Weißen Rauch sah eine junge Mutter in der kalten Nacht zu Donnerstag (9. November 2023) in der Volksbank in Sythen. Dann seien schwarz gekleidete Personen zu einem wartenden Auto gerannt und davon gerast: Ende einer gescheiterten Geldautomaten-Sprengung in der Volksbank-Filiale Sythen.
Jetzt stehen die mutmaßlichen Täter vor dem Essener Landgericht: Bilal B. (24) aus Amsterdam und Adil H. (25) aus Almere. Vorwurf der Anklage: Beide Männer hatten sich 2013 einer Tätergruppierung angeschlossen, die bevorzugt Geldautomaten in die Luft sprengte, um an den Inhalt zu kommen.
Der Mann aus Amsterdam soll als ausführender Sprenger gearbeitet haben, sein Komplize soll die Flucht über die Grenze der Niederlande abgesichert haben.
Doch der Sprengungsversuch in Sythen ging schief: Als die Täter den Sprengstoff in den Automaten einbringen wollten, löste die Vernebelungsanlage aus. Sie flüchteten ohne die 39.000 Euro Inhalt.
Fünf Tage später wieder Alarm
Fünf Tage später waren die Täter laut Anklage erneut im Einsatz. In dieser Nacht mit einem weiteren Gangster-Team, das parallel unterwegs war. In Marl sprengten die Täter einen Geldautomaten und flüchteten mit 117.530 Euro Beute. Es entstand ein Sachschaden von 150.000 Euro. Zeitgleich sprengten mindestens drei Bandenmitglieder einen Geldautomaten in Waltrop. Beute dort: 229.575 Euro. Der Sachschaden war auch hier mit 500.425 Euro deutlich höher.
Nach den Taten sollen beide Teams mit dem jetzt Angeklagten Adil H. gestanden haben, der den Grenzübergang bei Straelen überwachen sollte. Als Adil H. dort von der Polizei kontrolliert wurde, warnte er einen der Täter, sodass beide Teams einen anderen Grenzübergang wählen konnten - und so einer Kontrolle entkamen.
Für den Prozess gegen die beiden mutmaßlichen Täter sind fünf Tage vor der Großen Strafkammer in Essen angesetzt.
Andere Täter schon verurteilt
Im Prozess um 22 gesprengte Geldautomaten (darunter auch der Automat der Deutschen Bank in Haltern) hatte das Landgericht Osnabrück im März die Angeklagten zu mehrjährigen Haftstrafen verteilt. Sie hatten einen Schaden von etwa 5,5 Millionen Euro verursacht.
Der Haupttäter wurde zu einer Haftstrafe von acht Jahren und neun Monaten verurteilt - wegen des Herbeiführens von Sprengstoff-Explosionen und Bandendiebstahls. Alle Täter müssen ihre Haftstrafe in den Niederlanden absitzen. Umfangreiche Geständnisse hatten zu einem frühzeitigen Prozessende geführt.