Jorge aus Mexiko lebt ein Jahr in Haltern Nicht nur Weihnachten ist hier anders

Jorge aus Mexiko ein Jahr in Haltern: Weihnachten ist hier anders
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Manches, was er in Deutschland und in Haltern kennengelernt hat, findet Jorge Narváez Muños „funny“. Der 18-jährige Mexikaner aus der Großstadt San Louis Potosi verbringt ein Jahr bei Halterner Gastfamilien im Rahmen des Jugendaustausches des Rotary Clubs Haltern.

Seit dem 3. August wohnt er bei Melanie und Henning Henke, der gleichzeitig der hiesige Rotary-Beauftragte für diesen Jugendaustausch ist. Am 10. Januar wird Jorge in eine zweite Gastfamilie wechseln.

Warum hat er sich gerade für Deutschland als Gastland entschieden? Das hat mit möglichen beruflichen Perspektiven zu tun. Jorge hat gerade seinen Highschool-Abschluss gemacht, würde gern studieren und anschließend in der Automobilindustrie arbeiten. „Mehrere deutsche Autohersteller produzieren in Mexiko, unter anderem BMW, die gerade ein neues Werk in meiner Heimatstadt eröffnet haben“, sagt Jorge.

Die deutsche Sprache ist schwer

Deutsche Sprachkenntnisse könnten hier bei der Berufswahl sicher ein Vorteil sein, findet er. Allerdings hat er schon gemerkt: „Deutsch ist eine schwere Sprache“, die er zwar immer besser versteht, aber das Sprechen braucht noch ein bisschen Übung.

Jorge geht als Gastschüler in die 11. Klasse des Joseph-König-Gymnasiums. Auch mit seinen Mitschülerinnen und -schülern verständigt er sich hauptsächlich auf Englisch. „Eigentlich könnte ich auch in die Stufe 12 gehen, aber die Schüler bereiten sich schon aufs Abitur vor, da ist das Lernen aufwändiger, deshalb passt die 11. Klasse besser.“

Durch die Schule habe er bereits erste Freunde gefunden, sagt er. Jorge ist außerdem sportlich unterwegs, geht ins Fitnessstudio und trainiert als Gast beim Fußball des ETuS Haltern mit.

Und er wundert sich über vieles, das in Deutschland so ganz anders ist als in Mexiko. Beispiel Fahrradfahren: „Die Deutschen fahren überall hin mit dem Fahrrad, das gibt es in Mexiko nicht. Dort benutzt man Autos.“ Als Jorge das erste Mal zu einer Fahrradtour eingeladen wurde, warf er sich in seinen Sportdress. „Fahrradfahren in Mexiko ist Sport, zum Beispiel Mountainbike. Dann sind wir zu einem Restaurant gefahren und ich saß da in völlig falscher Kleidung“, sagt er schmunzelnd.

Sicherheit auf den Straßen

Allerdings sind in Mexiko die Entfernungen zwischen den Städten auch viel größer. „In Deutschland liegt eine Stadt fast neben der nächsten, in Mexiko ist man meist viel länger unterwegs, bis man in der nächsten Stadt ankommt.“

Die ersten vier Monate seines Haltern-Aufenthaltes verbringt Jorge Narváez Muños bei Melanie und Henning Henke (nicht im Bild).
Die ersten vier Monate seines Haltern-Aufenthaltes verbringt Jorge Narváez Muños bei Melanie und Henning Henke (nicht im Bild). © Jürgen Wolter

Was Jorge an Deutschland schätzt, ist die Sicherheit auf den Straßen. „In mexikanischen Städten gibt es Viertel, in denen ist die Sicherheit nicht gewährleistet. Das hat Deutschland viel besser im Griff“, findet er.

Die Menschen in Deutschland seien außerdem sehr organisiert, findet Jorge. „Wenn sie zusammen Sushi essen wollen, dann reden sie schon zwei Wochen vorher davon. In Mexiko machen wir das einfach.“ Er sei zwar überall freundlich behandelt und respektiert worden, aber Jorge vermisst manchmal die Wärme im Umgang der Menschen miteinander, die in Mexiko anders gelebt wird.

In Kürze wird er sein erstes Weihnachtsfest in Haltern feiern, auch das ist anders als zuhause. Vor allem die Vorweihnachtszeit mit ihren Posadas sei ein lebhaftes Fest in Mexiko, sagt Jorge.

Bei den Posadas erbitten die Mexikaner in der Adventszeit Einlass wie einst Maria und Josef.
Bei den Posadas erbitten die Mexikaner in der Adventszeit Einlass wie einst Maria und Josef. © picture alliance / dpa

Bei einer Posada, auf deutsch „Herberge“, wird die Suche nach einer Unterkunft von Maria und Josef symbolisiert. Die Teilnehmer verkleiden sich wie zu jener Zeit und irren scheinbar ziellos im Quartier umher, um an die Türen zu klopfen und um Einlass und ein Bett zum Schlafen zu begehren. Wie es historisch überliefert ist, werden sie jedoch zuerst abgewiesen. Erst nach mehreren Versuchen wird das Tor geöffnet und die Suchenden werden zu geladenen Gästen.

Weihnachten: eine Fiesta

Die Posadas finden vom 16. Dezember bis zum Weihnachtsabend am 24. Dezember statt. Die Adventszeit ist geprägt von Fiestas, dem Wiedersehen mit Freunden und an Weihnachten dem Treffen der Familie. „Bei uns sind die Familien meist viel größer als in Deutschland“, sagt Jorge.

Nach seinem Jahr in Deutschland will der junge Mexikaner voraussichtlich zunächst in Mexiko studieren - und dann vielleicht auch nach Deutschland zurückkommen. „Ich könnte mir gut vorstellen, auch hier zu arbeiten“, sagt er.

In fremde Länder reisen und Menschen treffen, die dort leben, mit eigenen Augen sehen und erleben, wie das Leben anderswo aussieht und sich anfühlt: Das ermöglicht der Jugendaustausch des Rotary Jugenddienstes für einige Wochen oder der Jahresaustausch für ein Jahr.

  • Die Förderung der Jugend gehört zu den wichtigsten Zielen, die sich die Rotarier weltweit gesetzt haben. Teilnehmen können schulpflichtige Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. Über den Austausch kommen entweder ausländische Schüler nach Deutschland oder deutsche Schüler reisen ins Ausland.
  • Der Austausch ist sowohl für Kinder von Rotariern offen als auch von Nicht-Rotariern. In jedem Fall braucht der Bewerber / die Bewerberin die Bürgschaft eines Rotary-Clubs.
  • Bewerbungen von Halterner Schülern für den Schuljahresaustausch 2023/2024 ab August 2023 nimmt der Halterner Beauftragte für den Austausch Henning Henke noch entgegen. Er ist erreichbar unter der Maildresse: henninghenke@gmx.de.

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