Theater ist seine große Leidenschaft: Maik Wenzlokat aus Haltern spielt zusammen mit zwei weiteren Akteuren aus Haltern beim Kawumm-Projekt mit. Das integrative Theaterensemble führt in diesem Jahr im Rahmen der Ruhrfestspiele das Stück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Ödön von Horváth auf.
Maik wohnt in einer eigenen Wohnung im Ernst-Lossa-Haus, wird dort wegen einer Einschränkung ambulant betreut. Er arbeitet in den Werkstätten der Diakonie in Recklinghausen in der Metallwerkstatt. Aber sein liebstes Hobby ist das Theaterspielen.
„Weil er das so gern macht, haben wir uns auf die Suche nach einer Theatergruppe in Haltern gemacht, in der er mitspielen könnte, aber leider keine gefunden“, berichtet seine Betreuerin Annette Korten. Über das Lea-Drüppel-Theater fanden die beiden aber Kontakt zu dem Theaterpädagogen Alois Banneyer, der selbst lange für die Ruhrfestspiele gearbeitet hat und das integrative Kawumm-Enemble ins Leben gerufen hat.
„Der gehört hier hin“
„Als Maik das erste Mal zu uns kam, haben wir sofort gemerkt: Der gehört hier hin“, sagt der Halterner Ahmad Mardini, der schon zum Ensemble gehörte und ebenfalls wieder dabei ist. Zurzeit proben sie intensiv für das neue Stück, das am 5. Mai, dem Internationalen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, Premiere hat.
Kawumm ist ein Ensemble, in dem Menschen mit verschiedensten Begabungen, Berufen und Behinderungen zusammenarbeiten. Die Altersspanne reicht von jungen Erwachsenen bis hin zu Seniorinnen und Senioren. Die integrative Gruppe wirkt bereits zum fünften Mal bei den Ruhrfestspielen mit. Gespielt wird in diesem Jahr erstmals nach einer literarischen Vorlage.
Absturz aus der heilen Welt
„Geschichten aus dem Wienerwald“ wurde 1931 uraufgeführt. „Knapp hundert Jahre alt ist der Text. Er beschreibt aber eine Welt, die unserer heutigen sehr ähnelt“, heißt es dazu im Programm der Ruhrfestspiele. „Leben wir auch in einer Gesellschaft, die gerade aus ihrer heilen Welt abstürzt? Viele flüchten sich in Nischen, in denen die Welt noch in Ordnung sein soll. Andere klammern sich an Strohhalme, die längst geknickt sind. Heiter taumeln wir unserem Schicksal entgegen und schrammen nur knapp an Katastrophen vorbei. Oder stecken wir schon mittendrin?“

Das inklusive Ensemble des Kawumm-Projekts erzählt auf seine Weise von Hoffnungen und Sehnsüchten. „Regie führt Franz-Joseph Dieken, der auch den Text bearbeitet. Es kommen unterschiedliche theatralische Mittel zur Geltung und der Humor trotz allem nicht abhanden“, wird die Aufführung von den Ruhrfestspielen angekündigt.
„Es ist ein bisschen Seelenverwandtschaft, ein bisschen Verrücktheit und ein bisschen Kampfbereitschaft, was diese Truppe zusammenhält, aber vor allem eine ganze Menge Humor“, beschreibt Alois Banneyer das Ensemble, das er zusammen mit seiner Kollegin Astrid Nijhuis angestoßen hat.
Maik Wenzlokat gibt zu, dass er jedes Mal aufgeregt ist, wenn er auf der Bühne steht. Aber er liebt es, in andere Rollen zu schlüpfen und sich zu verkleiden. „Auf der Bühne ist er in seinem Element“, sagt Ahmad Mardini. „Er ist freundlich, zugewandt und dabei immer auch sehr konzentriert. Und er kann Texte unheimlich schnell lernen und kennt manchmal sogar die Texte seiner Mitspieler.“
Proben in Recklinghausen
Dass Stück sei im Stil des klassischen antiken Theaters inszeniert, mit einem Chor, der hinter den Schauspielern agiert, berichtet Ahmad Mardini. Zurzeit werden die Proben intensiviert, die noch in einer Schule in Recklinghausen stattfinden. „In der letzten Woche proben wir dann im Theater“, sagt Ahmad.
Das Stück „Geschichten aus dem Wiener Wald“ wird zweimal im Programm der Ruhrfestspiele aufgeführt: am 5. Mai (Montag) und am 6. Mai (Dienstag) jeweils um 19 Uhr im Theater Marl, einer der Spielstätten der diesjährigen Ruhrfestspiele. Die Karten kosten 11 Euro und können bei allen Vorverkaufsstellen der Ruhrfestspiele gekauft werden oder online über die Homepage.