Haus in Haltern deutlich unter Wert zwangsversteigert Schleppendes Verfahren vor Gericht

Haus an der Holtwicker Straße deutlich unter Wert zwangsversteigert
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Ein gemischtes Publikum findet im Sitzungssaal des Amtsgerichts in Marl Platz. Grund ist ein Haus an der Holtwicker Straße 89 in Haltern, das am 14. Juli unter den Hammer gekommen ist. Um 9 Uhr ging die Zwangsversteigerung los.

Das zu versteigernde Grundstück in Innenstadtnähe erstreckt sich auf eine Gesamtfläche von 455 Quadratmeter. Darauf steht ein Zweifamilienhaus mit Garage. Die Wohnfläche beläuft sich insgesamt auf 137 Quadratmeter.

Das Wohnhaus wurde vor fast 110 Jahren errichtet. Die neuen Eigentümer müssen sich deswegen auf einen hohen Instandhaltungsstau einstellen. Den Verkehrswert der Immobilie hat ein Gutachter auf eine Summe von 305.000 Euro festgelegt.

Schleppende Zwangsversteigerung

Zehn Personen waren bei der Zwangsversteigerung anwesend. Auch einer der Eigentümer war dabei. Um 9.08 Uhr startet die Rechtspflegerin die Mindestbietzeit von 30 Minuten. Zunächst herrscht Stille im Gerichtssaal. Erst nach einer knappen Viertelstunde kommt das erste Gebot.

Ein junges Paar bietet das geringste Gebot von 38.992 Euro. Diese Summe muss mindestens geboten werden, um als gültig zugelassen zu werden. Ein zweites Bieter-Duo steigt ein. Die zwei Männer erhöhen auf 50.000 Euro. Das Pärchen legt wieder 10.000 Euro drauf.

Als die Mindestbietzeit von 30 Minuten abgelaufen sind, liegt das Gebot von 60.000 Euro weiter im Raum. Ab jetzt geht es so lange weiter, bis eine Partei das Gebot des anderen nicht mehr erhöhen möchte.

Allerdings kann die Rechtspflegerin in dieser Zwangsversteigerung erst dann einen Zuschlag erteilen, wenn mindestens die Hälfte des Verkehrswertes geboten wurde. In diesem Fall also 152.500 Euro.

Zuschlag deutlich unter Wert

Schließlich bietet das junge Paar die erforderliche Summe von 152.501 Euro. Danach geht es in 5000er-Schritten immer höher. „195.000 Euro“, schmeißt das Paar in den Raum. „195.001 Euro“, sagt einer der Männer und lacht. „Mal ein bisschen Stimmung machen. Es ist so trocken heute.“ Die Rechtspflegerin wirft ein: „Aber bitte keine Centbeträge.“

Die zwei Parteien bieten weiter. Teilweise überbieten sie sich nur um 500 Euro. Nach einer guten Dreiviertelstunde fällt schließlich der symbolische Hammer. Das Gebot von 206.000 Euro der zwei Männer hat den Zuschlag erhalten. Das liegt deutlich unter dem eigentlichen Verkehrswert von 305.000 Euro, den der Gutachter zuvor festgelegt hat.

Trotzdem akzeptiert der derzeitige Eigentümer die unwirtschaftliche Summe. Die neuen Eigentümer wollen sich nicht zu ihrem geschossenen Objekt äußern, verlassen den Gerichtssaal aber mit einem Lächeln auf den Lippen.

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