Man kann nur hoffen, dass die beiden Mädchen aus Haltern nie erfahren, welche Bilder und Videos von ihnen im Darknet herumschwirren. Aufgenommen hat sie die eigene Mutter, die zur Tatzeit noch in Oer-Erkenschwick wohnte.
Im Prozess am Essener Landgericht wischte sich die 35-Jährige am Dienstag immer wieder die Tränen aus dem Gesicht – vor allem, als sie erfuhr, dass ihre Kinder sie vermissen.
Die kinderpornografischen Fotos und Filme hat sie ihrem Liebhaber geschickt, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft wünschte. Der Mann wohnte in einer Nachbarstadt, arbeitete früher als Erzieher in einem Kinderheim. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass er die Dateien über das Darknet verkauft und damit viel Geld verdient hat.

Davon hat offenbar auch die nun angeklagte Mutter aus Haltern profitiert. Sie soll nach Angaben eines Polizisten, der im Prozess als Zeuge vernommen worden ist, insgesamt rund 9.000 Euro erhalten haben – über Paypal, Western Union oder direkt aufs Konto. Außerdem soll Bargeld geflossen sein.
Gleichzeitig ging sie immer wieder auf neue Wünsche ihres Liebhabers ein, schickte ihm sogar Missbrauchsbilder aus dem Wald. Darauf ist sie mit einer ihrer Töchter zu sehen. „Er wollte mal etwas anderes – nicht immer nur von zu Hause“, sagte die 35-Jährige den Richtern. Und die Tochter tat, was die Mama wollte.
Kontakt zu rund zehn Frauen
Nach Angaben des damaligen Ermittlungsführers der Polizei war die 35-Jährige nicht die einzige Frau, mit der der Erzieher Kontakt hatte. Er soll rund zehn Mütter aus verschiedenen Städten aufgefordert haben, ihm Missbrauchsbilder zu schicken, auf denen sie mit ihren Kindern zu sehen sind.
Er selbst sitzt inzwischen in Haft. In seinem Fall ist die Staatsanwaltschaft Münster zuständig. Anklage soll allerdings noch nicht erhoben worden sein.
Eigentlich sollte der ehemalige Erzieher am Dienstag als Zeuge vernommen werden. Er hatte jedoch schon im Vorfeld erklärt, dass er von seinem Schweigerecht Gebrauch machen wird, das ihm wegen seines eigenen – noch ausstehenden – Strafverfahrens auch zusteht.
App war verschlüsselt
Die Angeklagte sitzt inzwischen seit über einem haben Jahr in Untersuchungshaft. Die Polizei war ihr bei den Ermittlungen gegen ihren früheren Liebhaber auf die Spur gekommen. Die Dateien auf dem Handy des Ex-Liebhabers waren zwar in einer verschlüsselten App gespeichert, hatten jedoch „geknackt“ werden können.
Die Kinder der 35-Jährigen müssen im Prozess nicht gehört werden. Ihre Mutter hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Was mit den Bildern und Videos ihrer Töchter geschehen ist, will sie nicht gewusst haben. Das Strafverfahren wird fortgesetzt.