Uwe Brauer schweißt Skulpturen aus Schrott Kreativität half Halterner aus dem Burnout

Ausweg aus dem Burnout: Uwe Brauer schweißt Skulpturen aus Schrott
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Wenn Uwe Brauer in seiner Werkstatt in Sythen das Schweißgerät anzündet, dann ist er in seinem Element. Hier entstehen seit Jahren Skulpturen und Figuren aus Metallteilen, die zum großen Teil schrottreif sind. „Inzwischen wissen meine Freunde, dass sie keine Metallteile mehr wegwerfen sollten. Manche werfen sie mir einfach über den Zaun“, sagt Brauer. „Aus den meisten Sachen mache ich irgendwann was Neues.“

So steht in seinem Garten in Sythen ein lebensgroßer Straußenvogel: Die Gliedmaßen und Beine bestehen aus Ketten, halbe Sägeblätter bilden die Flügel. „Bei manchen Teilen habe ich sofort eine Idee, was ich daraus machen kann, andere Teile liegen manchmal jahrelang hier herum, bis mir einfällt, was damit geht“, sagt der 59-Jährige.

Uwe Brauer hat seine Kreativität aus einer persönlichen Krise herausgeholfen. Nach seiner Bundeswehrzeit machte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. 1990 machte er seinen Meister und arbeitete bis 2012 als Servicemeister in einem Halterner Autohaus. Die zahlreichen Kundenkontakte setzten ihn aber zunehmend unter Druck.

„Es geht nicht mehr“

„Irgendwann habe ich gemerkt, dass das nicht mehr geht“, erinnert sich der heute 59-Jährige. Nach etwa 15 Jahren stieg er aus dem Job aus. „Ich war zunächst mal zwei Jahre krank“, so Uwe Brauer. Daran schloss sich für ihn eine Reha-Maßnahme an.

Seit 20 Jahren lebt Uwe Brauer inzwischen in Sythen, in einem Wohnhaus mit Garten und Werkstatt. „Irgendwann nach der Reha entstand dann mein erstes Stück“, erinnert er sich: Aus zwei Hufeisen schweißte er eine Figur zusammen, die er noch heute besitzt. „Das war der Anfang“, sagt Uwe Brauer.

Die kreative Arbeit tat ihm gut. „Auch in der Reha hatte es kreative Angebote gegeben, aber nicht mit Metall“, sagt Uwe Brauer. Aber das war immer sein Material. „Ich habe mir ein Elektro-Schweißgerät zugelegt und dann entstanden immer mehr Metall-Objekte“, sagt er.

In seiner Werkstatt hat Uwe Brauer ein großes Sortiment an Werkzeug angesammelt.
In seiner Werkstatt hat Uwe Brauer ein großes Sortiment an Werkzeug angesammelt. © Jürgen Wolter

Inzwischen ist Uwe Brauer wieder berufstätig. Er arbeitet als Schweißer in einem Industriebetrieb. „Das sind geregelte Arbeitszeiten ohne Kundenkontakte, das kommt mir entgegen“, sagt Uwe Bauer. Und nach Feierabend findet man ihn meistens in seiner Werkstatt.

Anhängerkupplung als Vogelkopf

Hier sind die Wände voll mit Metallwerkzeug jeder Art. „Diese kreative Arbeit hat mir sehr geholfen“, sagt Uwe Brauer heute. „Es macht Spaß, wenn Objekte entstehen, die ich meiner Fantasie entwickelt habe.“ Meistens orientiert er sich dabei an den Originalformen. So gibt es die Figur eines Greifvogels: Kopf und Schnabel bildet eine Anhängerkupplung. „Als ich die gesehen habe, wusste ich, es wird ein Raubvogel“, sagt Uwe Brauer.

Ein Straußenvogel aus Ketten und Sägeblättern steht in Uwe Brauers Garten.
Ein Straußenvogel aus Ketten und Sägeblättern steht in Uwe Brauers Garten. © Jürgen Wolter

Ein Drache windet sich in seinem Garten durch das Erdreich, einzelne Teile tauchen aus dem Rasen auf. Eine lesende Figur sitzt auf einem Holzklotz, ihr Kopf besteht aus einer Motorradlampe, eine riesige Spinne aus Metall klettert an einem Baum hoch. Das sind nur einige Beispiele der Figuren, die Uwe Brauers Garten bevölkern.

„Das meiste bleibt hier“

Die Objekte stellt Uwe Brauer vorrangig für sich selbst her. „Es geht mir nicht um Verkauf“, sagt er. Gelegentlich verschenkt er aber mal ein Stück an Freunde – oder fertig etwas im Auftrag an. „Das meiste bleibt aber hier“, so Brauer.

Eine Anhängerkupplung inspirierte Uwe Baruaer zu diesem Greifvogel.
Eine Anhängerkupplung inspirierte Uwe Baruaer zu diesem Greifvogel. © Jürgen Wolter

Metall, das ist nicht nur der Werkstoff, mit dem Uwe Brauer arbeitet, das ist auch seine Musik. Er ist Heavy-Metall-Fan, hat früher gern Festivals besucht wie das Kultfestival in Wacken. „Aber das habe ich nach meiner Erkrankung nicht mehr gemacht“, sagt er. Die entsprechende Musik begleitet ihn aber in seiner Werkstatt bei der Arbeit.

Das einzige Fahrzeug, an dem Uwe Brauer heute noch schraubt, ist sein Motorrad. Gemeinsam mit dem Biker-Club „Satter Eintopf“ aus Sythen geht er auf Tour. Am wohlsten fühlt sich Uwe Brauer aber meistens in seiner Werkstatt.

Ein Lesender aus Ketten, einer Motoradleuchte und rostigem Metall.
Ein Lesender aus Ketten, einer Motoradleuchte und rostigem Metall. © Jürgen Wolter