Die letzten zwei Jahre haben den Einzelhandel nicht nur in Haltern vor große Herausforderungen gestellt. Nach den Coronaeinschränkungen sorgten der Ukraine-Krieg, Liefer- und Personalengpässe sowie die steigende Inflation für weitere Belastungen. In einigen Nachbarstädten gibt es deshalb eine Diskussion, ob Geschäfte einen Tag in der Woche schließen sollten, um die Situation zu entspannen.
Was halten Halterner Einzelhändler von dieser Idee, die mancherorts unter dem Stichwort „Green Monday“ geführt wird? Auslöser war in Bochum das dortige Einrichtungshaus Blennemann, das jetzt den „Green Monday“ eingeführt hat. Das Möbelhaus in der City bleibt montags geschlossen, die Mitarbeiter haben statt einer Sechs- jetzt eine Fünf-Tage-Woche.
Es gibt in Haltern durchaus unterschiedliche Positionen in dieser Frage, die Mehrheit der Einzelhändler lehnen diese Idee aber ab, haben wir bei einer kleinen Umfrage festgestellt.
„Was sollte das bringen?“
Für Günter van Buer, Inhaber der Modehäuser „van Buer“ und „Mittendrin“, kommt eine Geschäftsschließung am Montag nicht infrage. „Am Wochenende besuchen viele Menschen die Stadt Haltern, die außerhalb wohnen. Oft sehen sie etwas im Schaufenster und kommen dann montags wieder, um es anzuprobieren oder sich anzuschauen“, sagt er. „Montags zu schließen, wäre deshalb für uns keine Alternative. Ich kann aber verstehen, wenn sich andere dazu entschließen, da gibt es oft ganz individuelle Gründe.“
Klar dagegen spricht sich Anne Heine-Hagen, Inhaberin der Buchhandlung Kortenkamp, aus. „Was sollte das bringen?“, fragt sie. „Damit würden wir stationäre Einzelhändler letztlich dem Online-Handel in die Karten spielen, der rund um die Uhr geöffnet hat. Unser Ziel muss es deshalb bleiben, auch selbst präsent zu sein.“

Der Montag sei zwar nicht der Tag mit höchster Kundenfrequenz, deshalb habe sie montags auch die Zahl der Mitarbeiter etwas reduziert. „Aber hier klingelt häufig das Telefon und es sind auch ausreichend Kunden da. Keine Präsenz zu zeigen, wäre mit Sicherheit das falsche Signal“, so Anne Heine-Hagen.
Betrieb entschleunigen
Die Idee, Geschäftszeiten zu reduzieren, findet dagegen Matthias Jander vom Unverpackt-Laden nicht schlecht. „Warum müssen Geschäfte jeden Tag von morgens bis abends, eventuell sogar von 7 bis 21 Uhr geöffnet haben?“, fragt er. „Es könnte sicher gut tun, den Betrieb auch mal etwas zu entschleunigen.“
Jander selbst hat sich mit dem Jahreswechsel zu 2023 entschlossen, sein Geschäft am Gantepoth mittwochs nachmittags geschlossen zu halten. „Man braucht mal einen Tag für Verhandlungen mit Lieferanten und andere Termine“, sagt er. „Das kann ich abends nach Geschäftsschluss nicht machen.“ Wenn sich Halterner Einzelhändler dazu entschließen sollten, müsse das aber einheitlich sein, findet Jander.

„Ich habe darüber zwar mal nachgedacht, aber das würde keinen Sinn machen“, sagt dazu Martina Brosthaus. Sie betreibt das Geschäft „Brosthaus - kreativ gestalten“ an der Mühlenstraße. „Wir verkaufen zwar montags weniger, aber nicht so wenig, dass es keinen Sinn machen würde, zu öffnen.“ Außerdem sei es wichtig, das Geschäft regelmäßig geöffnet zu halten, damit die Kunden nicht vergeblich vor der Tür stehen.
Montags keine frische Ware
Montags geschlossen haben dagegen mehrere Geschäfte in Haltern, allerdings aus jeweils individuellen Gründen. „Bei uns hat das den Grund, dass wir am Montagmorgen keinen frischen Fisch auf dem Großmarkt bekommen“, sagt Andrea Bredeek, die zusammen mit ihrem Mann Klaus das Fisch-Feinkost-Geschäft an der Rekumer Straße betreibt. „Wir haben schon seit vielen Jahren montags geschlossen, verzichten dafür aber an den anderen Tagen auf eine Mittagspause.“

Weitere Beispiele für Geschäfte, die montags nicht mehr öffnen, sind der Florist Andreas Stegemann und „Bilkenroth Schenken und Genießen“. „Bei steigenden Preisen für die Waren, steigenden Personalkosten und sinkender Kundenfrequenz ist es verständlich, wenn ein Einzelhändler sich entschließt, montags nicht mehr zu öffnen. Wenn das allerdings alle Geschäfte in Haltern machen würden, wäre das nicht gut für Haltern als Einkaufsstadt insgesamt“, findet Andrea Bredeek.
Mehr Tastings
Wegen steigender Energiekosten und geringerer Kundenfrequenz hat sich Klaus Bilkenroth allerdings entschlossen, sein Geschäft jetzt montags geschlossen zu halten. „Das macht wirtschaftlich keinen Sinn“, sagt er. „Preiserhöhungen bei Wein und Spirituosen sind schwer durchzusetzten, auch wegen der Vergleichbarkeit im Internet. Außerdem ist die Zahl unserer Tastings gestiegen auch dadurch wird Personal gebunden. Das müssen wir irgendwie ausgleichen.“

Bilkenroth plädiert dafür, die Diskussion über die Öffnungszeiten der Geschäfte in Haltern weiterzuführen. „Warum öffnen wir nicht an frequenzstarken Tagen wie samstags länger und gleichen das aus?“, fragt er. „Die Diskussion muss weitergeführt werden.“
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