
© Guido Bludau
Halterner Windrad liegt am Boden - Baggerschaufel war die Abrissbirne
Mit Fotos und Video
Nach spektakulären Angriffen, zuletzt mit einer Baggerschaufel als Abrissbirne, liegt der Rest des eingestürzten Windrades am Boden. Die Arbeit ist damit längst noch nicht beendet.
Hochspannung auf der Unglücksstelle in der Hohen Mark: Die Firma Wörmann aus Schloß Holte-Stukenbrock ist damit beauftragt, die Betonreste des eingestürzten Windradturmes zum Einsturz zu bringen. Freitag erhielt sie den Anruf, Montag war Nils Wörmann mit seinem Team vor Ort, um die Lage zu sondieren. Der wichtigste Einsatz folgt am Dienstag früh um 8 Uhr.
Ein 250 Tonnen schwerer Autokran hebt Bauleiter Nils Wörmann und seinen Mitarbeiter in einem Korb auf gut 40 Metern Höhe. Beide sind geschult für solche Einsätze, sie haben einen Höhensicherheitskurs absolviert. Oben an einer Betonplatte bringen die beiden zunächst eine Traverse an, fahren wieder hinunter und dann wieder hinauf, um an der Klammer das Stahlseil anzubringen. Am Ende eines aufwendigen, fast einstündigen Vorgangs zieht ein 46-Tonnen-Bagger an diesem Seil - und eine Betonplatte kracht zu Boden. Zu wenig, um den „Finger“ - das sind die Betonplatten, die in den Himmel ragen - zu Fall zu bringen.

Der Einsatz lief in luftiger Höhe, alles musste mehr oder weniger von Hand gemacht werden. © BLUDAU FOTO
Denn er birgt das Risiko, plötzlich wegen seiner Instabilität unkontrolliert einzustürzen. Die zweite Aktion folgt, das Stahlseil reißt. Das Prozedere beginnt von vorne. Bei der Wiederholung stürzen mehrere der 24 Tonnen schweren und drei Meter breiten Betonplatten zu Boden, die Erde unter den Füßen vibriert. Der „Finger“ aber bleibt wider Erwarten stehen. Eine Stunde später die nächste Aktion, nur eine einzige Platte schlägt auf den Waldboden auf.
„Ich bin gut zufrieden, alles sauber gelaufen“
Das Risiko steigt, „das ist jetzt kein Standardprogramm mehr“ sagt ein Experte am Rande. „Es wird immer gefährlicher.“ Der Erfolg stellt sich schließlich gegen 13 Uhr ein. Der Kranausleger wird mit einer Baggerschaufel als „Abrissbirne“ bestückt und ausgefahren. Beim „Tippen“ gegen den Finger in gut 60 Metern Höhe bricht in Sekunden alles zusammen. „Ich bin gut zufrieden, alles sauber gelaufen“, freut sich Nils Wörmann. Bei Regen wäre der Einsatz ungleich schwieriger geworden.
„Wir setzen auf Sicherheit. Kein Turm ist es wert, sich in Gefahr zu bringen“, sagt Nils Wörmann zu einer stundenlangen Arbeit. Aber er war von Anfang an sicher, dass er und sein Team die Aufgabe gut erledigen würden. Sie haben die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Gutachter und das Umweltamt des Kreises ihre Arbeit auf der Unglücksstelle am 6. Oktober beginnen können.

So sah die Unglücksstelle noch am Dienstagmorgen aus. Inzwischen liegt alles am Boden. © Bludau
Dr. Bernhard Klocke, Geschäftsführer der Windparkgesellschaft AV 9, Vertreter des Anlagenherstellers Nordex, der Bezirksregierung und beteiligter Firmen waren in der Hohen Mark, um das Geschehen zu verfolgen. Um jedem Risiko aus dem Weg zu gehen, war der Bereich um das eingestürzte, einst 249 Meter hohe Windrad weiträumig und streng abgeschirmt.

Die erste Betonplatte fällt kurz nach 9 Uhr zu Boden. © Elisabeth Schrief
Nach dem kontrollierten Abbruch der Turmreste soll so schnell wie möglich versucht werden, die Bottom Box mit Aufzeichnungen aus dem Maschinenraum zu bergen. Noch liegt sie eingeklemmt zwischen Betonteilen und dem eingestürzten Stahlturm.
Ergebnisse werden Wochen auf sich warten lassen
Das professionelle umweltgerechte Abräumen der Einsturzstelle steht an, wenn die Gutachter das Gelände verlassen haben. Ob durch den Aufprall des Maschinenhauses Schmieröle ausgelaufen sind, wird sich noch zeigen. Dann müsste der Boden rund um das Windrad-Fundament ausgekoffert werden.
Dr. Bernhard Klocke ist überzeugt, dass die Ursachenforschung durch unterschiedliche Gutachter mehrere Wochen dauern wird. Wie es dann weitergeht, darüber will er nicht spekulieren. Sicher ist für ihn nur, dass RAG Montan Immobilien und die Stadtwerke Haltern an dem Standort in der Hohen Mark wieder ein Windrad bauen werden.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
