Alloheim in Sythen

© Jürgen Wolter

Halterner erstattet nach Tod seiner Mutter Strafanzeige gegen Alloheim

rnAlloheim Sythen

Der Halterner Bernd Berse prangert das System Alloheim an. Er macht die Unternehmensführung für den Tod seiner Mutter, die an den Folgen einer Corona-Infektion verstarb, verantwortlich.

Sythen

, 17.02.2021, 17:46 Uhr / Lesedauer: 2 min

Bernd Berse hat gerade seine Mutter zu Grabe getragen. Sie starb am 1. Februar im Halterner Krankenhaus an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus. So steht es auf dem Totenschein und so hat es ihm auch die betreuende Ärztin im Halterner Krankenhaus bestätigt.

Warum diese Information wichtig ist? Waltraud Berse (83) war Bewohnerin des Alloheims Sythen und hatte sich in der Einrichtung mit dem Virus angesteckt. „Ihr Leidensweg dauerte über fast fünf Wochen und war sehr qualvoll“, beschreibt ihr Sohn ihre letzte Zeit.

Vom Betreiber des Alloheims Sythen, die Alloheim Senioren-Residenzen SE, wird ihr Tod in Zusammenhang mit dem Coronavirus nicht bestätigt. Bis Mitte Januar seien vier Corona-Todesfälle in Sythen zu beklagen gewesen, beanwortet ein Unternehmenssprecher der Düsseldorfer Konzernzentrale am Freitag (12. Februar) eine Anfrage der Redaktion. Zum Vorwurf, am 1. Februar sei ein weiterer und damit fünfter Bewohner an den Folgen von Corona verstorben, schreibt Alloheim: „Dies ist nicht richtig.“

Gravierende Hygienemängel festgestellt

Waltraud Berse war seit 2017 vom ersten Tag an Bewohnerin des Alloheims. Ihr Sohn Bernd macht die Unternehmensführung von Alloheim für den Tod seiner Mutter verantwortlich. Bei einer unangekündigten Kontrolle der von ihm eingeschalteten Heimaufsicht des Kreises Recklinghausen in Sythen, wurden am 8. Januar gravierende Mängel festgestellt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Coronavirus bereits in dem Heim ausgebreitet. Bernd Berse will eine Strafanzeige gegen das Unternehmen Alloheim bei der Staatsanwaltschaft in Essen erstatten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Ausdrücklich macht er den Mitarbeitern des Hauses in Sythen keine Vorwürfe. Besonders lobt er den sozialen Dienst, der sich über seine Grenzen hinaus für die Bewohner einsetze. Fehler sieht er vielmehr im System Alloheim, zu dem mehrere Hundert Einrichtungen gehören. Nicht der Mensch, sondern die Rendite ständen im Mittelpunkt, erklärt Bernd Berse und führt aus: „Meine Mutter hätte so gerne noch gelebt, war abgesehen von der körperlichen Beeinträchtigung topfit.“

Brief an die Konzernleitung geschrieben

Das hat der Halterner in einem Brief auch der Alloheim-Konzernleitung geschrieben. Er fordert das Unternehmen darin auf, nicht „alles unter die Prämisse der Gewinnoptimierung“ zu stellen.

Mit Markus Max, Chief Operating Officer bei Alloheim, hat Bernd Berse schon vor Wochen telefoniert, um ihn persönlich über unhaltbare Zustände im Sythener Heim zu informieren. Der Manager kam vom Discounter Aldi zu Alloheim, war dort unter anderem zuständig für die Expansion in Polen. Grundsätzlich geändert habe sich in Sythen nichts. Dort werde immer nur kurzfristig reagiert, wenn Kritiker hinschauen, meint Bernd Berse.

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Zur ganzen Wahrheit muss man sagen, dass es auch Bewohner (und Angehörige) gibt, die sich im Haus wohlfühlen und nicht verstehen, dass es immer wieder in die Schlagzeilen gerät. Auch Waltraud Berse hatte den Umzug in eine andere Einrichtung abgelehnt, wie ihn ihr Sohn am liebsten vorgenommen hätte. Die Seniorin wollte im Kreis ihrer Freundinnen bleiben. „Sie hat sich im Alloheim nicht wegen, sondern trotz der Verhältnisse wohlgefühlt“, erklärt Bernd Berse ihre Haltung.

Der fünfte Corona-Todesfall im Alloheim

„Was sie nie verlassen hat, waren ihr Lebensmut und die immer positive Sicht der Dinge, egal wie schlimm oder schwierig diese waren“, beschreibt er den Charakter seiner Mutter. Nach dem Besuch der Heimaufsicht hat Alloheim die Hygienemängel in der Sythener Einrichtung abgestellt. „Zu spät für meine Mutter“, sagt Bernd Berse voller Trauer.

Mittlerweile ist der Fall von Waltraud Berse wohl auch in die Corona-Statistik des Kreises eingegangen. Am Mittwoch (17. Februar) wurde hier der Tod einer 83-Jährigen Halternerin gemeldet.

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