
© Jörn Hartwich
Fingierter Banküberfall in Flaesheim: Ex-Filialleiter aus Marl verurteilt
Landgericht Essen
Vor knapp fünf Jahren ist in Haltern eine Volksbank-Filiale ausgeplündert worden. Jetzt ist der Ex-Geschäftsstellenleiter aus Marl verurteilt worden.
Auch die Polizei dachte anfangs an einen echten Banküberfall. Im Februar 2017 hatte ein unbekannter Mann in der Volksbank-Filiale in Haltern-Flaesheim über 240.000 Euro erbeutet. Die Ermittler waren ratlos. Es gab keine Spuren, keinen Ansatz für Vernehmungen. Doch dann meldeten sich gleich zwei Personen, die von einer abgekarteten Sache sprachen. Angeblich mittendrin: der Filialleiter. Am Dienstag ist der 59-Jährige in Essen verurteilt worden. Die Strafe: zwei Jahre Haft auf Bewährung.
Der Ex-Banker selbst hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Kurz vor der Urteilsverkündung hatte er noch einmal das Wort ergriffen und gesagt: „Ich bin unschuldig und habe nichts getan.“ Dass er dem Täter das Geld übergeben habe, könne ihm nicht angelastet werden. Das sei eine Vorgabe. „Nach dem Überfall habe ich doch dann auch sofort die Polizei angerufen.“
Richter spricht von „Gaunerstück“
Die Richter am Essener Landgericht sahen das jedoch anders. Sie sind überzeugt, dass es sich in Haltern um einen fingierten Überfall gehandelt hat. Richter Thomas Kliegel sprach bei der Urteilsbegründung von einem „Gaunerstück“. Die Kammer sei fest davon überzeugt, dass kein Raub stattgefunden habe.
Der Ex-Filialleiter, der aus Marl kommt, soll von Anfang an eingeweiht gewesen sein. „Schon 2016 entstand der zunächst als Spaß gedachte Plan, einen Überfall vorzutäuschen“, so Kliegel. „Aus dem anfänglichen Spaß ist dann Ernst geworden.“
Gefängnis-Wachmann mit dabei
Strippenzieher war laut Urteil ein Freund des Volksbank-Angestellten, der als Wachmann im Bochumer Gefängnis gearbeitet hat und mit dem Banker privat befreundet war. Kurz vor der Tat soll er von dem ehemaligen Filialleiter darauf hingewiesen worden sein, dass die Zeit knapp werde. Die Volksbank plane, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen.
Danach habe sich der Ex-JVA-Angestellte auf die Suche nach einem „Scheintäter“ gemacht. Er selbst wollte auf keinen Fall persönlich in der Bank auftauchen. Am 10. Februar 2017 war es schließlich soweit. Ein Mann aus Oberhausen wartete laut Urteil früh morgens vor der Bank. Als der Filialleiter kam, sollen beide in den Schalterraum gegangen sein, wo ihm das Bargeld übergeben wurde. Als später die Polizei kam, war der 59-Jährige mit Kabelbindern gefesselt.
Teil der Beute fehlt
Verstrickt waren laut Urteil aber auch noch zwei andere Männer, die später Geld aus der Beute erhalten haben sollen. Genau wie der Ex-Filialleiter sind auch die anderen vier Angeklagten zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Der Marler wegen Untreue, die anderen wegen Beihilfe zur Untreue. Bis auf den ehemaligen JVA-Bediensteten hatten alle ihre Beteiligung an der Tat bestritten. Von der Beute fehlen bis heute rund 130.000 Euro.