Eigentlich möchte der Gnadenhof in Haltern alten Katzen einen Ort der letzten Ruhe bieten. Häufig landen Tiere auf dem Hof, weil ihre Besitzer verstorben sind oder sie draußen nicht mehr leben können. Doch der Hof platzt aus allen Nähten. Er nimmt sogar Kitten in Not auf, obwohl das gar nicht dem ursprünglichen Gedanken entspricht.
„Da wir auch ein Tierschutzverein sind, können wir auch vor Kitten keinen Halt machen“, sagt Kassiererin Silvia Berger-Bergedick. Seit 15 Jahren ist sie ehrenamtlich für die Katzen aktiv. Rund 30 Stunden in der Woche verbringt sie am Gnadenhof.
Die zahlreichen Tiere müssen täglich versorgt und gepflegt werden. Auch die Räumlichkeiten beanspruchen viel Zeit: 360 Quadratmeter gilt es täglich zu reinigen. Mit rund zehn anderen Ehrenamtlichen kümmert sie sich um die Tiere. Trotzdem ist das nicht genug: Die Ehrenamtlichen vom Katzengnadenhof sind händeringend auf der Suche nach Menschen, die ihre Arbeit vor Ort unterstützen möchten.
Schnurrcafé für Katzenliebhaber
Auch deshalb findet jeden ersten Sonntag im Monat das Schnurrcafé statt. „Wir stellen uns vor, backen Kuchen und verkaufen gespendete Sachen, um uns zu finanzieren. Leider haben wir das Pech, keine öffentlichen Gelder zu bekommen“, erklärt die 3. Vorsitzende Anja Busch.
Gestiegene Energie- und Tierarztkosten sind nicht nur Gründe, warum Menschen ihre Tiere wieder abgeben, sondern machen auch dem Gnadenhof zu schaffen. Zwischen 5.000 bis 8.000 Euro fallen laut Verein monatlich für Tierarztbesuche an. Kosten, die der Gnadenhof nur durch Spenden und Tierpatenschaften stemmen kann.
Zum Schnurrcafé kommen vor allem in den wärmeren Monaten viele Menschen: „Das sind im Sommer bestimmt 120 Leute“, so Silvia Berger-Bergedick. Doch auch am ersten Sonntag des Jahres ist die enge Straße vor dem Gnadenhof voll mit Autos.
Mit zweien davon sind die Stammgäste Ulrike Weißer und Bruni Vogt angereist. Seit mehreren Jahren kommen sie zum Schnurrcafé. „Ich komme gerne hier hin und mache sogar ein bisschen Werbung bei TikTok, Instagram und Facebook“, erklärt Ulrike Weißer. Auf TikTok geht sie an den Schnurrcafé-Sonntagen live, zeigt Katzen und beantwortet Fragen. „Man merkt, dass seitdem mehr Menschen hier herkommen“, sagt sie.

Für Bruni Vogt zählt der Gedanke hinter dem Verein: „Ich finde, dass die Katzen hier super aufgehoben sind, wenn man bedenkt, dass die meisten auf der Straße verendet wären.“ Neben Streicheleinheiten für die Vierbeiner gibt es beim Schnurrcafé ein Kuchenbuffet, Würstchen, Reibekuchen und einen Verkaufsstand.

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