Hunderte frische Brötchen illegal in Haltern entsorgt Mysteriöser Fund an der Granatstraße

Mysteriöser Fund: Hunderte frische Brötchen illegal entsorgt
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Heinz Himmelmann ist entsetzt. Nachbarn haben den Jagdpächter aus Lippramsdorf am Dienstag angerufen. Auf der Granatstraße lägen haufenweise Brötchen, hieß es. Heinz Himmelmann, dessen Jagdgelände sich in diesem Gebiet befindet, macht sich umgehend auf den Weg. Und wird schnell fündig.

Nur wenige hundert Meter von der Bundesstraße 58 entfernt, entdeckt er am Straßenrand und im Böschungsbereich der Granatstraße einen großen Haufen weggeworfener Brötchen. „Es waren 150 Stück“, sagt er. „Ich habe sie gezählt.“ Himmelmann ist absolut sicher: „Die Brötchen waren total frisch.“ Der Lippramsdorfer kann sich nicht vorstellen, „welche Beweggründe ein Mensch hat, so etwas zu tun“.

Was für eine Verschwendung, meint er. Noch am Dienstag nimmt er die Brötchen mit und bringt sie einem Landwirt, der sie an seine Rinder verfüttert. Sorge, dass die Weizenbrötchen vergiftet worden sein könnten, hat er nicht. „Wer soll sich denn soviel Mühe machen und 150 Brötchen vergiften? Da hätten doch wenige gereicht.“ Die Polizei, mit der er Kontakt aufnimmt, sieht das ganz ähnlich.

Am Tag danach sucht Himmelmann erneut den Fundort ab. Ein Anwohner gesellt sich hinzu. Ob er etwas bemerkt hat am Vortag? „Nein“ meint der, „obwohl doch unser Hund immer direkt angeht, wenn sich draußen etwas tut.“ Himmelmann hat gehört, dass es noch mehrere Ablagestellen an der Granatstraße geben soll.

Und tatsächlich findet er bei der Kontrolle der Strecke bis zum Abzweig Holtwicker Straße noch fünf weitere Brötchen-Müllkippen. An jeder liegen 50 bis 60 weitere Semmel. Scheinbar wurden sie nicht einfach aus einem Fahrzeug geworfen. Vielmehr liegen sie jeweils in einem Haufen an einem Baumstamm. Auffällig dabei: Nur an einem Fundort gibt es gemischte Brötchen, neben Weizen- auch Käse- und Körnerbrötchen.

Lebensgefährlich für Rehe

Weil es am Mittwoch bereits geregnet hat, sind sie aufgeweicht. „Für die Rinder sind die nicht mehr zu gebrauchen“, weiß Himmelmann. „Und für Rehe wäre das jetzt lebensgefährlich“, ärgert er sich maßlos. Der Verdauungstrakt der Rehe sei nicht auf Brot eingerichtet. „Gerade wenn es feucht geworden ist, kann es zu sehr starken Blähungen führen.“ Die Tiere könnten sogar verenden. Auch gerade dann, wenn das Brot bei feuchtem Wetter schimmelt.

Heinz Himmelmann verdeckt die Brötchen mit Laub.
Heinz Himmelmann verdeckt die Brötchen mit Laub, damit keine Tiere darauf aufmerksam werden. © Ingrid Wielens

Wildschweinen dagegen könnten die Brötchen nichts anhaben. „Das vertragen die gut“, sagt Himmelmann. „Aber sie werden nicht an die Brötchen rangehen“, ist er sicher. Es bestehe derzeit keine Futterknappheit für die Wildtiere. „Da gibt es besseres in der Natur als trockene Brötchen.“

Warum tut jemand so etwas?

Der Lippramsdorfer kann sich keinen Reim darauf machen, warum jemand so viele Brötchen auf diese Weise entsorgt hat. Wildfütterung als mögliches Motiv? „Nein, auf gar keinen Fall.“ Dem Wild dienten die Brötchen nicht, schon gar nicht an einer so stark befahrenen Straße. Und warum wurden sie nicht gesammelt als ein großer Brötchenhaufen weggeworfen, statt sich der Semmel an sechs Stellen an der Granatstraße zu entledigen?

Nur an einer Stelle wurde außer Weizenbrötchen auch Käse- und Körnerbrötchen gefunden.
Nur an einer Stelle wurde außer Weizenbrötchen auch Käse- und Körnerbrötchen gefunden. © Ingrid Wielens

Mit dem Halterner Fall wurde eine Serie illegaler Brötchenentsorgungen im Kreis Recklinghausen fortgesetzt. In Recklinghausen, Herten, Datteln, Marl und ganz besonders in Oer-Erkenschwick hat es in der Vergangenheit bereits zahlreiche Funde dieser Art gegeben. Die Bilder von den „Müllkippen“ sehen ganz ähnlich wie die in Haltern aus. In der Seestadt war es aber bislang der erste Brötchen-Fund. Das bestätigte Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier.

Kreis übernimmt den Fall

Da die Granatstraße eine Kreisstraße ist, fällt die weitere Bearbeitung des Falls nicht in die Zuständigkeit der Stadt, sondern in die des Kreises Recklinghausen. „Es handelt sich hier um eine illegale Abfallentsorgung, die darüber hinaus eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen kann“, betont Sprecherin Lena Heimers. Der Kreis werde bei der Polizei Strafanzeige stellen, kündigte sie an.