Beim Bauen liegt Haltern an der Spitze Neue Ideen für Diegerot und Gärten an der Sixtusstraße

Beim Bauen liegt Haltern an der Spitze: Neue Ideen für Gartenland
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Von 2010 bis 2022 ist die Anzahl der Wohnungen in ganz Nordrhein-Westfalen laut Statistischem Landesamt IT.NRW um 5,6 Prozent gestiegen. Haltern verzeichnet sogar ein Wachstum von 8,7 Prozent und ist damit Spitzenreiter im Kreis Recklinghausen. Aber, sagen die Grünen, die ausreichende Versorgung mit Mietwohnungen zu bezahlbaren Bedingungen ist besonders gefährdet. Außerdem fehlten insbesondere öffentlich geförderte Wohnungen.

Auf Antrag der Grünen legt die Verwaltung nun eine Strategie für eine Innenentwicklung der Stadt vor. Kompakt und flächensparend entwickeln ist die Devise, damit folgt die Verwaltung den Vorgaben des Regionalplans Ruhr. Sie schaut auf Baulücken, Brachland, Leerstände und Möglichkeiten für eine Nachverdichtung.

Mit den drei größeren Neubaugebieten Am Schulte Hülsen (Hamm-Bossendorf), Nesberg (Haltern-Mitte) und Buttstraße (Hullern) hat die Stadt laut Flächennutzungsplan ihr Reservoir ausgeschöpft. Es bleiben nur noch zwei kleine Flächen: „Auf der Lings“ an der Dorstener Straße und Pastors Kamp in der Stadtmitte. Ein Siedlungsflächenmonitoring des Regionalverbandes Ruhr (RVR), das alle drei Jahre durchgeführt wird, entdeckte weitere Möglichkeiten für Bautätigkeiten.

Blick auf das Baugebiet Elterbreischlag
Im Elterbreischlag/Sythen fragt die Stadt Eigentümer von brachliegenden Grundstücken, warum sie diese nicht bebauen. © Hans Blossey

Danach sind in Gebieten mit Bebauungsplan 122 Flächen für neue Häuser frei, in Gebieten ohne rechtskräftige Bebauungspläne wurden 38 Einzelgrundstücke ermittelt. Insgesamt summierten sich die Flächen von Baulücken auf 8,8 Hektar. Das entspricht rund der zweifachen Größe des Baugebietes Nesberg an der Sundernstraße. Aber die meisten Flächen befinden sich in Privatbesitz. Die Stadt selbst hat kaum noch Eigentum, weil sie nie Bodenvorratspolitik betrieben hat.

Umfrage im Elterbreischlag

Entsprechend gering ist ihr Einfluss auf den Halterner Wohnungsmarkt. Trotzdem entwirft sie eine Strategie für eine weitere Entwicklung. So fragte sie bei den privaten Landeigentümern im Bereich Kahrstege im Rahmen eines Serienbriefs nach den Gründen für ein langes Brachliegen. Die unsichere Finanzmarktlage, steigende Baukosten und fehlender aktuellen Bedarf sind die Hauptgründe, warum die befragten Halterner derzeit nicht bauen möchten. Die Stadt will weitere Gebiete analysieren. Als nächstes nimmt sie den Elterbreischlag in Sythen unter die Lupe.

Blick auf den Pastors Kamp
Pastors Kamp in der Innenstadt ist jetzt noch mit viel Grün überwuchert. Auf die Dauer gesehen soll hier gebaut werden. Möglich ist ein Mischgebiet mit Wohnhäusern und kleinen Gewerbebetrieben. © Guido Bludau

Auch in der Innenstadt wird geschaut, wo Lücken bebaut werden können. An der Dahlienstraße ist das der Fall, auch in den früheren Schrebergärten am Sixtus-Hospital. Ferner haben sich die Anwohner der Sixtusstraße und Zu den Mühlen als Initiative zusammengetan, weil sie in ihren ungewöhnlich tiefen Gärten Möglichkeiten für Hausbebauungen sehen. Eine Nachverdichtung in zweiter Reihe soll durch einen neuen Bebauungsplan voraussichtlich möglich werden.

Wohnen unter dem Dach

Mehr Platz zum Wohnen könnte auch im Gebiet Diegerot (Haltern-West) geschaffen werden. Die Reihenhäuser mit nur 90 Quadratmetern Wohnfläche haben ein flach geneigtes Dach, das zum Wohnen nicht genutzt werden kann. Hier will die Stadt in Zusammenarbeit mit den Anwohnern und einem Fachbüro Lösungen finden, die ein nachbarschaftlich und städtebaulich vertretbares Erscheinungsbild gewährleisten.

Häuser an der Straße Diegerot
Im Diegerot (Haltern-West) möchten Familien gerne durch Dachausbauten mehr Wohnraum gewinnen. © Elisabeth Schrief

Die Fachbereiche Planen und Wirtschaftsförderung wecken Hoffnungen auf mehr Wohnraum in Haltern am See. Sie arbeiten an einem gesamtstädtischen Handlungskonzept und wollen daraus unter anderem auch Maßnahmen ableiten, wie hohe Miet- und Bodenpreise abgefedert werden können.

Doch neuer Wohnraum dürfe nicht in Konkurrenz zu den Klimazielen der Stadt stehen, heißt es seitens der Verwaltung. Alle Strategien müssten in einem engen Zusammenhang gesehen werden.

In einer ersten Befragung im Beteiligungsportal der Stadt Haltern am See soll es zunächst darum gehen, die Stadtgesellschaft anzusprechen, um Daten für die einzelnen Ortsteile zu generieren. Die Umfrage ist nach einem einfachen Multiple-Choice-Prinzip aufgebaut und dauert nur wenige Minuten. Für circa einen Monat ist diese Umfrage freigeschaltet. Im Anschluss erfolgen die Datenerhebung und eine Analyse der Ergebnisse.