„15 Minuten am Tag reichen“ Büchereileiterin gibt Tipps für das Vorlesen mit Kindern

„15 Minuten reichen“: Büchereileiterin gibt Tipps für das Vorlesen
Lesezeit

Wer auf seine Kindheit zurückschaut, erinnert sich vielleicht daran, in der Weihnachtszeit mit der Familie jeden Abend Geschichten gelesen zu haben. In manchen Familien gehört die Gute-Nacht-Geschichte zum Abendprogramm. Vielen Kindern bleibt das Vorlesen jedoch verwehrt.

„Die Gute-Nacht-Geschichte ist eine der schönsten Kindheitserinnerungen“, erklärt Andrea Coenen-Brinkert. Das Vorlesen stärkt zudem die sprachliche Entwicklung der Kinder und fördert den schulischen Erfolg in allen Fächern, zeigen Ergebnisse des Vorlesemonitors 2022 der Stiftung Lesen. Daraus sollen sogar langfristige Bildungs- und Lebenschancen resultieren.

Es ist aber noch viel mehr, sagt Andrea Coenen-Brinkert: „Es ist Fantasie- und Familienzeit.“ Die Stadtbibliothek Haltern bietet am Tag des Vorlesens (18. November) ein Programm für Kinder an. Unter anderem liest der Bürgermeister Andreas Stegemann den Zweitklässlern die Lippramsdorfer Grundschule vor. „Der Bürgermeister macht das ganz toll“, sagt die Leiterin der Stadtbibliothek.

Ihr ist aber auch wichtig, festzuhalten, dass nicht nur an diesem einen Tag im Jahr die Aufmerksamkeit auf das Vorlesen gerichtet wird. Die Arbeit der Bücherei erstrecke sich über das ganze Jahr. Neben Touren durch die Bibliothek gibt es verschiedene Lesungen oder das Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahren.

Vorlesen ist Übungssache

„Vorlesen sollte man Kindern so früh wie möglich und am besten das, was die Kinder interessiert“, erklärt Andrea Coenen-Brinkert. Es ist ein Erlebnis, das durch die geeignete Atmosphäre, Routinen und Spannung einen Mehrwert für alle Beteiligten liefert.

Welche Bücher jedoch immer ein Dauerrenner sind, sind die Reihen „Schule der magischen Tiere“, „Das magische Baumhaus“, „Drache Kokosnuss“ oder „Warrior Cats“. Wenn die Kinder gerade selbst anfangen zu lesen, bietet sich auch Harry Potter zum gemeinsam Lesen an. Bei Märchen sei jedoch Vorsicht geboten: viele der Geschichten sind für kleine Kinder zu gruselig.

Wie alles im Leben ist auch das Vorlesen Übungssache. Wer den Charakteren eine passende Stimme verleiht, sorgt dafür, dass seine Zuhörerinnen und Zuhörer nicht einschlafen. Doch auch das Lauschen muss geübt werden. Kleine Kinder können noch nicht so lange zuhören und werden schnell ungeduldig. Da bietet sich das japanische Erzähltheater Kamishibai an, das in kurzen Episoden kleine Geschichten darstellt.

Nichts kann ein Buch ersetzen

„Digitale Medien sind eine Parallelwelt“, so Andrea Coenen-Brinkert. Sie empfiehlt zwar, auf Tiptoi zurückzugreifen, wo Bücher durch einen Stift vorgelesen werden, aber grenzt sie klar von einem normalen Buch ab. Für die Leiterin der Stadtbücherei können digitale Angebote ein Leseerlebnis nicht ersetzen. Kindern, denen nicht so viel vorgelesen wird, rät sie, in die Bücherei zu kommen. Sie erlebe es oft, dass Kinder gerade die Erstlese-Bücher verschlingen und Eltern froh über die kostenlose Büchereiausweis für Kinder sind.

In der Halterner Stadtbücherei sind die Bücher der Reihe "Die Schule der Magischen Tiere" und "Sami dein Lesebär" sehr gefragt.
Die Buchreihe "Die Schule der magischen Tiere" ist in der Bücherei bei Kindern sehr beliebt. Der Lesebär Sami kann Kindern Bücher sogar vorlesen. © Alexandra Schlobohm

In die Halterner Stadtbücherei kommen trotz digitaler Wende immer noch viele Kinder. Die Lesungen sind nahezu immer ausgebucht. Besonders für kleine Kinder sind die Gruppengrößen noch kleiner. Aber auch für Erwachsene scheint Vorlesen ein Thema zu sein: „Auch Erwachsene wollen sich vorlesen lassen, wenn sie zu Lesungen gehen. Es geht um die Atmosphäre mit den Menschen, die die Texte lesen“, fasst Andrea Coenen-Brinkert das Vorlese-Erlebnis zusammen.

Doch auch sie merkt, dass Kindern nicht überall vorgelesen wird. „Es gibt einfach Familien, die es nicht tun. Dabei ist längst bewiesen, dass 15 Minuten am Tag schon ausreichen“, beklagt sie. Die Ergebnisse des Vorlesemonitors 2022 zeigen, dass 39 Prozent der Kinder im Alter von einem Jahr bis acht Jahren selten oder nie von ihren Eltern vorgelesen wird. Im Vergleich zu 2019 sind es acht Prozent mehr.

Andrea Coenen-Brinkert betont, dass Lesen immer einen Mehrwert habe, wie die Ergebnisse der Studie zeigen. Doch nur am Tag des Vorlesens über die Wichtigkeit dieser Ergebnisse und des Vorlesens im Allgemeinen zu sprechen, sei zu wenig. Das ganze Jahr über müsse Kindern vorgelesen und Zeit in ihre Zukunft investiert werden.

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