Rund eine Woche ist es her, dass etwa 5000 Haltenerinnen und Halterner gegen Rechtsextremismus und für den Erhalt der Demokratie auf die Straße gegangen sind. Eine Aktion, die vielen Menschen Mut gemacht hat, deren Auslöser sie aber dennoch besorgt stimmt.
So auch Getrud Pütter aus Haltern. 1938 geboren und als Kriegskind aufgewachsen, weiß sie, was es bedeutet, wenn Nationalsozialisten an der Macht sind: „Ich habe den Krieg mitgemacht, so etwas möchte ich nicht nochmal erleben“, sagt sie. Umso wichtiger sei es, dass die Menschen für den Erhalt der Demokratie auf die Straße gehen. „Ob das wirklich etwas bringt, weiß ich nicht, aber ich hoffe es.“
„Richtiges und gutes Signal“
Auch in den Augen weiterer Halterner darf es daher noch mehr Einsatz sein, wenn es um Widerstand gegen Rechtsextremisten geht. Das sieht etwa Giuseppe Vazzano so. Er sagt: „Es ist ein richtiges und gutes Signal, auf die Straße zu gehen, aber die Menschen müssen weiterhin am Ball bleiben.“
Der Familienvater nehme immerhin wahr, dass viele Bürgerinnen und Bürger durch die Demonstrationen „aufgewacht“ seien. Umso wichtiger sei eine entsprechende Beteiligung an den Wahlen: „Jeder kann entscheiden, wo die Reise in diesem Land hingehen soll. Entweder bergauf – oder wir können auch alles wieder zugrunde richten.“

Damit letzteres nicht passiert, braucht es immer wieder deutliche Zeichen, meint Marianne Wara: „Wenn die Demos öfter stattfinden, zeigen wir, dass wir auch wirklich präsent sind, und nicht nur dann, wenn es gerade ‚in‘ ist“, sagt sie. „Haltung ist zu jeder Zeit wichtig.“
„Wir tragen Schuld mit“
Auch Dirk Hanisch hofft, das die Demonstrationen nicht nur der „Tropfen auf dem heißen Stein“ sind: „Ich freue mich, dass die gesellschaftliche Mitte aufsteht. Wir tragen die Schuld aus der Vergangenheit ein Stück weit mit. Das darf nie wieder passieren“, sagt er.
Die Proteste gegen Rechtsextremismus und die AfD seien aber nur ein Teil des Ganzen: „Grundsätzlich muss man sich demokratisch und inhaltlich mit der AfD auseinandersetzen. Die etablierten Parteien haben das in der Vergangenheit verpasst. Wenn die Ampel sich nicht nur mit sich selbst beschäftigen würde, könnte man eine rechte Partei wie die AfD leichter einbremsen.“

Dass der Zuspruch für diese Partei laut aktueller Forsa-Umfrage nun gesunken ist und erstmals seit Juli 2023 unter 20 Prozent fällt, beruhigt den Halterner Antonio Ferraro nur bedingt: „Hoffentlich ist das nicht nur ein Tageseindruck. Jetzt sind die Leute zwar dagegen, aber wer weiß, wie es in den nächsten Tagen aussieht. Ich hoffe, dass die Zahlen weiter sinken. Denn wer die AfD wählt, der hat für mich von Politik keine Ahnung.“
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