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Heiraten und Corona: Feste werden oft auf späteren Zeitpunkt verschoben
Coronavirus
„Der schönste Tag des Lebens“ ist für viele Menschen der Hochzeitstag. Viele Feiern waren aber in diesem Jahr nicht möglich. Grund ist die Corona-Pandemie.
Alles ist geplant: Der Hochzeitstermin steht kurz bevor, die Hochzeitstorte ist bestellt, das Fest organisiert und die Gäste geladen. Und dann wird plötzlich die Hochzeit abgesagt. Weil die Corona-Schutzbestimmungen das in diesem Rahmen plötzlich nicht mehr zulassen. Ein Alptraum – den Hochzeitsexperte Jochem Möller, Inhaber des Hochzeithauses Haltern am See, in diesem Jahr oft miterlebt hat. „Wir hatten sogar einen Fall, da wurde in Herne erst am Morgen des Hochzeitstages die Hochzeit aufgrund von aktuellen Beschränkungen abgesagt. Alles war fertig“, erzählt Jochem Möller. Zusammen mit seiner Frau führt er in Haltern das Geschäft für Brautkleider und festliche Anzüge.
Eheschließungen im Corona-Jahr 2020 sind nicht einfach. Als die Coronavirus-Pandemie vor einem halben Jahr zum Lockdown führte, sagten viele Brautpaare ihre Hochzeiten ab. Lediglich zu zweit und vor einem Standesbeamten wollten viele nicht heiraten – auch wenn es in Haltern Ausnahmen gab.
Einige Paare verschoben ihre Heirat um ein halbes Jahr auf den Herbst. Doch nun trifft die zweite Coronavirus-Welle Deutschland. Wie viele Hochzeiten werden in diesen Wochen abgesagt?
20 standesamtliche Trauungen bei Lockdown verschoben
Eine zweite Absage-Welle von Hochzeiten wie im Frühjahr gebe es derzeit nicht, sagt Bernd Bröker, Fachbereichsleiter Stadtagentur und Standesamtswesen der Stadt Haltern. „Die Zahl der standesamtlichen Trauungen hielt sich (seit Sommer/Anm. d. Red.) auf einem konstanten Level“, stellt er fest.
Während des Lockdowns seien 20 standesamtliche Trauungen verschoben worden. Bröker: „Für die Herbst- und Wintermonate gab es dann etwas weniger Anmeldungen für Eheschließungen.“
Ursprünglich hatte die Stadt in diesem Jahr mit rund 210 standesamtlichen Trauungen gerechnet. „Nach aktuellen Stand sind knapp 200 Trauungen zu erwarten“, weiß Bernd Bröker. Er hat auch festgestellt, dass in Zeiten von Corona zunächst oft nur bei der standesamtlichen Trauung bleibt. „Die Rückmeldungen der Traupaare zeigen, dass die Feiern zu großen Teilen in das nächste Jahr verschoben werden“, so Bröker.
Diese Eindrücke bestätigt auch Hochzeitsexperte Jochem Möller: „Es sind zu Beginn des Lockdowns viele Hochzeiten im April, Mai, Juni abgesagt worden. Im Juli, August und September stabilisierte sich die Situation wieder.“
Jetzt, wo es wieder mehr Beschränkungen gebe, seien auch sicher wieder einige Absagen zu erwarten. „Im Grunde wird es aber keine zweite Welle geben. Einfach deswegen, weil im Oktober, November und Dezember weniger Paare heiraten“, sagt Möller.
Die meisten Trauungen, die vor einem halben Jahr auf den Herbst verschoben wurden, finden momentan statt, erklärt Bröker: „Die Absagen gab es in der Phase des Lockdowns, als nur das Brautpaar und die Standesbeamtin anwesend sein durften. Diese Einschränkung besteht derzeit nicht.“
Derzeit sind standesamtliche Trauungen mit insgesamt 15 Personen im Alten Rathaus und 20 Personen in der Traukapelle des Schlosses Sythen zulässig. Vor dem Gebäude dürfen sich maximal 50 Personen (bei Abstand und mit Mund-Nase-Bedeckung) versammeln.
Vielleicht habe die aktuelle Situation auch ihr Gutes. Das meint zumindest Hochzeitsexperte Jochem Möller. „Vielleicht besinnen sich die Menschen wieder auf den eigentlichen Grund der Hochzeit“, sagt er. „Denn eigentlich geht es doch um die Liebe.“ Und nicht um immer größere Feste.
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