Im Mai übergab Heinrich Wiengarten sein Amt als erster Vorsitzender der SPD-Stadtverbandes an Melanie Kubik und Daniel Wohlsdorf. Damit leiteten die Genossen einen Generationenwechsel ein, außerdem gibt es zum ersten Mal in der Parteigeschichte eine paritätisch besetzte Doppelspitze. „Politik muss moderner und jünger werden“, finden Melanie Kubik und Daniel Wohlsdorf.
Sie sind sich bewusst, dass sie eine große Aufgabe übernehmen, aber bange machen sie sich vor der Herausforderung nicht. „Als Team funktioniert das“, sagt Daniel Wohlsdorf und schließt damit den gesamten Vorstand ein. Der 31-Jährige ist vor sieben Jahren von Oberhausen nach Haltern am See gezogen.
Zur Kommunalwahl 2020 sah er sich die Wahlplakate genauer an und fand, dass die SPD seine politischen Interessen am besten abbildet. Nach „guten Gesprächen“ mit Fraktionschefin Beate Pliete trat er der Halterner SPD bei. Dass die Partei ihm schon nach kurzer Zeit so viel Vertrauen geschenkt hat, ehrt Daniel Wohlsdorf, inzwischen Vater einer kleinen Tochter.
Jüngere begeistern
Melanie Kubik kommt aus einem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus. Ihr Vater Werner war bis 2014 Mitglied des Stadtrates. Die 34-Jährige trat 2019 in die Partei ein, verfolgte aktiv die Parteiarbeit und gehört aktuell dem Stadtentwicklungsausschuss an. „Mein Ziel ist, Jüngere für die Mitgestaltung von Kommunalpolitik zu begeistern.“ Das Durchschnittsalter von 40 Jahren im derzeit amtierenden Vorstand des Stadtverbandes wertet sie als gutes Zeichen für einen Aufbruch. Aber auch die AfD spielte bei ihrer Entscheidung eine wichtige Rolle.
Zeichen für Demokratie
„Als die AfD immer lauter und größer wurde, wollte ich zeigen, dass sie mit den demokratischen Parteien rechnen muss“, betont Melanie Kubik. Und noch etwas treibt sie an. Es sei nicht fair, immer nur zu meckern, man sollte besser mitgestalten. Bauen und Wohnen und die Entwicklung der Ortsteile sind Themen, die ihr, der Kaufmännischen Angestellten bei Vestolit im Chemiepark und Betriebsrätin, am Herzen liegen.

Daniel Wohlsdorf interessiert sich als Elektroinstallateur insbesondere für Klima und Mobilität. Er ist deshalb stellvertretender sachkundiger Bürger im Klimaausschuss. Der 31-Jährige will sich bemerkbar machen. Man dürfe nicht den anderen Parteien allein das Podest überlassen. „Dafür spreche ich auch gerne einmal etwas lauter.“
Bauplätze zu teuer
Er und ebenso Melanie Kubik wissen, wo das angebracht ist. Es sei inakzeptabel, dass politisch nichts für die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum in Haltern getan werde. Leider sei eine von der SPD geforderte kommunale Wohnungsbaugesellschaft von den anderen Parteien abgelehnt worden. Jetzt gebe es zwar Bauplätze am Nesberg, aber wer könne sich angesichts der Grundstückspreise dort einen Bauplatz leisten? „Grundsätzlich wünschen wir uns von der Verwaltung mehr Transparenz bezüglich der Bautätigkeiten in Haltern“, fordert Melanie Kubik.
Genauso will das Duo für eine Stärkung der Jugendarbeit kämpfen. Es sei in den vergangenen Jahren viel kaputt gespart worden, zum Beispiel im Trigon oder bei den Jugendfreizeiten. Geld, das in den Bau einer neuen Steverbrücke investiert werden solle, wäre in diesem Bereich viel besser aufgehoben, finden die Stadtverbandsvorsitzenden.
Weitere Kita nötig
Außerdem vermissen die beiden ausreichendes Engagement bei der Schaffung von Kindergarten-Plätzen für unter Dreijährige. „Das klassische Familienbild funktioniert doch nicht mehr“, sagt Daniel Wohlsdorf. Vergeblich hat die SPD bislang in den zuständigen Gremien für den Bau eines weiteren Kindergartens geworben. Für Melanie Kubik und Daniel Wohlsdorf kein Grund, um aufzugeben. „Unser Ziel ist, eine starke Opposition zu sein und uns vor allem bei sozialen Themen besser durchzusetzen“, sagt Melanie Kubik.
Daniel Wohlsdorf macht dabei vor, dass Familie, Beruf und politisches Ehrenamt sich durchaus vereinbaren lassen. Dass er dafür seine Zeit gut einteilen muss, ist keine Frage für ihn. „Aber es gibt einiges zu tun in Haltern“, das treibt ihn und auch Melanie Kubik an.
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