Der Mangel an Medikamenten hat sich immer weiter verschärft. Halterner Apotheker hatten dafür im Wesentlichen die Rabattpraxis der Krankenkassen verantwortlich gemacht. Jetzt haben die Kassen reagiert und angekündigt, für 180 Medikamente ab dem 1. Februar auch höhere Preise zu zahlen.
„Das betrifft aber ausschließlich Medikamente für Kinder und ist zeitlich auf drei Monate befristet“, sagt der Haltener Apotheker Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck (Bären Apotheke). Er findet, mit dieser Maßnahme seien die Krankenkassen „zu kurz gesprungen.“ Schulte-Mecklenbeck hätte eine Ausweitung der Importmöglichkeiten für die bessere kurzfristige Maßnahme gehalten.
„Importmedikamente dürfen nur auf Verschreibung und mit großem bürokratischen Aufwand verkauft werden“, sagt er. „Sie wären aber verfügbar. Ein Pharmaunternehmen kann nicht innerhalb von drei Monaten die Produktion eines Wirkstoffs wieder hochfahren, die es wegen der Preispolitik der Krankenkassen eingestellt hat.“
„Tropfen auf den heißen Stein“
Ob diese Maßnahme einen positiven Effekt hat, müsse man abwarten, findet Apotheker Jörn Graé aus Lippramsdorf (Lambertus Apotheke). „Ich fürchte, es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, weil der Zeitraum von drei Monaten zu kurz ist.“
„Es kann sein, dass Pharmafirmen einen Teil der Produkte, die sie fürs europäische Ausland produziert haben, wieder in Deutschland anbieten. Im Ausland haben sie nämlich weiterhin höhere Preise erzielt. Aber eine Produktion neu anzuwerfen für den deutschen Markt, wenn man davon ausgehen muss, dass ab Mai wieder nur die Niedrigpreise gezahlt werden, das wird kaum ein Pharmaunternehmen tun“, so Jörn Graé weiter. „Wenn es einen Effekt hat, dann sicher mit Verzögerung und nicht sofort.“

Philipp Schulte-Mecklenbeck verweist auf den Online-Branchendienst „Apotheke Adhoc“, der die Situation analysiert hat. Die Regelung beträfe im Wesentlichen Fiebermittel und Antibiotika für Kinder. Die Liste sei bereits veröffentlicht – und bei genauerem Hinschauen sei die Regelung nur für einen Teil relevant, heißt es dort.
Nur 60 Medikamente
„Die Liste umfasst ibuprofen-, paracetamolhaltige und antibiotische Arzneimittel für Kinder, darunter vor allem flüssige Zubereitungen, aber auch Zäpfchen. Tatsächlich hat die Regelung allerdings unmittelbar nur Auswirkungen auf rund 60 Arzneimittel. Die anderen Präparate liegen zum großen Teil bereits unter Festbetrag“, heißt es dort.
Weitere 28 Medikamente der Liste seien außer Vertrieb gemeldet, fünf für Erwachsene zugelassen. Und diese Präparate könnten entweder gar nicht auf Kassenrezept verordnet werden, weil sie nicht verschreibungspflichtig sind. Oder sie müssten aufgrund des niedrigen Preises komplett selbst bezahlt werden, was für die Kassen also keine Belastungen bedeute, schreibt der Branchendienst weiter.
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