An der Heerstraße wird gerade ein Doppelhaus gebaut, hier liegt der Bodenrichtwert bei 195 Euro pro Quadratmeter.

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Grundstückspreise im Vergleich: Hier ist es in Haltern besonders teuer

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Seit vielen Jahren markiert Haltern bei den Baulandpreisen im Kreis den Spitzenwert, auch 2020 wieder. Teuerste Pflaster sind die Innenstadt und ein Gebiet, von dem man es nicht vermutet.

Haltern

, 05.07.2021, 05:00 Uhr

Wer im Jahr 2003 ein Haus in guter Lage Halterns gebaut hat, zahlte im Schnitt 230 Euro pro Quadratmeter, fünf Jahre später 280 Euro, 2018 schon 300 Euro und nun mittlerweile 400 Euro. Das sind allerdings Bodenrichtwerte, meistens müssen Käufer von Grundstücken - gerade wegen der Attraktivität Halterns - weitaus mehr berappen.

Ein Bodenrichtwert (der durchschnittliche Lagewert für den Boden) beruht auf der Auswertung von Kaufverträgen durch den Gutachterausschuss des Kreises Recklinghausen. Daraus entsteht der Grundstücksmarktbericht für die Städte Castrop-Rauxel, Datteln, Haltern am See, Herten, Oer-Erkenschwick und Waltrop. Im Vergleich zu diesen Städten hält Haltern nach wie vor die Spitzenstellung, das Bauen in Datteln oder Oer-Erkenschwick ist entschieden günstiger.

Weniger Verkäufe, trotzdem mehr Geld umgesetzt

Freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser sowie Doppel- und Reihenhäuser mit 350 bis 800 Quadratmeter Grundstück kosten in Haltern in guten Lagen 400 Euro pro Quadratmeter, in mittleren Lagen 330 und in mäßigen Lagen 190 Euro. Die Werte von Geschoss-Wohnungsbau liegen bei 410, 330 und 210 Euro pro Quadratmeter. Die Anzahl der Käufe ist im vergangenen Jahr in Haltern zwar um ein Prozent zurückgegangen, der Geldumsatz in Millionen Euro stieg aber um 32 Prozent. Das Preisniveau für Immobilien ist grundsätzlich in allen genannten Städten gestiegen, in Haltern aber am deutlichsten.

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Gebrauchte, freistehende Immobilien kosten je nach Baujahr zwischen 353.000 und 485.000 Euro, Reihen- und Doppelhäuser im Schnitt 345.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurden in Haltern 88 Eigentumswohnungen verkauft (Erst- und Weiterverkäufe oder Umwandlungen), der Kaufpreis liegt bei 1900 bis 2150 Euro pro Quadratmeter.

Eine teure Lage außerhalb der Innenstadt

Teuerste Lage in Haltern-Mitte ist der Bereich rund um den Alten Markt. Hier liegt der Bodenrichtwert bei 475 Euro. Kurioserweise folgt dann die Siedlung Im Loh zwischen Goethe-/Elsa-Brandström-/Alte Ringstraße. In diesem Randbereich der Innenstadt mit Nähe zu Hennewig und Lavesum wurde ein Bodenrichtwert von 470 Euro ermittelt.

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Wertvoll sind außerdem Grundstücke am Uferkastell (430 Euro), von wo aus die Innenstadt zu Fuß zu erreichen ist. Auf dem letzten Platz liegt die Siedlung Hoher Winkel mit einem Wert von 280 Euro.

Boris-NRW als das zentrale Informationssystem der Gutachterausschüsse für Grundstückswerte in Nordrhein-Westfalen gibt für Haltern und die Ortsteile unter anderem folgende Werte an:

  • Stadtmitte: Bodenrichtwerte zwischen 475 Euro (Innenstadt Alter Markt), 470 Euro (Lavesumer-/Goethe-/Elsa-Brandström-/Alte Ringstraße), 430 Euro (Uferkastell), 400 Euro (Nähe zum See, In der Borg) und 320 bis 400 Euro (Hoher Winkel in Berghaltern).
  • Lippramsdorf: zwischen 240 Euro (Dorfmitte), 200 Euro (Freiheit) und 165 Euro (Eppendorf).
  • Lavesum: zwischen 250 Euro (Lilienstraße), 215 Euro (Dorfmitte) und 195 Euro (Talstraße).
  • Holtwick: 185 Euro
  • Sythen: zwischen 310 Euro (Blumensiedlung), 290 Euro (Elterbreischlag), 270 Euro (Dorfmitte) und 210 Euro (Bahnweg).
  • Flaesheim: zwischen 235 Euro (Am Paschenberg), 185 Euro (Dorfmitte und altes Dorf) und 160 Euro (Zum Dachsberg).
  • Hullern: zwischen 205 Euro (Zum Imberg) und 195 Euro (Dorfmitte) sowie 190 und 220 Euro entlang der Stever.
  • Hamm-Bossendorf: zwischen 320 Euro (am Kanal), 245 Euro (Ecksteinshof) und 195 Euro (Im Hämmken).
  • Bergbossendorf: 170 Euro

Man mag es kaum glauben, aber es gab auch in Haltern Jahre, in denen die Stadt Mühe hatte, Baugrundstücke zu verkaufen. So waren 2003 im Baugebiet In der Borg-Nord noch 24 der 48 städtischen Baugrundstücke frei. Das kuriose und heute nicht mehr vorstellbare Problem: Der vom Rat festgelegte Quadratmeterpreis von 230 bis 240 Euro wurde von privaten Anbietern deutlich unterboten.

Der Kaufpreis liegt noch einmal 20 Prozent höher

Heute treiben der Mangel an Baugrundstücken, Immobilien und die Niedrigzinsen die Preise in die Höhe, sagt Immobilienkaufmann Ludwig Deitermann. Dass Angebote auf dem Markt dann tatsächlich zum Bodenrichtwertpreis zu haben sind, sei ein Irrglaube. Etwa 20 Prozent müsse ein Bauwilliger oder Käufer oben drauf rechnen. Während sich in der Innenstadt der Richtwert in den letzten zehn Jahren kaum bewegt habe, hätten sich die Preise in den umliegenden Baugebieten in dem Zeitraum fast verdoppelt. Dafür stehe als Beispiel die Siedlung Im Loh.

Daten gibt es kostenfrei

Der Bodenrichtwert ist der durchschnittliche Lagewert für den Boden innerhalb eines Gebiets (Bodenrichtwertzone), das nach seinem Entwicklungszustand sowie nach Art und Maß der Nutzung weitgehend übereinstimmende Verhältnisse aufweist. Er ist bezogen auf den Quadratmeter Grundstücksfläche eines Grundstücks mit definiertem Grundstückszustand (Bodenrichtwertgrundstück). Die Bodenrichtwerte werden in Bodenrichtwertkarten eingetragen, die im Internet kostenfrei unter www.boris.nrw.de abgerufen oder bei der Geschäftsstelle des zuständigen Gutachterausschusses kostenpflichtig erworben werden können.
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