Nach einem Jahr Pause war es am Samstagabend wieder soweit: Die Verleihung des Kabarett-Preises Kiep hat viele Besucher – auch über Halterns Stadtgrenzen hinaus – in die Seestadt gelockt, um in der Aula des Schulzentrums einen Abend voller Humor, Politsatire und Lyrik zu erleben.
Vier Kabarett-Talente hatten jeweils eine gute halbe Stunde Zeit, Jury und Publikum von ihrem Können zu überzeugen.
Traditionell begrüßt durch die „Bullemänner“ – dieses Mal jedoch in geschlechtergerechter Sprache – durften sich alle „Halternde“, „Lavesummende“ und „Lippramsdorfende“ auf einen unterhaltsamen Abend freuen, den Künstlerin Sandra Da Vina als Erste der vier „Kabarettenden“ einläutete.
Wohnhaft in Essen und aufgewachsen im Münsterland, stellte sich Da Vina dem Publikum nun als fleischgewordene Halternerin vor. Ihr 16 Semester langes Germanistikstudium ordnete sie dabei bereitwillig als „viel zu lang“ ein und erzählte außerdem von ihrem Trauma, das sich seit dem Versenden eines süßen Eulen-Videos durch ihr Leben zieht: Fortan erhält sie sämtliche Geschenke – von der Bettwäsche bis hin zum Pfannenwender – nur noch mit Eulenmotiv.
Quichotte wird Publikumssieger
Künstler Quichotte, der bereits im Jahr 2023 beim Kiep auftreten sollte und damals aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, holte seinen Auftritt als zweiter Künstler des Abends nach – und sicherte sich mit einer facettenreichen Performance aus Comedy, ernsten Themen und imposanten Gesangseinlagen am Ende des Abends den Publikumspreis.
Und das, obwohl er, ganz nach dem Motto „‘Kiep‘ it real“, direkt zu Beginn feststellte, dass „Wortwitze hier wohl nicht so gut ankommen“. Entgegen seiner Annahme „dass das dann ein zäher Abend wird“, konnte er das Publikum insbesondere mit seiner gesungenen „Anleitung zum Männlichsein“ mitreißen.
Auch zeigte sich Quichotte als bekennender Feminist, der nicht nachvollziehen kann, warum Frauen nicht mehr verdienen sollen dürfen als Männer: „Meine Frau muss mehr verdienen, ich bin Kleinkünstler“, so seine Sicht auf das Thema. Einen Tipp für alle, die begeistert von seinem Programm waren, hatte Quichotte auch parat: „Wenn ich mich mal länger sehen wollt, könnt ihr jetzt einfach ein Foto machen.“
Energiegeladene Performance
Energiegeladen und ebenfalls politisch wurde es mit Künstler Philipp Weber, der – wie die Jury begründete – mit einer „wortakrobatischen Wutrede, die imponiert hat“, den begehrten Kiep als Sieger mit nach Hause nehmen durfte. Weber griff auf, dass aktuell ein Drittel aller Deutschen Demokratie-müde sei. Was da helfe, sei – ganz klar – Urlaub. „Aber wo macht man Urlaub, wenn man Demokratie-müde ist? In Saudi-Arabien? Und bucht man statt bei Alltours bei Diktaturs?“, fragte er und sicherte sich damit viele Lacher im Publikum.
Auch blieben die Frisuren vergangener und aktueller Politikgrößen nicht verschont: Ob bei Boris Johnson, Donald Trump oder Kim Jong-un – Weber stellte fest: „Aus einem kranken Kopf sprießt kein gesundes Haar.“

Sanftere, einfühlsame Töne stimmte Liese-Lotte Lübke an, die ihre lebensnahen Texte über Probleme, Paar-Gespräche und Selbstzweifel am Klavier begleitete und in dem Stück „Unterm Teppich meiner Mutter“ erklärte, dass dort noch genug Platz für die Sorgen des Publikums sei.
Zufriedenes Publikum
Eine künstlerische Mischung, die die Besucher des Abends rundum zufrieden stimmte: Während Doreen und Horst Bilkenroth bei Liese-Lotte Lübke besonders die gefühlvolle-künstlerische Ausprägung ihrer Texte lobten, erkannten sie einstimmig an, dass die Unterhaltung der männlichen Künstler in puncto Humor besser gewesen sei: „Es hatten aber alle ein tolles Programm.“
Insgesamt war sich das Paar sicher: Auch in der Aula statt in der Seestadthalle und mit abgespecktem Menü – Pausenbrote statt klassischem Dinner – war der Kiep wie immer ein tolles Event. Auch beim nächstem Mal wollen sie wieder dabei sein.

Fotos vom Kiep 2025 auf halternerzeitung.de