„Oh, wie süß!“, rufen die Kinder beim Waldcafé des Natur- und Vogelschutzvereins Haltern. „Guck mal! Das ist seine Kletterwand!“ Die Kinder spielen mit einem außergewöhnlichen Tier. Nämlich mit einem seltenen Hirschkäfer, der gerade an nassen Schwämmen hochklettert.
Dagmar Höhner ist im Natur- und Vogelschutzverein aktiv. Sie organisiert das Waldcafé, das einmal im Monat stattfindet. Der Hirschkäfer war ein spontaner Gast beim letzten Waldcafé. In diesem Jahr konnte sie schon viele der seltenen Käfer in Haltern beobachten.
Von der Biologischen Station hat sie einen verstorbenen Käfer geschenkt bekommen. „Hirschi“, sagt sie und öffnet eine alte Tabak-Dose. Bis zu acht Jahre leben die Hirschkäfer unter der Erde. Nachdem sie das Erdreich verlassen haben, beträgt die Lebenserwartung nur wenige Wochen. Wer einen der seltenen Käfer entdeckt, kann sich also glücklich schätzen.

Viele Hirschkäfer in Haltern
In diesem Sommer sind in Haltern allerdings überraschend viele Hirschkäfer unterwegs. „Ich kann es nicht wissenschaftlich bestätigen“, sagt Heike Kalfhues von der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen, „aber es ist mein Eindruck, dass es dieses Jahr mehr Hirschkäfer gibt.“
Allein in ihrem Garten fliegen viele Hirschkäfer herum. „An einem Strauch saßen sechs Käfer“, sagt Heike Kalfhues. „Die fünf Männchen haben sich um das eine Weibchen gekebbelt.“ Die Kämpfe zwischen den männlichen Käfern während der Paarungszeit können sehr imposant sein.
Hotspots in Sythen und Lavesum
Heike Kalfhues vermutet, dass die klimatischen Bedingungen in den vergangenen Jahren besonders gut gewesen sind. Seit einigen Jahren sammelt die Biologische Station Meldedaten auf ihrer Internetseite (www.biostation-re.de/mitmachen). „In einigen Bereichen im Kreis Recklinghausen bekommen wir besonders viele Meldungen zu Hirschkäfern“, sagt sie. „Haltern und insbesondere Sythen und Lavesum scheinen Hotspots für die Hirschkäfer zu sein.“
Wer die Entwicklung der Hirschkäfer fördern möchte, kann eine Wiege anlegen. „Das ist allerdings ein umfangreiches Bauprojekt“, warnt die Expertin und lacht.
Dagmar Höhner hat das Projekt mit ihrem Natur- und Vogelschutzverein gewagt, damit sich auch die Kinder in den kommenden Jahren an den seltenen Käfern erfreuen können.
Eine ausführliche Bauanleitung für eine Hirschkäferwiege finden Sie online unter: www.biostation-re.de/images/anleitungen/anleitung_hirschkaeferwiege.pdf
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