Die Fischer Bustouristik aus Haltern hat am 1. Mai rund 100 Neonazis mit zwei Bussen zu Versammlungen und Demonstrationen nach Dortmund, Recklinghausen und Lünen gefahren. Bei vielen Bürgern und in den Sozialen Medien hat das Kritik ausgelöst.
„Das Reiseunternehmen Fischer aus Haltern am See ist anscheinend wirklich für jeden Bedarf anfragbar und transportiert heute sogar Neonazis“, hatte es unter anderem bei Twitter geheißen.
Alessia Sackschewski ist entsetzt. Die Halternerin hatte an der Maikundgebung in Recklinghausen teilgenommen, als sie auf die Halterner Busse aufmerksam wurde. „Ich war total erstaunt, als die Neonazis aus den Fahrzeugen stiegen“, sagt sie. „Das wirft kein gutes Licht auf Haltern.“
Sackschewski kann sich nicht vorstellen, „dass dem Unternehmer nicht klar ist, wen er da transportiert“.
Thomas Fischer, Inhaber der Bustouristik GmbH in Haltern, sieht sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Er habe per E-Mail eine Anfrage von einer Privatperson bekommen: „Es ging um einen Transport von rund 100 Personen am 1. Mai von Dortmund nach Recklinghausen-Süd, Lünen und zurück nach Dortmund“, erklärt er auf Anfrage. Ob es sich bei dem Kunden um einen Halterner gehandelt habe, sei nicht aus der Mail hervorgegangen.
„Nicht nach Gesinnung gefragt“
„Wir können nicht bei jeder Anfrage zuerst recherchieren, wer die Kunden sind und welchem Zweck die Busfahrt dient“, betonte Fischer.
Auch nach der „Gesinnung“ der Auftraggeber werde nicht gefragt. „Es hätten ja auch DGB-Mitglieder sein können“, sagt der Halterner.

Zwei Busse seien daher am Montag nach Dortmund gestartet. Spätestens dort wurde den beiden Busfahrern umgehend klar, um welche Klientel es sich handelte. Denn die Polizei, die die Gruppe der Neonazis abschirmte, „begrüßte“ sie umgehend. Die Gruppe stieg ein.
„Kurz drauf wurden die Fahrzeuge von den Beamten nach Recklinghausen und später auch zu den anderen Zielen eskortiert“, berichtet Fischer weiter. Eine alltägliche Fahrt sei das nicht gewesen, auch wenn alle Fahrgäste sich „absolut ordentlich“ verhielten.
Scharfe Kritik
Die Halternerin Sackschewski hat kein Verständnis dafür, dass den Neonazis Zutritt in die Fahrzeuge gewährt wurde. „Schließlich wurde der Busunternehmer arglistig getäuscht. Er hätte die Beförderung daher unbedingt verweigern sollen“, kritisiert sie.
Thomas Fischer ist sauer: „Wenn das so einfach wäre, den Dienst zu verweigern“, gibt er zu bedenken. „Wir sind einen Vertrag eingegangen“, betont er ausdrücklich. „Wenn ich diesen Vertrag rückgängig gemacht hätte und die Busse einfach umgedreht wären, hätte man uns die Kosten, die dem Auftraggeber dann durch die Inanspruchnahme von Taxen oder anderen Bussen entstanden wären, in Rechnung stellen können“, ist der Unternehmer sicher.
Bedauern geäußert
Auch aus Lünen habe er einen Anruf erhalten. Der Mann habe gefragt, wie man einen solchen Auftrag überhaupt annehmen könnte. Fischer: „Er hat es aber nachvollziehen können, als ich es ihm erklärt habe.“
Der Halterner ist besorgt um den Ruf seines Unternehmens: „Wenn ich es nur rückgängig machen könnte“, bedauert er.
Alessia Sackschewski will künftig genau beobachten, ob der Unternehmer Konsequenzen aus dem Vorfall vom 1. Mai ziehen wird.
Mit schwarz-weiß-roten Reichsflaggen waren die Rechtsextremisten unter anderem am Sonntagnachmittag in Dortmund bei einer kurzen Demonstration aufmarschiert. Eine Polizeikette hatte die Gruppe dort von Gegendemonstranten aus dem linken und linksextremen Spektrum abgeschirmt.
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