Als die RAG ankündigte, dass sie das Grubenwasser im östlichen Ruhrgebiet sogar auf 380 statt der eigentlich geplanten 600 Meter unter der Erdoberfläche ansteigen lassen will, meldeten sich schon die ersten Kritiker. Sie befürchten unter anderem, dass die Lippe dann noch stärker durch die Grubenwassereinleitungen verschmutzt wird. Beim Lippeverband, der für den Fluss zuständig ist, werden sie jedoch vermutlich keine Verbündeten finden.
Das Grubenwasser wird über die Wasserhaltung der ehemaligen Bergkamener Zeche Haus Aden in den Fluss geleitet. Die RAG hat den Verband offenbar mit seiner Argumentation überzeugt, dass die Belastung mit Schadstoffen und Salzen im Grubenwasser geringer wird, wenn es höher ansteigt. Werner Grigo, der Leiter des Genehmigungsmanagements bei der RAG, hatte erläutert, dass das Wasser um so geringer belastet ist, je höher es steigt.
Die Erklärung dafür sei auch für den Lippeverband nachvollziehbar, sagte Meike Delong, die Sprecherin des Verbandes. Die RAG geht davon aus, dass die Belastung in den oberen Wasserschichten, die abgepumpt werden, geringer ist, wenn das Wasser unter Tage höher aufgestaut wird. Belastete Schwebstoffe und das verschmutzte Wasser sollen sich nach unten absetzen, und unter Tage bleiben. nach Erkenntnissen von Gutachtern sinkt das belastete Wasser ab, weil es schwerer ist als das weniger belastete.
Für den Lippeverband sei es wichtig, dass vor allem der Grenzwert für den Salzgehalt im Grubenwasser nicht überschritten wird, sagte Delong. Er liegt bei 200 Milligramm Salz pro Liter Wasser. Die RAG geht davon aus, dass sie nördlich des Datteln-Hamm-Kanals eine Abwasserbehandlungsanlage bauen muss, um alle Grenzwerte für die Einleitung in die Lippe einzuhalten.
Der Lippeverband werde regelmäßig Wasserproben entnehmen, um die Einhaltung der Grenzwerte zu kontrollieren, kündigte die Sprecherin an.

Der Wasserversorger Gelsenwasser ist vorsichtiger bei der Beurteilung der Folgen des geplanten höheren Grubenwasseranstiegs. Martin Böddeker, der stellvertretende Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft beim Wasserversorger, bestätigte aber, dass die Halterner Sande nicht vom Grubenwasseranstieg auf Haus Aden betroffen sind. Sie sind das wichtigste Trinkwasserreservoir für das nördliche Ruhrgebiet und dürfen auf keinen Fall mit dem Grubenwasser in Kontakt kommen.
Gelsenwasser gewinne zwar kein Wasser aus der Lippe. „Aber sie fließt an unseren Wasserwerken und damit an unserem Wassergewinnungsgebiet in Haltern und am Niederrhein vorbei“, sagte Böddeker. „Dass die Qualität des Lippewassers nicht verschlechtert wird, muss gewährleistet sein“, forderte er.

Für diese Einleitung von rund 15 Millionen Kubikmeter Grubenwasser pro Jahr über Haus Aden ist ein wasserrechtliches Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich. Es ist für das zweite Quartal 2024 angekündigt. Die Einleitung wird ab etwa 2029 erforderlich. Bis dahin würde das Grubenwasser ansteigen. „Gelsenwasser wird die Unterlagen genau prüfen“, kündigte Böddeker an.
Die RAG lässt das Grubenwasser im Bereich Haus Aden schon seit September 2019 ansteigen. Ursprünglich befand es sich in etwa 1000 Metern Tiefe. Die bisher geplanten 600 Meter unter der Erdoberfläche sollten 2025 erreicht sein. Bis minus 380 Meter würde das Grubenwasser etwa bis 2029 weiter ansteigen.

Das Genehmigungsverfahren um den Grubenwassereinstieg wird von der regionalen Arbeitsgruppe Ost begleitet. Daran sind der Lippeverband und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) beteiligt.