Anja Kleimann spürt den Ärger der Kunden an der Tankstelle.

© Lena Heckmann

Hohe Spritpreise an Halterns Tankstellen: „Die Kunden sind schockiert“

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Tanken für zehn Euro und kein Schokoriegel: Wir haben uns umgehört, wie Tankstellen-Kunden in Haltern mit den hohen Spritpreisen umgehen und was Tankstellen-Mitarbeiter derzeit alles erleben.

Haltern

, 22.10.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Derzeit müssen Autofahrer an der Tankstelle tief in die Tasche greifen. Unter anderem aufgrund der gestiegenen Nachfrage und der Preisentwicklung an den Rohölmärkten steigen die Benzin- und Dieselpreise. Auch die CO2-Abgabe führt derzeit an den Tankstellen zu einem Aufschlag von rund sechs bis acht Cent je Liter. Der Benzinpreis liegt zurzeit auf einem Rekordhoch und beim Dieselpreis sieht das nicht besser aus - der Durchschnitt liegt da im Moment bei 1,56 Euro, was gefährlich nah am Benzinpreis ist.

Mehr Kleinbeträge an der Aral-Tankstelle

Anja Kleimann arbeitet an der Kasse der Aral-Tankstelle an der Weseler Straße in Haltern. „Die Stimmung ist im Keller“, sagt sie. „Manche Leute trifft es besonders hart, insbesondere dann, wenn man auf das Auto angewiesen ist. Da schauen die Leute schon ängstlich in die Zukunft.“

Seit den Bundestagswahlen seien die Preise gestiegen, sagt Kleimann. „Es ist selten der Fall, dass der Benzinpreis unter 1,70 Euro liegt.“ Das sei auch im Tankverhalten der Leute zu spüren. „Es wird vermehrt für Kleinbeträge getankt, eher so für zehn bis 15 Euro.“ Sie hat aber auch noch einen Tipp: „Gegen 20 Uhr ist der Preis zumindest bei uns recht günstig im Moment.“

„Die Kunden sind schockiert“

Auch an den Shell-Tankstellen in Haltern ist der Unmut der Autofahrer zu merken, wie eine Mitarbeiterin erläutert: „Es ist immer dasselbe Thema, die Leute sind schockiert. Es werden schon Scherze darüber gemacht, dass wir bald bei zwei Euro sind.“ Zwar tanken an den Shell-Tankstellen häufig Firmenkunden, die das weniger störe, aber es gebe weniger Privatkunden, das spüre man deutlich. Diese würden dann auch nicht mehr so häufig voll tanken. Oft sei es aber auch so, dass die Kunden die „richtige“, also die günstigere Uhrzeit auswählen.

Nicht mehr Verdienst bei Tankstellen

Das Tankcenter am Nordwall empfindet die Situation auch als „ziemlich übel“, wie ein Mitarbeiter verrät. Das Problem sei, dass die Leute bei hohen Preisen weniger im Shop einkaufen: „Wenn man schon knapp 100 Euro für die Tankfüllung zahlt, hat man die zwei Euro für den Schokoriegel nicht über. Das ist problematisch, denn wir verdienen fast ausschließlich am Shop.“

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Dies bestätigt auch Christian Ernst, Geschäftsführer der Avia Klöcker und zuständig unter anderem für die Avia-Tankstelle in Haltern-Lavesum. „Das macht auch uns nicht glücklich“, erläutert Ernst. Tankstellenbetreiber verdienten bei höheren Spritpreisen nicht mehr als sonst. Schimpfen an der Kasse sei also zwecklos. Jedoch steigen die Menschen nicht aufgrund der höheren Preise auf Bus und Bahn um, wie er feststellt: „Die Absatzmengen sind total stabil.“

Autofahrer fordern Unterstützung

Susanne Warniau, die als Pendlerin auf das Auto angewiesen ist, spürt die höheren Spritpreise ebenfalls. „Ich fahre jeden Tag 44 Kilometer zur Arbeit hin und zurück, da zahlt man mehr. Und nicht nur dafür, auch die Lebensmittel sind ja teurer geworden“, sagt die Autofahrerin. „Ich merke auch, dass ich mein Fahrverhalten anpasse, ich fahre langsamer, auch mal hinter einem Lkw, um Sprit zu sparen.“ Für die Zukunft wünsche sie sich eine höhere Pendlerpauschale und dass der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werde, sodass sich ein Umstieg lohnen würde.

Susanne Warniau beim Tanken

Susanne Warniau beim Tanken. © Lena Heckmann


Besserer Nahverkehr und Ausgleich für Pendler

Norbert Kohl hat am Mittwoch die Gelegenheit genutzt, dass der Benzinpreis gerade eben um fünf Cent gefallen ist und tankt nun seinen Mercedes. „Zum Glück muss ich nicht mehr so viel fahren, sodass mich der Spritpreis weniger betrifft“, wie er erklärt. Die Erhöhung halte er allerdings für eine unvermeidliche Sache, da Autofahren die Natur belaste. „Ich find auch die Ökosteuer richtig, zweifle aber daran, dass der hohe Preis jetzt wirklich nur an der Nachfrage liegt. Das ist zu undurchsichtig und nicht nachvollziehbar.“ Er spricht sich für einen Ausgleich für Pendler und einen attraktiveren öffentlichen Nahverkehr aus.

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Der Hausarzt Dr. Michael Frick aus Haltern tankt ebenfalls sein Auto. „Die hohen Preise machen sich natürlich bemerkbar“, erklärt der Mediziner. „Gerade im Herbst und Winter bin ich für Hausbesuche auf das Auto angewiesen.“ Bei gutem Wetter steige er auch mal auf das Fahrrad um. „Dann kommt die Arzttasche hinten drauf. Aber bei Regen oder Schnee geht es natürlich nicht ohne Auto. Auch mit dem Bus ist das schwierig.“

Tankapps können helfen

Zum Vergleich der Spritpreise können Tankapps genutzt werden. Hier gibt es zum Beispiel die Apps ADAC Spritpreise, Mehr tanken oder Clever tanken. Die Apps haben Funktionen, wie den Spritpreismelder, der auf einen bestimmtem Preis gestellt werden kann, den Vergleich von verschiedenen Preisen, oder den Zeitberechner, der angibt, ob sich das Warten auf einen günstigeren Spritpreis noch lohnt.