Rund 15.000 streunende Katzen soll es nach Angaben von Tierschützern im Kreis Recklinghausen geben. Sie haben keine Besitzer, sind herrenlos und verwildert. Das Tierleid ist mitunter groß: Diese Katzen sind oft krank, unterernährt, durch Unfälle verletzt oder aufgrund von Inzucht missgebildet. Ihre Population wächst stetig.
Frei laufende Hauskatzen verschärfen diese Problematik, denn sie tragen zur unkontrollierten Vermehrung der verwilderten Katzen bei. Mit der Katzenschutzverordnung will der Kreis Recklinghausen das Tierelend eindämmen.
Seit dem 1. Juni sind Besitzer frei laufender Katzen, so genannter Freigänger, verpflichtet, ihre Tiere kastrieren und mit einem Mikrochip kennzeichnen zu lassen. Bei den Haustierregistern Tasso oder Findefix müssen sie zudem registriert sein.
Wer dieser Pflicht nicht nachkommt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 1000 Euro geahndet werden kann.
70.000-Euro-Budget
Zur Umsetzung der Katzenschutzverordnung, die zunächst fünf Jahre gelten soll, hat der Kreis eine weitere Stelle beim Veterinäramt eingerichtet. Auch wird ein Budget in Höhe von 70.000 Euro für das laufende Jahr bereitgestellt. Damit sollen die Tierarztkosten für Streunerkatzen beglichen werden. Denn auch die verwilderten Tiere sollen kastriert, gechippt und registriert werden.
Der Kreis kooperiert dabei eng mit der Tierschutzinitiative Kreis Recklinghausen. Diese hatte die Kastrationspflicht lange gefordert und im Kreistag den entsprechenden Antrag gestellt, der schließlich positiv beschlossen wurde. Bei der Initiative handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer Tierschutzvereine und -Organisationen aus dem gesamten Kreisgebiet.
Wie Svenja Küchmeister erklärte, benennen diese gemäß einer Vereinbarung die berechtigten Personen, die bei Hinweisen aus der Bevölkerung die Fundtiere, auch Streunerkatzen, einfangen könnten. Inwieweit die gemeinsame Initiative von Kreis und Tierschützern erfolgreich sei, werde in fünf Jahren sach- und fachgerecht bewertet, so die Kreissprecherin weiter.
Antrag der SPD
In Haltern macht die SPD die Katzenschutzverordnung aktuell zum Thema. Für die nächste Ratssitzung wurde ein Antrag gestellt. Danach soll die Verwaltung beauftragt werden, einen Aktionsplan zur Umsetzung der Verordnung zum Schutz freilebender Katzen im Kreisgebiet auszuarbeiten.

„Zulauf aus Haltern“
In den letzten Jahren sei es in Haltern vermehrt zu öffentlichen Berichten über aufgefundene Katzen und die damit verbundene Problematik der Unterbringung gekommen, stellt Fraktionsvorsitzende Beate Pliete fest. „Streunerkatzen-Organisationen aus den Nachbarstädten klagen über den ,Zulauf‘ aus Haltern am See mangels eigener Anlaufstelle und Kooperation der Stadtverwaltung“, erklären die Sozialdemokraten.
Wie berichtet, steht der Halterner Katzengnadenhof vor dem Kollaps. „Zum ersten Mal in unserer Geschichte haben wir einen Aufnahmestopp“, sagt Simone van Meerbeck. „Es gab noch nie so viele Fundtiere wie in diesem Jahr“, stellt die Vorsitzende des Vereins Aktive Tierhilfe Marl/Haltern, der den Gnadenhof betreibt, fest. Sie hofft, dass die Stadt aktiv wird und sich auch für herrenlose Streunerkatzen einsetzen wird. Denn das ehrenamtliche Streunerkatzenprojekt in Haltern wurde kürzlich eingestellt.
„Handlungsdruck“
Die Verordnung des Kreises zeige nunmehr den hohen Handlungsdruck, „der in der Vergangenheit insbesondere von Tierschützenden mit Initiativen zur Kastration von freilebenden Katzen (Katzen, die nicht von Menschen gehalten werden) bereits thematisiert wurde“, meint die Halterner SPD.
Die Stadt betont auf Anfrage, dass die Katzenschutzverordnung grundsätzlich Angelegenheit des Kreises als zuständige Tierschutzbehörde sei. Die Verordnung fußt auf dem Tierschutzgesetz. „Wir als Stadt sind als Fundbehörde für Fundtiere zuständig – auch für Katzen“, grenzt Sprecherin Sophie Hoffmeier ein.
Kooperation mit Tierheim Ahaus
„Wenn eine Katze zum Fundtier wird, dann überprüfen wir, ob sie gechippt und kastriert ist“, so Hoffmeier. Und: „Es besteht eine Kooperation mit dem Tierheim Ahaus bezüglich der Verwahrung von Fundtieren. Als Verwaltung sind wir grundsätzlich nicht dafür ausgerüstet oder geschult, Katzen selbst unterzubringen.“
Kontrollen, ob Besitzer frei laufender Katzen ihre Tiere auch tatsächlich kastrieren lassen, plant das Ordnungsamt indes nicht.
Stadt will optimieren
Die Stadt sei „gerade dabei, das Prozedere mit den Fundkatzen zu optimieren“, hieß es weiter. Es gehe darum, wie die Verwaltung schneller reagieren könne und auch außerhalb der Dienstzeiten besser erreichbar sei. „Außerdem wollen wir den Service für Finderinnen und Finder verbessern“, führte die Sprecherin aus. Dafür seien „in der nächsten Zeit Abstimmungsgespräche mit Tierschutzvereinen angedacht“.
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