Das Unglück geschah am Montagabend (17.2.) in Dorsten. An der Pliesterbecker Straße in Dorsten-Holsterhausen geriet ein nagelneues E-Auto vom Typ VW ID7 in Brand. Der Wagen war erst an diesem Tag zugelassen worden, hatte nur wenige Kilometer auf dem Tacho. Der Fahrer (27) konnte sich unverletzt retten - dafür begann ein aufwändiger Feuerwehreinsatz. Denn ein brennender E-Auto-Akku lässt sich nicht einfach löschen.

Olaf Obers (52) ist Bergungsexperte in Haltern, wo sein Abschleppunternehmen sitzt. Seit 2016 gilt er als Experte, wenn es um solche Vorfälle mit E-Autos geht. Auch das zerstörte Fahrzeug aus Dorsten wurde zu ihm gebracht. Die Firma besitzt einen speziellen Löschcontainer, der mit Wasser geflutet werden kann. Obers selbst hat mehrere Schulungen zu dem Thema absolviert.

Obers erklärt: „Man muss sich das so vorstellen wie die Knallerbatterie einer Silvesterbox. Einmal gezündet, weitet sich das Feuer von Zelle zu Zelle aus.“ Wie bei Brennstäben eines Atomkraftwerkes wird dabei Energie frei. Die kann man mit Wasser herunterkühlen und beruhigen. „Aber durch den Brand einer Batterie entsteht neuer Sauerstoff, der die Hochvoltzellen immer wieder entzündet“, so Obers. Was hilft? „Viel viel Wasser“, so Obers.

Der Bergungsfachmann erinnert sich: „Wir hatten mal einen Audi e-Tron, dessen Batterie gebrannt hatte.“ Das gesamte Fahrzeug kam in den stählernen Löschcontainer mit Wasser und musste dort für vier Wochen heruntergekühlt werden.
Dem Dorstener VW ID7 blieb dieses Ende erspart. Obers: „Die Batterie war nicht im Vollbrand - da konnten wir abwägen. Den Batteriebrand hatte die Feuerwehr im Griff. Es hat in diesem Fall ausgereicht, dass Fahrzeug im Löschcontainer ohne Wasser auf das Firmengelände in Haltern zu bringen.“ Dort kühlte das Fahrzeug in Quarantäne in der Mitte des Firmengeländes über Nacht herunter - es drohte keine Gefahr mehr.

Weil das Fahrzeug nicht im Wasserbad geflutet wurde, konnten weitere Schäden vermieden werden. Hersteller und Gutachter sind dankbar: So haben sie die Chance, die Ursache des Feuers herauszufinden. Obers: „VW in Wolfsburg hat schon am frühen Morgen angerufen und sich nach dem ID7 erkundigt.“
Wenn ein E-Auto in Brand gerät, ist es für Retter und Bergungsunternehmen wichtig, die Temperatur der Batterie zu kontrollieren. Obers: „Alles über 80 Grad ist eher kritisch.“ Die Messung erfolgt über Wärmebildkamera oder einen speziellen PC, den man an die Motorelektronik anschließen kann. Brennende Lithium-Ionen-Akkus können Temperaturen von mehr als 1000 Grad freisetzen.
Der spezielle Löschcontainer für E-Autos ist im Umkreis von 60 Kilometer um Haltern herum im Einsatz, die Alarmierung von Spezialist Obers („Es sind tausende Autos, die ich schon geborgen habe“) ist bei der Leitstelle im Falle des Brandes eines E-Autos hinterlegt. Und der nächste Einsatz kommt bestimmt.
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