Donnerstagmorgen, 8 Uhr, am Laden der Halterner Tafel an der Recklinghäuser Straße: Heute ist Ausgabetag, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer trudeln ein, um alles für den Tag vorzubereiten. Von 14.30 bis 16.30 Uhr werden Lebensmittel an die berechtigten Kunden abgegeben.
Auch der Vorsitzende Ludwig Borger ist schon da. Hans Petermann und Stefan Winz beginnen, den Kleintransporter zu beladen, auf dem in großen Buchstaben „Glücksbringer“ steht. Sie packen leere, zusammengefaltete Transportboxen in den Laderaum.
Ihre Aufgabe heute: Lebensmittel einsammeln, die von Halterner Händlern gespendet werden, um sie für den Tafelverkauf anzuliefern. „Heute stehen als erste zwei Aldi-Märkte auf der Liste“, sagt Stefan Winz. „Die leeren Boxen bringen wir im Austausch zurück, das ist praktischer als Holz- oder Pappkisten, die wir dann entsorgen müssen.“
Zwei Aldi Märkte
Um kurz nach acht geht es los: Erstes Ziel ist der Aldi Markt an der Lohausstraße. Am Steuer sitzt Hans Petermann. Er ist 72 Jahre alt, war in seinem Berufsleben viel unterwegs: „Ich war im Außen-Kundendienst für einen großen Pumpenhersteller tätig“, sagt er. „Europaweit. Immer auf Achse.“
An die Aldi-Laderampe fährt er rückwärts heran. Stefan Winz klingelt. Es dauert ein paar Minuten bis man Geräusche hört: Eine Mitarbeiterin hat zwei Paletten mit Lebensmitteln auf die Rampe gezogen, öffnet jetzt das Rolltor.
Jetzt geht alles ganz schnell: Die Mitarbeiterin scannt die Waren, die abgeschrieben werden müssen, weil sie nicht mehr in den Verkauf kommen. Stefan Winz reicht die Kisten von der Rampe aus Hans Petermann an, der sie im Laderaum entgegennimmt und auf Paletten stapelt. Innerhalb von zehn Minuten ist alles erledigt.

Weiter geht es zum Aldi an der Recklinghäuser Straße. Hier wiederholt sich das Spiel. Stefan Winz und Hans Petermann sind ein eingespieltes Team. Einmal pro Woche engagieren sie sich einen Tag lang bei der Tafel.
Stefan Winz hat im Chemiepark Marl gearbeitet, erst in der Produktion, dann in der Personalabteilung. Lange Arbeitswochen waren keine Seltenheit. Mit 59 befindet er sich jetzt im Vorruhestand. „Meine Frau, die bei der Caritas arbeitet, hat mich auf die Idee gebracht, einen Teil meiner Zeit der Tafel zur Verfügung zu stellen“, sagt er. „Und das tue ich gern.“
Obst und Gemüse
Jetzt geht es zurück zur Tafel, dort werden die Lebensmittel mit einem kleinen Gabelstapler abgeladen. Knackige Paprika, Tomaten, Zitronen, Möhren, Pfirsiche und eine Wassermelone finden sich unter anderem in den Kisten. „Die Ware ist meist in einem guten Zustand, viel zu schade zum Entsorgen“, sagt Hans Petermann. Was schon angeschlagen ist, wird aussortiert.

Nach einer kurzen Pause geht es los zur zweiten Tour. Viele Tafeln in Deutschland klagen darüber, dass immer weniger Lebensmittel gespendet werden. In Haltern ist das nicht der Fall. „Wir fahren insgesamt 15 Lebensmittelhändler und 13 Bäckereien an“, sagt Vorsitzender Ludwig Borger. Insgesamt hilft die Tafel mit, 800 bedürftige Menschen in Haltern zu versorgen.
Die „Brottour“
In der Tat spenden nahezu alle in Haltern: Lidl, Edeka, Rewe, K und K und Aldi, Netto, Penny und der Frischemarkt Bösing. Ralf Michaelis hat zeitgleich mit seinem Sohn Jan die „Brottour“ angefangen: Nach Wehren und Malzer geht es weiter nach Lippramsdorf zu Sanders und nach Sythen zu Püttmann. Auch die anderen Bäcker stehen auf der Liste. Und der Raiffeisenmarkt: „Da bekommen wir Tiernahrung“, sagt Ralf Michaelis.

Alle rund 50 Helfer sind mit großem Engagement bei der Sache. Auch Ludwig Borger. Seit zwei Jahren ist der Inhaber einer Firmengruppe rund um einen Pflegedienst Vorsitzender der Tafel.
„Vorher hatte ich als Fahrer angefangen. Meine Kinder steigen jetzt in den Betrieb ein“, sagt Borger. „Ich habe einem Tag in der Woche frei. Statt Radtouren zu machen oder Ausflüge, habe ich mich entschlossen, mich bei der Tafel zu engagieren. Das ist eine sehr sinnvolle Aufgabe, finde ich.“
Auf Tour für die Tafel auf halternerzeitung.de