Das Projekt „Flüchtlinge in Arbeit“, das gerade in Haltern am See angelaufen ist, läuft nicht zufriedenstellend. Die Resonanz auf die zunächst vier zur Verfügung stehenden Stellen sei mäßig, hatte die Verwaltung informiert. Für den Asylkreis in Haltern ist das wenig erstaunlich, das liege aber nicht an der fehlenden Motivation der Flüchtlinge, sondern daran, dass das Projekt zu wenig professionell unterfüttert sei.
Das habe bittere Folgen, denn die negativen Schlagzeilen befeuerten die Stimmungsmache und Ablehnung, auf die Geflüchtete auch in Haltern treffen. „Man könnte den Eindruck bekommen, dass die Geflüchteten nicht arbeiten wollen“, haben Ute Erler, Hermann Döbber und David Schütz im Namen des Asylkreises Haltern ihre Kritik in einem Brief an die Verwaltung und die Fraktionsvorsitzenden zusammengefasst.
Dass die ohnehin überlasteten Mitarbeiter der Stadt es nicht schafften, Menschen zur gemeinnützigen Arbeit zu motivieren, liege vorrangig daran, dass sie keine zeitlichen Ressourcen für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt bekommen. So stehe das Pilotprojekt in keinem „guten Geist“.
Gute Erfahrungen
Der Asylkreis habe andere Erfahrungen gemacht. Das habe unter anderem damit zu tun, dass die rund 300 ehrenamtlich Engagierten ganz andere zeitliche und kommunikative Möglichkeiten hätten als die Mitarbeiter des Bauhofes. So habe zuletzt Ute Erler 30 Bewohnerinnen und Bewohner der ehemaligen Erich-Kästner-Schule motiviert, den Schulhof zu säubern.
Es habe nur 15 Minuten gedauert, bis diese sich mit Rechen, Besen und Mülltüten ausstatteten. In den Vorjahren habe es ähnliche Aktionen am Lorenkamp, an der Wasserwerkstraße und auch im Camp Sythen gegen, immer habe man positive Erfahrungen gemacht.

90 gefüllte Müllsäcke und eine gute Stimmung seien die Bilanz dieses Projekts gewesen. Der Erfolg hänge sicher auch damit zusammen, dass die Ehrenamtlichen des Asylkreises seit Januar jeden Mittwoch in der völlig überfüllten und prekären Unterkunft ein Spiel- und Beratungskaffee anbieten, um mit den dortigen Geflüchteten ins Gespräch zu kommen.
Die Wohnung sei ein entscheidender Integrationsschritt, so der Asylkreis. Der Schritt in die Arbeit falle mit einer eigenen Adresse umso leichter. Im Pilotprojekt #menscheneinzuhausegeben sorgten Halterner Ehrenamtliche kontinuierlich für eine menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten. In den vergangenen 2,5 Jahren hätten so 250 Geflüchtete in sogenannten „versteckten“, also normalen Wohnraum umziehen können. Die freigewordenen Zimmer in den städtischen Sammelunterkünften habe man der Bezirksregierung anbieten können.
Äußerst kritisch sieht der Asylkreis die Unterbringung in einer zentralen Notaufnahmestation, wie sie jetzt am Lippspieker in Haltern entsteht. Wenn sich der Asylkreis hier engagiere, dann möchte er bewirken, dass die lange Isolationszeit in der Einrichtung für den späteren Integrationsprozess nicht ganz verloren ist.