Willi Böntert ist mit Schafen groß geworden. Mittlerweile in der vierten Generation betreibt seine Familie die Schafzucht im Nebenerwerb. In den vergangenen Jahren hat sich dabei einiges geändert: Mit dem Fleisch der Tiere lässt sich nach wie vor Geld verdienen, mit der Wolle aber nicht mehr.
40 Schafe und zwei Böcke sind auf dem Hof von Familie Böntert in Lippramsdorf zu Hause. Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren, rund 200 Kilogramm Wolle kommen dabei zusammen. Das Entsorgen des Fells gestaltet sich aber schwierig: Wolle gilt, ähnlich wie Fleischabfälle, als tierisches Nebenprodukt, das einer strengen Vorschrift bei der weiteren Verwertung oder Beseitigung unterliegt.
Kaum Abnehmer von Schafwolle
Zudem gibt es in Deutschland keine Wollwäscherei mehr, die das Naturprodukt reinigt. Erst muss es im EU-Ausland gesäubert werden, ehe es weiterverarbeitet werden kann. Ein Aufwand, der sich auf den Preis auswirkt. Während Familie Böntert vor einigen Jahren noch zwischen zwei und fünf Euro pro Kilogramm Wolle bekommen hat, liegt der Preis nun bei maximal 15 Cent pro Kilogramm.
Darüber hinaus sei es generell schwierig, einen Abnehmer für die Wolle zu finden. Der Lippramsdorfer Schafzüchter muss sich mit andern Schafhaltern aus der Region zusammentun, um eine Menge zusammenzubekommen, die dann von einem Transporter aus Holland abgeholt wird. Inwiefern die Wolle dort weiterverwertet wird, weiß Böntert nicht. „Es kann aber gut sein, dass die Holländer ihre Pflanzen damit düngen“, vermutet er.

Lokales Interesse
Schafwolle sei nämlich ein guter Wasserspeicher und weit unterschätztes Düngemittel: „Sie ist sehr kaliumhaltig, das ist zum Beispiel gut für Tomatenpflanzen.“ Auch die Erde seiner Geranien hat Böntert mit Schafwolle angereichert. Lokale Garten- und Landschaftsbauer greifen ebenfalls auf das Naturprodukt zurück. Mit ihnen hat Böntert einen weiteren Abnehmer seiner Wolle gefunden, „allerdings nur in geringen Mengen“.
Zuletzt hätten sich aber auch lokale Vereine für das Fell seiner Tiere interessiert: So verarbeitet etwa der Heimatverein Lippramsdorf die Wolle mit einem Spinnrad zu Garn weiter, erzählt Böntert. Er freut sich, dass das Naturprodukt dieser Tage zumindest etwas an Interesse und Aufwertung erfährt.
Nachhaltiges Naturprodukt
Denn insbesondere unter dem Nachhaltigkeitsaspekt sei Wolle wertvoll. Etwa könne man auch Verpackungs- oder natürliches Dämmmaterial aus Schafwolle herstellen. Zudem finde sie mehr und mehr bei der Herstellung von Funktionskleidung Beachtung, wie Böntert aus einem Fachmagazin weiß. Die Familie selbst hat Schafwolle auch in ihrer Bettwäsche – statt Daunen: „Das hält sehr gut warm“, weiß Böntert.
Nun hofft der Schafzüchter, dass der Trend in Richtung Nachhaltigkeit weiterhin für eine Aufwertung der Schafwolle sorgt. Sitzen bleiben muss er auf dem Fell seiner Tiere aber ohnehin nicht: „Bis jetzt sind wir die Wolle immer noch losgeworden.“