Am Anfang war die Frage: „Sind wir wirklich alleine im Universum?“ Eine Antwort musste her: Und so begann Bauunternehmer Georg Röer (60) aus Haltern eine Leidenschaft, die ihn in ferne Galaxien führt: die Fotografie von Sternen, Nebeln und anderen Himmelskörpern.
„Ich fing in den frühen 90ern damit an“, erzählt Röer, damals natürlich noch mit analoger Kamera. „Wenn ich dann bei Photo Porst den Film abgegeben habe, musste ich immer dazu sagen: Die Fotos nicht wegwerfen, da ist wirklich was drauf.“ Denn durch die simple Ausrüstung war auf den Bildern meist nur ganz viel schwarz und wenig Stern zu sehen.

Mit der Zeit rüstete Röer seine Ausrüstung auf: Digitalkamera, ein Spezialstativ und ein Linsenteleskop. „Die Technik ist besser geworden, allerdings auch deutlich teurer“, weiß Röer. Dabei reicht schon eine ganz einfache Ausrüstung.
Der ambitionierte Hobby-Fotograf erklärt: „Mit einer simplen Digitalkamera mit 50-Millimeter-Objektiv kann man schon tolle Aufnahmen vom Sternenhimmel machen.“ Und er zeigt ein Foto aus seinen Anfängen, auf dem die Milchstraße zu sehen ist.
Anfängern rät Röer: „Einfach mal in die Dunkelheit stellen, die Kamera in den Himmel richten und ausprobieren.“
Lichtverschmutzung stört
Wichtig dabei: „Gute Bilder gelingen vor allem bei geringer Lichtverschmutzung.“ Das heißt: In der Stadt erhellen viele Lichter von Häusern, Laternen oder Autos den Nachthimmel – und „verschmutzen“ die klare Sicht. Röer: „Die besten Fotos gelingen bei absoluter Dunkelheit.“ Sein Traum: „Ich würde gerne mal nach Namibia reisen. Dort hat man einen absolut dunklen Nachthimmel. Da strahlen Sterne, die sieht man hier überhaupt nicht.“
Sein profundes Wissen über Astronomie und Astrologie hat sich Röer selbst erarbeitet – eine Mischung aus eigener Erfahrung und Fachliteratur. Mithilfe einer einfachen Himmelsschablone weiß er jederzeit, was wann wo am Nachthimmel zu sehen ist. Er zeigt spektakuläre Fotos von der Mondoberfläche, von der Milchstraße oder vom Orion-Nebel M42.

Der Sternen-Fotograf lächelt verschwörerisch: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir nicht die einzigen im Universum sind. Irgendwo ist bestimmt noch wer.“ Nur entdeckt wurde fernes Leben in irgendeiner Galaxie noch nicht.
Denn ein Lichtjahr entspricht in etwa der Entfernung von neun Billionen Kilometern. Eine unvorstellbare Weite, wenn man bedenkt, dass der Orion-Nebel schon 1500 Lichtjahre entfernt ist …
Röer erklärt: „Das Foto vom Orion-Nebel ist ein Blick in die Vergangenheit. Denn diese gewaltige Staub- und Gaswolke ist 1500 Lichtjahre von uns entfernt.“ Übersetzt: Das Licht dieses Nebels benötigt 1500 Jahre, um von der Erde aus gesehen werden zu können. Röer: „So alt ist dieses Foto schon.“

„Man sieht nach oben und will die Geheimnisse des Weltalls entdecken – das ist das Faszinierende an der Astro-Fotografie“, sagt Röer begeistert. In seinem Jahres-Astro-Kalender sieht er genau, wann was wo am Himmel los ist. „Die beste Sicht habe ich von meinem Garten aus in Richtung Süden.“ Oft stellt er sich mitten in der Nacht den Wecker und geht mit seinem Teleskop in den Garten. Nächster Termin für ihn: der 29. März. „Dann ist partielle Sonnenfinsternis.“
Das Komplizierteste an seiner Leidenschaft ist übrigens die Nachbearbeitung der Bilder am Computer. Oft macht er Langzeitbelichtungen. Das Spezialstativ mit eingebautem Motor und Computer führt das Kameraobjektv nach. Das heißt: Es dreht sich mit der Erde. So entstehen keine Lichtstreifen – wie bei Langzeitbelichtungen sonst üblich.
Nachbearbeitung ist wichtig
Diese einzelnen Aufnahmen legt er dann mithilfe seines Computers übereinander - und erhält gestochen scharfe und brillante Aufnahmen. „Alleine diese Nachbearbeitung am Computer frisst sehr viel Zeit, oftmals dauert das drei oder vier Stunden, bis die Aufnahme optimal ist“, sagt Röer.

Neben dem Linsenteleskop für die Kamera besitzt Röer noch ein Spiegelteleskop, das eher wie ein Kanonenrohr aussieht. „Das nutze ich aber nur zum Gucken“, sagt der Astro-Fotograf. Und zu gucken gibt es noch jede Menge. „Denn die Erde ist nur ein Staubkorn im Universum.“