Kann Halterns Riesen-Solaranlage den Blackout vermeiden? Quarzwerke erklären die Lage

Kann Halterns Riesen-Solaranlage den Blackout vermeiden?
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Die Energieversorgung in Deutschland steht vor grundsätzlichen Herausforderungen. Um unabhängig vom Ausland zu sein und Energiesicherheit zu gewährleisten, kommt den Erneuerbaren Energien künftig große Bedeutung zu. Wie aber ist die aktuelle Situation in Haltern? Könnte beispielsweise Deutschlands größte schwimmende Photovoltaik-Anlage auf dem Silbersee 3 die Bevölkerung bei einem Blackout mit Strom versorgen und eine Grundversorgung sicherstellen?

Die Solaranlage der Quarzwerke, mit deren Energie sich das Unternehmen zu 75 Prozent selbst versorgt, erzeugt jährlich etwa 3 Millionen Kilowattstunden Strom. Damit könnten auch knapp 1000 Haushalte versorgt werden. Zumindest theoretisch. Denn diese Art der Energie und auch die aktuelle Technik ermöglichen leider keine Grundversorgung der Halterner mit alternativem Strom. Noch nicht.

„Eine Photovoltaik-Anlage produziert nur schwankend Strom - je nach Wetterlage“, erklärt Markus Schramm. Bei Wolken am Himmel beispielsweise sei die Produktion entsprechend geringer.

Lückenlose Bereitstellung

Der Leiter der Abteilung Energiemanagement und CO2-Optimierung der Quarzwerke-Gruppe macht deutlich: „Ohne Batteriespeicher ist eine Grundversorgung nicht möglich.“ Damit immer garantiert sei, dass auch soviel Strom bereitgestellt werden könne wie jeweils momentan nachgefragt werde. Ansonsten entstünden Spannungen, die das Netz zusammenbrechen lassen.

Markus Schramm am Silbersee 3
Markus Schramm ist zuständig für das Energiemanagement und die CO2-Optimierung der gesamten Quarzwerke-Gruppe. © Anne Schiebener

Schramm spricht auch von der sogenannten Schwarzstartfähigkeit, die erforderlich sei. Damit ist die Fähigkeit eines Kraftwerks gemeint, unabhängig vom Stromnetz hochzufahren. Im Normalfall wird der Strom hierfür dagegen aus dem Stromnetz genommen.

Zwar sei eines der beiden Blockheizkraftwerke im Halterner Werk grundsätzlich schwarzstartfähig, erläutert Schramm. Aber ohne Speicher nützt das nichts. „Ein Batteriespeicher gibt genau das ab, was gerade an Strom gebraucht wird“, sagt der Experte. „Aber Speicher sind sehr, sehr teuer.“ Und für eine Versorgung der in Haltern lebenden Menschen würden eben auch viele große Speicher benötigt. Das sei nicht zu finanzieren.

Ohne Speicher geht gar nichts

Die Stadtwerke können das nur bestätigen. „Es ist aufgrund der Produktionsschwankungen nicht möglich, ein Haus oder einen Betrieb direkt mit Sonnenenergie zu versorgen.“ Im Fall eines Blackouts sei eine Grundversorgung mit Strom mittels PV-Anlagen daher auch „keine Option“ für die Stadtwerke, so der Sprecher.

Mit Windkraftanlagen sei das Problem ähnlich. „Sie garantieren keine permanente Leistung“, so Liedtke. Sein Fazit: Um Erneuerbare Energien für die Grundversorgung nutzen zu können, „müsste man sich technisch auf Speicher umstellen“.

Die Quarzwerke GmbH in Haltern haben jetzt in Oberhausen als eins von insgesamt sechs Unternehmen den Deutschen Solarpreis 2022 erhalten. In der Kategorie Betriebe/Unternehmen (industriell, landwirtschaftlich, kommerziell) zeichnete die europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar die Quarzwerke damit „für die Errichtung von Deutschlands größter schwimmender Photovoltaikanlage und für ihren Einsatz, die Umstellung auf regenerative Energien in der Industrie voranzubringen“, aus.