Halterner Friseurmeisterin: „Es ist schwer ohne Einnahmen“

© Elisabeth Schrief

Halterner Friseurmeisterin: „Es ist schwer ohne Einnahmen“

rnIm zweiten Lockdown

Was Heike Uekötter jetzt am liebsten täte? Mit ihrem Team im Salon stehen, Kundinnen und Kunden stylische Frisuren zaubern und dann zufrieden nach Hause gehen. Gerade ein Wunschtraum.

Haltern

, 18.01.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zum zweiten Mal verhängte die Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie am 16. Dezember bekanntlich einen Lockdown. Wieder traf diese Entscheidung auch das Friseurhandwerk. „Es war schon sehr merkwürdig, mitten im Weihnachtsgeschäft und mitten eines Monats die Türen abschließen zu müssen“, sagt Friseurmeisterin Heike Uekötter.

Seit drei Jahren ist sie Inhaberin von „Haar-Zwei-Ooh“ an der Lippstraße. „Mein Team und ich konnten vielen Kunden wegen der knappen Zeitvorgabe zwischen Ankündigung und Schließung nicht mehr gerecht werden, da schmerzt ein Friseurherz. Und dann nicht einmal zu wissen, wie und wann es weitergeht“, bei einem Gespräch mit Abstand und Maske in ihrem Salon ist deutlich zu spüren, was sie vermisst. Das Team, die Kundinnen und Kunden und nicht zuletzt natürlich auch die Einnahmen zur Existenzsicherung. „Die Fixkosten laufen davon, es ist schwer ohne Einnahmen.“

„Homeoffice“ ist laut Schutzverordnung verboten

Die Entscheidung für einen zweiten Lockdown - diesen dann noch bis zum 31. Januar zu verlängern - war für Heike Uekötter und das gesamte Friseurhandwerk ein herber Rückschlag. Zumal gerade auch die Friseure acht Monate lang bewiesen hatten, dass die Hygienekonzepte in den pandemietauglich umgerüsteten Salons funktionierten. Eine Alternative zum Besuch im Salon gebe es jetzt nicht. „Homeoffice“ ist laut Corona-Schutzverordnung verboten.

Heike Uekötter hat in der ersten Etage zwei weitere Bedienplätze eingerichtet. Für das „Haar-Zwei-Ooh“-Team ist es überhaupt kein Problem, unter Corona-Regeln Haare zu schneiden und zu stylen.

Heike Uekötter hat in der ersten Etage zwei weitere Bedienplätze eingerichtet. Für das „Haar-Zwei-Ooh“-Team ist es überhaupt kein Problem, unter Corona-Regeln Haare zu schneiden und zu stylen. © Elisabeth Schrief

Heike Uekötter hat bislang im zweiten Lockdown keine Unterstützung vom Staat bekommen. Sie fürchtet, dass ihr die Dezemberhilfen entgehen könnten, weil sie in den Tagen vor dem Lockdown - wie alle Kolleginnen und Kollegen in den Halterner Salons - in Sonderschichten noch so viele Kunden bedient hat, dass sie für diese Zeit den geforderten Umsatzrückgang nicht vorweisen kann. Die Regelungen seien im Übrigen bürokratisch und kompliziert.

„Für uns Friseure sind die Zeiten gerade hart. Wir alle genießen diesen Sonderurlaub definitiv nicht“, und dennoch bleibt Heike Uekötter zuversichtlich. „Wir werden gebraucht, es wird weitergehen“, die Meisterin betont allerdings, dass sie in diesem Falle nur für sich spricht. Sie habe das Glück, mit einem tollen, harmonischen Team arbeiten zu können. „Wir fühlen uns wie eine Familie.“

Salon und Arbeitsplätze über die Krise retten

Für alle sei es kein Problem gewesen, sich auf die Corona-Bedingungen einzustellen, sagt Heike Uekötter. Statt zehn Bedienplätze gibt es Maßnahmen-konform nur noch fünf sowie zwei in der ersten Etage. Die Schließung der Friseursalons sei im Übrigen nicht schlüssig gewesen, manch andere Schließungen ebenfalls nicht.

„Für uns Friseure sind die Zeiten gerade hart. Wir alle genießen diesen Sonderurlaub definitiv nicht.“
Heike Uekötter

Nicht zu wissen, wie es weitergeht, ob der Lockdown tatsächlich noch bis Ostern verlängert wird, macht die Halternerin nachdenklich. Ihr erklärtes Ziel ist, Salon und Arbeitsplätze über die Krise hinweg zu retten. Die Ausbildung geht trotz des Lockdowns weiter. Zurzeit arbeitet Heike Uekötter intensiv mit ihrer Auszubildenden, die kurz vor der Prüfung steht.

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Heike Uekötter freut sich auf den Moment, in dem sie und ihr Team dem treuen Kundenstamm mit ihrer Arbeit wieder ein Lächeln unter den Masken hervorzaubern können. Die Leere im Salon gefällt ihr gerade gar nicht. Aber sie will zuversichtlich sein. Kürzlich hat sie einen guten Spruch gelesen, den sie sich zu eigen macht: „Wir müssen sowieso denken, warum dann nicht gleich positiv.“

Auf den einen oder anderen Anblick nach dem Lockdown ist sie besonders gespannt. „Es wird Spaß machen, die Veränderungen auf den Köpfen zu sehen.“ Wer nicht selbst die Schere unprofessionell anlegt, lässt seine Haare wohl oder übel wachsen. Da werde sicherlich viel Neues möglich sein, freut sich Heike Uekötter darauf, ihr handwerkliches Geschick dann wieder walten lassen zu können.