Im zweiten Quartal des neuen Jahres wird die Laurentius-Kirche abgerissen. Nicht ganz 70 Jahre stand sie auf dem Laurentius-Berg an der Augustusstraße. In gemeinsamer Arbeit hatten damals Ehrenamtliche Tag für Tag an dem Bau der Kirche mitgewirkt.
Es war das Jahr 1955, als die Deutsche Lufthansa ihre Linienflüge aufnahm und auch in Haltern so etwas wie ein Höhenflug zu spüren war. In Haltern-Mitte weihten Katholiken ihre neue St. Laurentius-Kirche ein.
Der Anlass für den Bau dieser Kirche im ehemaligen „Schulgarten Eden“ würde heute Jubelchöre erklingen lassen. Die einzige Stadtkirche St. Sixtus platzte damals aus allen Nähten, die Werktags- und Sonntagsgottesdienste waren übervoll und Priestermangel kam im Sprachgebrauch der Kirche gar nicht vor. In dieser Situation erhielt Vikar Geukes von Bischof Michael Keller den Auftrag, die Gläubigen im Westen der Stadt zu betreuen und für sie eine neue Kirche zu bauen. Sie sollte den Namen des Heiligen Laurentius tragen, der als Diakon seinem väterlichen Freund, Papst Sixtus, treu ergeben war.
Die Diözese Münster übernahm die Kosten für den Rohbau, die Gemeinde musste den Innenausbau finanzieren, die Stadt schenkte das Grundstück. Gleich bei Baubeginn - erster Spatenstich war am dritten Adventssonntag 1953 - bildete sich ein Stab von freiwilligen Helfern, die die Bauarbeiten nach den Plänen von Architekt Otto Bongartz aus Köln unterstützten. Außerdem gründete sich ein Kirchbauverein, der in Haltern Spenden sammelte. Am 12. und 13. November 1954 feierte die neue Gemeinde Einweihung. Die Inneneinrichtung der Kirche war zu jener Zeit noch provisorisch und zum Teil ausgeliehen.
Frühstück in der Sakristei
Bis zum Bau eines Pfarrhauses vergingen weitere drei Jahre. Bis dahin fuhr Pfarrer Geukes an allen Tagen mit dem Fahrrad zur Kirche. Seine Haushälterin und ein Pater folgten zu Fuß mit dem Frühstückskorb. Nach dem ersten Gottesdienst wurde in der Sakristei gefrühstückt, was der Pfarrer damals als sehr romantisch beschrieb.
Die Kirche auf dem Römerberg hat ihre Besonderheiten. Das sind vor allem die sechs Parabelbögen, die das Dach tragen und das Kirchenschiff gliedern. Dieses erhält sein Licht von dem breiten Fensterband, das hoch in die Südwand eingelassen ist. Ziel des Architekten war, die Kirche nach außen hin niedrig erscheinen zu lassen und nicht als dominantes Bauwerk. Deshalb reicht das Dach an der Hauptfront tief herunter und überdeckt zugleich zwei der drei Eingänge.
Am Haupteingang an der Augustusstraße beherrscht ein großes Rundfenster die Wandfläche. Es hat einen Durchmesser von vier Metern und ist aus echtem Antikglas in Blei gefasst.
Gemeindezentrum und Altenheim
Diese Kirche, an der viele Erinnerungen hängen, wird abgerissen. Nur der Turm mit seinen vier Glocken bleibt stehen. Der untere Teil ist rot geklinkert wie die Kirche, oben trägt er einen weißen Glockenstuhl aus Beton. Er bleibt als Wahrzeichen des Unvergänglichen bewahrt, wenn die Sixtus-Gemeinde und die Katholische Altenwohnhäuser St. Anna/St. Sixtus gGmbH auf dem Grundstück ein neues Altenwohnhaus mit 80 Plätzen und ein Gebäude für pastorale Nutzungen inklusive Quartierstreff bauen. Ursprünglich war auch der Caritasverband Ostvest mit im Boot, er ist ausgestiegen und will sich stattdessen am Halterner Bahnhof ansiedeln.
Im Frühjahr hat sich im Gemeindeausschuss St. Laurentius ein Kreis gebildet, der sich mit der Planung des unvermeidlichen Auszuges befasst. Andrea Franke-Reh schreibt im Weihnachts-Pfarrbrief dazu: „Recht schnell hatten wir das Gerüst mit vier Balken: ausräumen, umziehen, erinnern, verabschieden.“
Gottesdienste im Pfarrheim
So wird die Gemeinde die Pfingst-Gottesdienste noch in der Kirche feiern und danach ins Pfarrheim umziehen. Dieses wird im Frühjahr 2024 ausgeräumt und zu einem mobilen Gottesdienstraum hergerichtet. Wie gewohnt, soll hier sonntags um 18 Uhr die Messe gefeiert werden. Außerdem wolle man, so Andrea Franke-Reh, neue liturgische Formate ausprobieren.

Werner Schröder war 27 Jahre lang Pfarrer in St. Laurentius, heute lebt er im Altenwohnhaus auf dem Annaberg. Die Gemeinde hat er nie aus seinem Leben gestrichen, wie er einmal sagte. Er war als Pfarrer maßgeblich daran beteiligt, dass sich die versorgte Gemeinde zu einer mitsorgenden Gemeinde entwickelte. „Die Kirche, das sind wir alle!“, betont er und sagt auch: Gutes Altes gilt es zu bewahren, aber wichtig ist ebenso, allem Neuen aufgeschlossen zu sein und es zu fördern. Gute begleitende Worte für die Gemeinde, die sich jetzt neu auf den Weg machen wird.

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