Der dreistöckige Spieker an der Grabenstiege ist eine Augenweide. Zurzeit aber dümpelt er wegen Schimmelbefalls seit Monaten vor sich hin. Dabei war die Euphorie groß, als er zum 700-jährigen Stadtjubiläum nach Haltern kam.
Der damalige Verkehrsverein Haltern erwarb auf Anregung von Landwirt Heinrich Friedhoff im März 1988 den alten Spieker (ein Speicherhaus) aus dem Jahr 1810. Dieser stand auf dem Hof Schwersmann in Buldern. Als Bürgertreffpunkt sollte er in Haltern wieder aufgebaut werden. Viele Ehrenamtliche und Handwerker halfen mit, das alte Haus abzutragen und in einem Garten hinter der Rekumer Straße wieder aufzubauen.
Am 22. Juli 1991 feierten sie alle Richtfest. Bis zur Einweihung ein Jahr später musste aber noch eine Durststrecke überwunden werden. Der gegründete Heimathaus-Verein als Träger des neuen Treffpunktes hatte erhebliche finanzielle Probleme. Es fehlten die Mittel für die Inneneinrichtung. Deshalb startete der Verein (Vertreter der Stadt, Verkehrsverein, Werbegemeinschaft, Heimatverein Haltern, Landsmannschaften, Natur- und Vogelschutzverein, Imkerverein und Bergknappen Glück Auf) Spendenaktionen.
Halterns Handwerker großzügig
Im September 1992 schließlich begingen die Halterner die Eröffnung des historischen Gebäudes. Der Auf- und Ausbau kostete rund 300.000 DM, 150.000 DM gab das Land aus einem Fördertopf dazu. Beteiligte Firmen zeigten sich sehr großzügig. Die meisten stellten nur die Materialien in Rechnung, nicht aber den Arbeitslohn.

Um das Haus zu erhalten, musste Geld in die Kasse gespült werden. Fast wäre der Verein in die Knie gegangen. Und das lag an den Richard-Wagner-Festspielen am Stausee. Diese wurden im Juli 1993 erstmals mit viel Aufwand für 1500 Zuschauer ausgetragen, dann 1994 ein weiteres Mal. Drei Schiffe wurden zusammengeschweißt, um die 35x50m große Bühnenplattform für die Chöre zu schaffen, das Publikum schritt durch 50 Rundbögen aus Eichenlaub zu seinen Plätzen.
Festspiel-Schulden aufgebürdet
Dieses besondere Event mit Opernsänger Karl Ridderbusch, der Philharmonia Hungarica und einem Seestadtchor überstieg den finanziellen Rahmen der Stadt, im November 1994 stellte der damalige Stadtdirektor Günter Zöllner ein 60.000-DM-Loch in der Bilanz fest. Dieses ging zu Lasten des Heimathaus-Vereins, der aus steuerlichen Gründen offiziell zum Veranstalter der Festspiele erklärt worden war. Der Verein hatte Mühe, die ihm aufgebürdete Last zu tragen. Er stand kurz vor der Pleite.
Letztlich konnte dank Spenden ein Debakel abgewendet werden. Aber das Haus verlangte Aufmerksamkeit. 2001 wurde eine erste Sanierung fällig. Der Spieker sollte für Veranstaltungen gemeinnütziger Vereine sowie Besuchergruppen attraktiver gestaltet werden.

Er wird wenig, aber vielfältig genutzt. Kunstausstellungen, Veranstaltungen des Altertumsvereins, der Parteien, private Feiern oder auch Lesungen der Kulturstiftung Masthoff fanden in den letzten Jahren in dem westfälischen Haus statt. Richtig aufgeblüht ist der Spieker als Treffpunkt der Stadtgesellschaft jedoch nie, er führt eher ein Mauerblümchen-Dasein.
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