde Bodendecker „gehört zu den Buchsbaumgewächsen und kann bei Verzehr üble Erscheinungen hervorrufen“, weiß Reinhild Wieschus. Sowohl das Dickmännchen als auch die Giersch wachsen im Garten der Lippramsdorferin, so fällt der Vergleich leicht.

Die Giersch ist ein Wildkraut, das drei Blättchen und einen dreieckigen Stengel aufweist. Charakteristisch ist ein möhren- und sellerieartiger Geruch. Die Pflanze zählt wie Kümmel oder Anis zu den Doldenblütlern. Das Dickmännchen, das bei Botanikern als Japanischer Ysander bekannt ist, hat dagegen dickere Blätter und einen runden Stengel.

Wildkräuter in der Küche

Reinhild Wieschus hat einen Pflanzring um die Giersch gesetzt, denn ohne Wurzelsperre breitet sie sich im Garten schnell und ausgiebig aus. „Es reicht schon aus, wenn ein Stück vom Kraut auf den Boden fällt“, erklärt die 59-Jährige. Sie verwendet Giersch bei der Zubereitung von Kräuterbutter und -quark. Größere Blätter gibt sie in Kräuterquiche oder verarbeitet sie wie Spinat. „Man kann sogar eine Kräuterlimonade daraus machen“, sagt sie.

Reinhild Wieschus hat sich vor fast zehn Jahren beim Kräuterverein Westfalen zur Kräuterpädagogin ausbilden lassen und bietet Führungen beim Verein Naturparkführer Hohe Mark an. Ihr geht es unter anderem darum, das alte Wissen über Wild- und Heilkräuter zu erhalten und weiterzugeben.

Hauptsächlich ist sie im Raum Lippramsdorf unterwegs. „Hier kenne ich mich aus“, berichtet sie. Bei ihren Führungen wird die Welt der Kräuter mit allen Sinnen erfahren. „Das Fühlen, Schmecken und Riechen bringt uns den Pflanzen näher“, beschreibt Reinhild Wieschus das Kennenlernen.

Reinhild Wieschus an einem ihrer Beete
Im Garten von Reinhild Wieschus wächst auch der Gundermann, der mit seiner Würzkraft überrascht. © Silvia Wiethoff

Einige Wildkräuter und ihre Geschichte lassen uns bis in die Vergangenheit schauen. Im Lippramsdorfer Garten wächst beispielsweise auch der Gundermann. „Es ist eine Gerbstoffpflanze, die auch ätherische Öle an Bord hat“, sagt Reinhild Wieschus. Früher war diese als „Soldatenpetersilie“ bekannt, weil man sie zur Behandlung wunder Füße einsetzte. Heute kann man den Gundermann in der süßen und herzhaften Küche verwenden. Man müsse aber vorsichtig sein, denn manche reagieren empfindlich auf das Heilkraut mit seiner Würzkraft, warnt die Kräuterexpertin.

Ihre nächste Führung am 24. Juni (Samstag) rankt sich um das Thema Zauberkräuter. Auf einer zweistündigen Wanderung werden die Teilnehmer in die Welt der Mythen und Sagen eintauchen und viel über Heilkräuter erfahren.

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